Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
bin.«
»Ich weiß. Aber Sie haben gelogen.«
Ivers erhob sich halb. »Jetzt hören Sie mal zu ...«
Banks machte einen Schritt nach vorn und schob ihn behutsam zurück. »Nein. Sie hören zu. Lassen Sie mich uns allen eine Menge Zeit und Mühe ersparen und Ihnen erzählen, was passiert ist.«
Ivers ließ sich wieder nieder und suchte in seinen Hosentaschen nach seiner Pfeife und Tabak. Patsy schenkte Tee ein und reichte ihm den Becher. Ihre Hände zitterten. Die Winkel seines schmalen Mundes zuckten, als wollte er ihr damit ein beruhigendes Lächeln schenken.
»An diesem Abend«, begann Banks, »wollten Sie Veronica Ihr Weihnachtsgeschenk bringen. Eine Schallplatte, die Sie im Klassikplattenladen im Merrion Centre in Leeds gekauft haben. Vivaldis Laudate pueri, gesungen von Magda Kalmar, einer Sängerin, von der Sie wussten, dass sie Veronica beeindruckt hatte. Als Sie jedoch zu ihrem Haus kamen, sagen wir, um kurz nach sieben, da war sie weg. Caroline Hartley öffnete die Tür und ließ Sie herein. Sie wollten eigentlich nur das Geschenk abgeben, aber dann ist etwas passiert, etwas, das Sie wütend gemacht hat. Vielleicht hat Caroline etwas Abfälliges über Ihre Potenz gesagt, keine Ahnung, oder vielleicht ist die Wut darüber, dass sie Ihnen Veronica weggenommen hat, schließlich übergekocht. Sie gingen auf sie los, schlugen sie und erstachen sie dann mit dem Küchenmesser, das Sie auf dem Tisch gefunden haben.«
»Genial«, erwiderte Ivers. »Aber kein Wort davon ist wahr.«
Banks wusste sehr wohl, dass seine Theorie voller Löcher war - zum Beispiel waren da die zwei weiblichen Besucher, die Caroline Hartley empfangen hatte, nachdem Ivers anscheinend gegangen war -, aber er fuhr trotzdem fort. Er wollte Ivers wenigstens ein klein wenig aus der Reserve locken.
»Ich weiß nicht, warum Sie die Platte aufgelegt haben, aber Sie haben es getan. Vielleicht wollten Sie es wie die Tat eines Psychopathen aussehen lassen. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass Sie ihr den Morgenrock ausgezogen haben, nachdem Sie sie geschlagen haben. Wie auch immer, als es getan war, wischten Sie das Messer in der Spüle ab. Ich nehme an, dass Blut auf Ihre Handschuhe und Ärmel spritzte, aber diese Beweise konnten Sie zu Hause problemlos vernichten.« Banks schnippte seinen Zigarettenstummel in das Feuer. »Und zwar genau hier.«
Ivers schüttelte den Kopf und biss fest auf seine Pfeife.
»Und?«, meinte Banks.
»Nein«, flüsterte er durch zusammengebissene Zähne. »So ist es nicht gewesen. Ich habe sie nicht getötet.«
»Wussten Sie, dass Caroline Hartley einmal ein Baby hatte?«, fragte Banks.
Ivers nahm überrascht die Pfeife aus dem Mund. »Was? Nein. Ich weiß nur, dass sie die Hexe war, die meine Frau verdorben und dazu verleitet hat, mich zu verlassen.«
»Was Ihnen ein sehr gutes Motiv dafür gab, sie loswerden zu wollen«, sagte Susan und schaute von ihrem Notizbuch auf.
Wieder schaute Ivers sie an, ohne sie wirklich wahrzunehmen.
»Vielleicht«, räumte er ein. »Aber ich bin kein Mörder. Ich erschaffe, ich zerstöre nicht.«
Patsy beugte sich vor und nahm seine Hand in ihre. Mit seiner anderen Hand hielt er sich an seiner Pfeife fest.
»Was ist passiert?«, fragte Banks.
Ivers seufzte und stand auf. Er streichelte Patsys Wange und ging zum Kamin, wo er seine Pfeife ausklopfte. Jetzt wirkte er irgendwie gebeugter und gebrechlicher und seine kultivierte Stimme hatte ihren autoritären Ton verloren.
»Sie haben Recht«, bekannte er. »Ich bin an diesem Abend nach Eastvale gefahren. Ich hätte nicht lügen dürfen. Ich hätte Ihnen die Wahrheit sagen sollen. Aber als Sie mir erzählten, was passiert war, war ich mir sicher, ein Verdächtiger zu sein - und das stimmt ja auch, oder? Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, ernstlich von meiner Arbeit abgehalten zu werden. Aber ich schwöre, Chief Inspector, dass diese kleine Schlampe Caroline Hartley, als ich von ihr wegging, so lebendig war, wie Sie und ich es sind. Ja, ich bin hingefahren. Ja, Veronica war beim Einkaufen. Caroline ließ mich zähneknirschend rein, aber sie ließ mich nur rein, weil es kalt war und schneite und sie die Tür nicht auflassen wollte. Ich war nicht länger als ein paar Minuten drinnen. Aus reiner Höflichkeit habe ich gefragt, wie es ihr geht, habe mich nach Veronica erkundigt, dann habe ich einfach das Geschenk übergeben und bin gegangen.
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