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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Likörflaschen hinter der Theke las. Bald darauf führte sie ein in Weiß gehüllter Ober mit schwungvoller Bewegung zu einem Tisch für zwei. Zum Glück, dachte Susan, stand er nicht zu nah bei dem Sänger, der gerade in O Sole mio versunken war.
      Schweigend studierten beide ihre Speisekarte und Susan entschied sich schließlich, James' Rat zu folgen und die Cannelloni zu nehmen. Er selbst bestellte Linguine in Weißwein- und Muschelsauce. Das hatte er ihr auch empfohlen, aber sie war allergisch gegen Meeresfrüchte.
      »Ich muss noch einmal sagen«, sagte er und erhob sein Glas zum Toast, »dass Sie heute Abend großartig aussehen.«
      »Ach, hören Sie auf.« Susan spürte, wie sie rot anlief. Sie hatte einfach versucht, das Beste aus sich zu machen, ihre eher zu dünnen Lippen betont und die Rundlichkeit ihrer Wangen mit Puder überspielt. Sie wusste, dass sie nicht hässlich war; ihre großen Augen hatten eine schöne ultramarinblaue Farbe und ihr kurzes, blondes Haar, das naturgelockt und dicht war, machte ihr überhaupt keine Probleme. Wenn sie nur ein paar Pfunde an Taille und Hüfte verlieren könnte, wäre sie schon eher geneigt, Komplimenten und Pfiffen Glauben zu schenken. Auf jeden Fall war es lange her, seit sie sich so viel Mühe für eine Verabredung gegeben hatte. Sie lächelte und stieß mit James an.
      »Ihnen fehlt es nur an Selbstvertrauen«, erklärte er, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Sie müssen mehr an sich glauben.«
      »Das tue ich«, entgegnete Susan. »Wie, meinen Sie, wäre ich sonst dahin gekommen, wo ich bin?«
      »Ich meine Ihre Persönlichkeit - wie Sie sich zur Geltung bringen. Wenn Sie sich selbst für schön halten, dann werden die anderen Sie auch so sehen.«
      »Ist das Ihr persönliches Geheimrezept?«
      James zuckte in gespieltem Schmerz zusammen. »Oh, jetzt sind Sie grausam.«
      »Tut mir Leid.«
      »Schon in Ordnung. Ich werde es überleben.« Er beugte sich vor. »Ich habe mich immer gefragt, was Sie wohl über mich dachten, als Sie noch zur Schule gingen. Ich meine, was haben die Mädchen über mich gedacht?«
      Susan kicherte und legte eine Hand vor den Mund. »Sie haben gedacht, Sie wären schwul.«
      James' Gesicht blieb ausdruckslos, doch schien eine plötzliche Kälte von ihm auszugehen.
      »Entschuldigen Sie«, stotterte Susan. Sie wurde nervös. »Das wollte ich nicht. Ich habe das nicht angenommen - falls Sie das irgendwie tröstet. Und es war nur, weil Sie zu den Künstlern gehörten.«
      »Zu den Künstlern?«
      »Ja, Sie wissen doch, die Leute, die etwas mit Kunst zu tun haben, werden immer für schwul gehalten. Vielleicht beruhigt es Sie, dass man Mr Curlew das Gleiche nachsagte.«
      James starrte sie an und brach dann in Gelächter aus. »Peter Curlew? Der Musiklehrer?«
      Susan nickte.
      »Also, das ist gut. Das beruhigt mich wirklich. Curlew war ein glücklich verheirateter Mann mit vier Kindern. Ein treuer Familienvater.«
      Susan fiel in sein Lachen ein. »Daran erkennen Sie, wie falsch wir lagen. Ich habe ihm gerne zugesehen, wenn er uns eine Platte vorgespielt hat. Er war dann immer völlig in sich versunken, ganz in seiner Welt.«
      »Und ihr habt euch natürlich alle hinter seinem Rücken über ihn lustig gemacht, was?«
      »Ja. Ja, ich fürchte, das haben wir.« Obwohl Susan seit Jahren nicht mehr an Mr Curlew gedacht hatte, schämte sie sich seltsamerweise, das jetzt zugeben zu müssen.
      »Er war ein sehr talentierter Pianist, wissen Sie. Er hätte es weit bringen können, aber das jahrelange, eintönige Unterrichten hat ihm den Mut geraubt.«
      Susan war verlegen. »Wie kommen Sie ohne Caroline zurecht?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
      Als wäre er in Gedanken versunken, hielt James eine paar Augenblicke inne, ehe er antwortete: »Gut. Sie hatte ja keine schwierige Rolle, es war einfach nur so, dass Caroline - nun, etwas Besonderes war. Sind Sie mit den Ermittlungen schon weitergekommen?«
      Susan schüttelte den Kopf. Aber auch wenn sie bei der Suche nach Carolines Mörder schon mehr Fortschritte gemacht hätten, hätte sie nichts verraten. Sie runzelte die Stirn. »Glauben Sie, dass irgendjemand, der an der Inszenierung beteiligt ist, etwas mit ihrem Tod zu tun haben könnte?«
      Er legte sein Kinn in seine Hände und dachte einen Moment nach. »Nein«, antwortete er schließlich. »Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Dazu kannte sie niemand gut

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