Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
gut.«
»Kennen Sie das Stück?«
»Ja. Nicht gut, aber ich kenne es.«
»Dann wissen Sie also, >wie das gehn soll«
»Alle heiraten diejenigen, die sie wollen, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute glücklich und zufrieden.«
Conran hob seinen Zeigefinger. »Nicht ganz, Chief Inspector. Malvolio, erinnern Sie sich, gelobt am Ende, Rache an allen anderen zu nehmen, weil sie ihn lächerlich gemacht haben.«
Alles, was Banks vom Ende von Was ihr wollt noch in Erinnerung hatte, war das schöne Lied, das der Narr ganz allein sang, nachdem alle anderen ihrem Schicksal entgegengegangen waren. Es befand sich auf seiner Kassette des Deller Konsortiums. »Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag«, lautete der Refrain. Für den Schluss einer Komödie war ihm das Lied immer eigenartig düster vorgekommen. Aber nichts war schwarzweiß, besonders in der Welt von Shakespeare nicht.
»Vielleicht haben Sie ja Lust, zur Premiere zu kommen«, sagte Conran. »Sie bekommen selbstverständlich Freikarten.«
»Ja, habe ich. Sehr gerne.« Freikarten für eine Laienaufführung anzunehmen, konnte kaum als Bestechung angesehen werden, dachte Banks. »Proben Sie noch lange?«, fragte er. »Ich würde nämlich gerne mit ein paar Mitgliedern der Gruppe sprechen. Vielleicht wäre es drüben im Crooked Billet gemütlicher.«
Conran zog die Stirn in Falten. »Worüber wollen Sie denn bloß mit ihnen reden?«
»Das ist Sache der Polizei.«
Nicht sehr erfreut, schaute Conran auf seine Uhr und klatschte in die Hände. Die Schauspieler marschierten von der Bühne und holten ihre Mäntel.
Nachdem sie in der kühlen Abendluft die Gasse heruntergelaufen waren, begrüßte sie die Wärme des Crooked Billet wie ein lange verlorener Freund. Sie zogen ihre Mäntel aus, hingen sie an die Garderobe und schoben dann in der Nähe des Kamins zwei Tische zusammen, an denen sie sich niederließen. Banks versuchte, sich alle Namen der Schauspieler sowie die dazugehörigen Rollen einzuprägen. Olivia, gespielt von Teresa Pedmore, und Viola, das hieß Faith Green, interessierten ihn am meisten. Auch Marcia Cunningham, die Ausstatterin, war da. Um potenziell Verdächtige zu befragen, war dies eine recht lässige und unorthodoxe Methode, das war Banks bewusst. Doch bevor er entschied, wie er weiterverfahren sollte, wollte er sich ein möglichst umfassendes Bild von der gesamten Truppe machen.
»Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, warum Sie mit den Schauspielern reden wollen«, klagte Conran. »Sie denken doch wohl nicht, dass einer von uns etwas mit dem Tod der armen Caroline zu tun hat?«
»Seien Sie doch nicht so furchtbar naiv, Mr Conran. Jeder, der sie kannte, könnte es getan haben. Auf jeden Fall schien sie ihren Mörder gekannt zu haben, denn es gibt keine Anzeichen dafür, dass er gewaltsam eingedrungen ist. Wie lange sind Sie in der Nacht ihres Todes im Pub geblieben?«
»Keine Ahnung. Ungefähr eine Stunde, nehme ich an. Vielleicht etwas länger.«
»So bis kurz nach sieben?«
»So ungefähr, ja.«
»Und dann sind Sie nach Hause gegangen?«
»Genau. Das habe ich Ihnen schon gesagt.«
»Nun. Sie könnten lügen. Sie haben keinerlei Alibi.«
Conran wurde rot, seine Hand umklammerte sein Glas. »Hören Sie ...«
Doch Banks ignorierte Conran völlig und ging zur Theke, um sich einen neuen Drink zu holen. Der Regisseur schien eindeutig nervös zu sein. Banks fragte sich, warum. Vielleicht lag es ja nur an seinem Künstlertemperament.
Als er zum Tisch zurückkehrte, war sein Platz von einem verzweifelten Junker Tobias von Rülp eingenommen worden, der anscheinend der Meinung war, seine Rolle könne trotz der von Shakespeare auferlegten Einschränkungen eine gewisse Ausweitung vertragen (vielleicht, um sie seinem Bauch anzupassen).
Banks quetschte sich zwischen Teresa Pedmore und Faith Green, was nicht der schlechteste Platz war. Teresa war eben in ein Gespräch mit einem Mann zu ihrer Rechten vertieft, sodass sich Banks an Faith wandte und ihr zu ihrem Vortrag von Violas Monolog Komplimente machte. Sie errötete und antwortete hastig, wobei ihre atemlose Stimme ziemlich tief wurde:
»Danke. Es ist sehr schwer. Ich habe keine richtige Schauspielausbildung. Ich bin Lehrerin und mache wirklich gerne bei den Aufführungen mit, aber ... Was ihr wollt zu spielen, ist wirklich schwierig. Ich muss die ganze Zeit daran
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