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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Beine übereinander. Er wusste, dass er nein sagen sollte. Offiziell war Veronica Shildon eine der Hauptverdächtigen am Mord an ihrer Liebhaberin. Er hatte ihr von Ruth Dünne nur teilweise aus Wohlwollen erzählt; hauptsächlich war er an ihrer Reaktion auf die Nachricht interessiert gewesen. Doch wenn er sie von ihrer normalen Umgebung entfernte, von diesem Haus und von Eastvale, dann könnte er sie vielleicht dazu bringen, ein bisschen mehr über Carolines Hintergrund zu verraten. Aber war es das Risiko wert, dass sie die Reise zur Flucht nutzte? In einer so großen Stadt wie London konnte sie leicht verschwinden. Aber warum sollte sie? Er hatte keinen wirklichen Beweis gegen sie; er konnte sie nicht verhaften.
      »Ich nehme den Zug«, erklärte er. »Ich werde nicht mit dem Wagen runterfahren. Ich hasse es, in London Auto zu fahren.«
      »Wollen Sie versuchen, mich davon abzubringen? Ich weiß, dass es eine ungewöhnliche Bitte ist, Chief Inspector, doch ich habe durch Caroline so oft von Ruth gehört - obwohl sie immer nur ihren Vornamen nannte; aber stets betonte sie, was für eine gute Freundin sie doch sei. Jetzt, wo Caroline tot ist, spüre ich einfach, dass ich sie gerne kennen lernen möchte. Sonst ist mir nur sehr wenig geblieben.«
      Banks nippte an seinem Tee und ließ einen Augenblick verstreichen. »Unter zwei Bedingungen«, sagte er schließlich. »Erstens kann ich Ihnen nicht erlauben, beim Gespräch dabei zu sein, und zweitens können Sie sie erst treffen, nachdem ich mit ihr gesprochen habe.«
      Veronica nickte. »Das klingt fair.«
      »Ich bin noch nicht fertig.«
      »Aber das waren zwei.«
      »Dann erhöhe ich eben auf drei. Ich behalte mir das Recht vor, Sie gar nicht zu ihr zu lassen, wenn es Gründe gibt, die mir diese Maßnahme notwendig erscheinen lassen.«
      »Aber warum um alles in der Welt ...«
      »Das liegt doch auf der Hand. Wenn sich Ruth Dünne als noch verdächtiger herausstellt, als sie es jetzt schon ist, dann kann ich nicht gestatten, dass Sie beide den Fall zusammen besprechen. Stimmen Sie diesen Bedingungen zu?«
      Veronica nickte langsam. »Ich habe wohl keine andere Wahl.«
      »Und außerdem werden Sie mit mir zurückreisen müssen.«
      »Ich hatte daran gedacht, eine alte Freundin zu besuchen«, gestand Veronica. »Und vielleicht über Silvester zu bleiben ...«
      Banks schüttelte den Kopf. »Ich riskiere schon so Kopf und Kragen.«
      Veronica stand auf. »Na gut, ich verstehe.«
      »Okay«, sagte er an der Tür. »Acht Uhr zwanzig von Eastvale aus, umsteigen in Leeds.«
      »Ich werde da sein«, versprach sie und schloss die Tür hinter ihm.
     
    * IV
     
    Mario's war ein gemütliches Restaurant in einer engen Sackgasse voller Geschenkläden, die von der North Market Street abging. In dem langen Raum, von Stuckwänden umgeben, befanden sich kleine Tische mit rotweiß karierten Tischdecken und Kerzen in orangefarbenen Gläsern darauf und am einen Ende eine kleine Bar. Am anderen Ende saß ein Mann mit einer Gitarre auf einem Barhocker und trällerte leise italienische Liebeslieder.
      Als James und Susan ankamen, waren alle Tische besetzt, sodass sie zehn Minuten an der Bar warten mussten. James bestellte einen halben Liter Barolo, den sie währenddessen tranken.
      Wie attraktiv er ist, dachte Susan. Er hatte sich sichtlich um ein elegantes Aussehen bemüht und die Kordhose und das Poloshirt durch graue Anzughosen, ein weißes Hemd und ein gut geschnittenes dunkelblaues Sportjackett ersetzt. Sein schütteres Haar war glatt nach vorne gekämmt und sah frisch gewaschen aus; außerdem hatte er sich rasiert, wie ein paar Schnitte unter seinem Kinn belegten. Seine grauen Augen wirkten heute Abend blauer und sprühten vor Lebensfreude und Verschmitztheit.
      »Die Cannelloni werden Sie lieben«, versicherte er, formte Daumen und Zeigefinger vor den Lippen zu einem Kreis und machte einen Kussmund.
      Susan lachte. Wie lange war es her, dass ein verführerischer Mann sie zum Lachen gebracht hatte? Sie hatte keine Ahnung. Aber sie schien die Vorstellung von James Conran als Theaterlehrer sehr schnell zu überwinden und ihn als ... tja, wie sie ihn nun sah, wusste sie gar nicht genau und wollte in diesem Moment eigentlich auch gar nicht darüber nachdenken. Heute Abend auf keinen Fall. James unterhielt sich gewandt in fließendem Italienisch mit dem Barmann, während Susan ihren Wein schlürfte und die Etiketten der

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