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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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vorbei. Dabei nickte er James zu.
      »Ich glaube es nicht«, stöhnte James. »Da sitzen Sie bei Weihnachtsliedern neben dem Tannenbaum und lesen über Leichen und Gift und Ballistik.«
      »Tja, so war es aber«, gestand Susan und lächelte gequält. »Aber wenn mein Job Ihnen nicht...«
      Aber sie hatte keine Zeit, den Satz zu beenden. Noch ehe sie das Wort aussprechen konnte, tauchte der Sänger neben ihr auf und begann, in ihr Ohr zu singen. Sie kannte das Lied nicht, konnte aber die Worte bella und amore heraushören. Am liebsten wäre sie vor Scham im Erdboden versunken. James saß ihr mit auf dem Schoß gefalteten Händen gegenüber und beobachtete sie mit kaltem Vergnügen. Als der Mann endlich verschwunden war, nachdem Susan ihm mürrisch gedankt hatte, wandte sie sich mit wütendem Blick an James.
      »Das haben Sie arrangiert, als Sie zur Toilette gegangen sind, oder? Sie haben mit dem Geschäftsführer gesprochen. Los, geben Sie es zu.«
      »Na gut.« James hob die Hände wie jemand, der sich ergibt. »Mea culpa. Ich dachte einfach, es würde Ihnen gefallen, das ist alles.«
      »Mir ist in meinem ganzen Leben noch nie etwas so peinlich gewesen. Und ich habe ein gutes Gedächtnis ...« Susan warf ihre Serviette auf den Tisch und schob ihren Stuhl zurück, doch James beugte sich vor und legte ihr sanft seine Hand auf den Arm. Sie konnte sehen, wie der leicht amüsierte Ausdruck in seinen Augen besorgt wurde.
      »Gehen Sie nicht, Susan. Ich wollte Sie doch nur ein bisschen aufheitern, nachdem Sie an Weihnachten allein waren. Ehrlich, ich wollte Sie nicht in eine unangenehme Situation bringen. Ich hätte nie gedacht, dass es Ihnen nicht gefällt. Woher denn auch?«
      Als sie ihm wieder in die Augen sah, konnte sie erkennen, dass er es ernst meinte. Und nicht nur das: Selbst ihm war aufgegangen, dass der Sänger ihr peinlich gewesen sein könnte. Sie rückte mit dem Stuhl wieder an den Tisch und entspannte sich.
      »Na gut«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. »Diesmal lasse ich Sie noch mal davonkommen. Aber wenn Sie jemals ...«
      »Das werde ich nicht«, versicherte James. »Versprochen. Großes Pfadfinderehrenwort. Sonst will ich tot umfallen. Bitte, essen Sie Ihre Cannelloni auf und trinken Sie Ihren Wein. Seien Sie wieder gut!« Und dann ließ er über der karierten Tischdecke lange seine Hand auf ihrer ruhen, bevor er sie wieder wegnahm.
     
    * V
     
    Banks schaltete Milhauds »Creation« aus, als er vor Faith Greens Wohnblock anhielt. Es war ein relativ niedriges Haus, nur drei Stockwerke hoch, mit sechs Wohnungen auf jeder Etage. Er schaute auf seine Uhr: 19.50. Faith hatte genug Zeit gehabt, um aus dem Crooked Billet nach Hause zu kommen, falls sie noch eine Verabredung gehabt hatte.
      Glücklicherweise war sie zu Hause. Er klopfte und hörte kurz darauf jemanden das Zimmer durchqueren, dann verdunkelte sich der Türspion.
      »Inspector Banks!«, rief Faith, als sie die Tür mit dramatischer Geste aufzog. »Was für eine Überraschung. Kommen Sie doch herein. Geben Sie mir Ihren Mantel.« Sie hängte seinen Mantel auf, nahm dann seinen Arm und führte ihn in ein geräumiges Wohnzimmer. An den pastellgrünen Wänden hingen einige gerahmte Plakate alter Filme: Bogart in Casablanca, die Garbo in Die Kameliendame, John Garfield und Lana Turner in Wenn der Postmann zweimal klingelt. Faith deutete auf die Sofaelemente, die sich fast über zwei Wände ausdehnten, und Banks setzte sich hin.
      »Einen Drink?«
      »Vielleicht einen kleinen Scotch, wenn Sie welchen haben.«
      »Natürlich.« Faith öffnete die Glastüren eines Cocktailschränkchens und schenkte beiden ein Glas ein. Das von Banks war ungefähr zwei Fingerbreit voller, als er gewollt hatte.
      »Was verschafft mir das Vergnügen?«, fragte Faith mit ihrer rauchigen Stimme. »Wenn Sie mir nur angekündigt hätten, dass Sie kommen. Ich hätte wenigstens mein Gesicht schminken können. Sicher sehe ich schrecklich aus.«
      Das war nicht der Fall. Mit ihren schönen Augen und ihrem silbernen Pagenkopf konnte Faith Green gar nicht schrecklich aussehen. Sie war ungeschminkt, aber das spielte keine Rolle. Ihre hohen Wangenknochen benötigten keine Hervorhebung und ihre vollen, pinkfarbenen Lippen keine zusätzliche Farbe. In hautengen schwarzen Hosen und einer dunkelgrünen Seidenbluse sah ihre Figur - schlanke Taille, runde Hüften und üppiger Busen - einfach hervorragend aus. Ihr Parfüm war

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