Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
hatte. Damals hatte sie vermutet (und zwar richtig), dass man vor allem zur Beschwichtigung von Dorothy Wycombe und der feministischen Vereinigung von Eastvale - der FEEF, der Frauen von Eastvale für Emanzipation und Freiheit - eine deutlich erkennbare weibliche Beteiligung an den Ermittlungen wollte. Aber sie hatte gute Arbeit geleistet und seither ihr berufliches Interessengebiet in einem gewissen Ausmaß um die Kriminal- und Devianzpsychologie erweitert. Sie hatte sogar eine Reihe von faszinierenden Vorlesungen über das psychologische Profil von Serienmördern besucht, die von einem amerikanischen Gastdozenten der Abteilung für Verhaltensforschung des FBI gehalten worden waren.
      Zudem hatte sie mit besagtem Gastdozenten ein kurzes Techtelmechtel gehabt - aber daran erinnerte sie sich nur ungern. Wie die meisten ihrer Affären wollte sie auch diese am liebsten vergessen. Das Ganze war jetzt achtzehn Monate her, damals war sie noch verletzt wegen ihrer Trennung von Dennis Osmond gewesen. Seitdem hatte sie kein Verhältnis mehr gehabt, dafür aber viel über ihre verkorksten Beziehungen nachgedacht und den Grund dafür gesucht. Bis jetzt hatte sie noch keine Antworten gefunden. Am Ende solcher Grübeleien fragte sie sich meistens, warum ihr ihre beruflichen Einsichten kein bisschen in ihrem Privatleben nützten.
      Mit quietschenden Reifen bog sie rechts auf den Marktplatz und fuhr dann am Schlossberg zwischen den terrassenförmig angelegten Flussauen und den öffentlichen Parkanlagen hinunter. Auf der einen Straßenseite saßen die Leute auf den Terrassen und aßen ihr Mittagsbrot, während auf der anderen Seite gelangweilte Kinder von ihren Müttern durch die verblühenden Blumenrabatten gezerrt wurden.
      Schließlich überquerte sie die kleine Brücke über den Swain, bog rechts ab und parkte vor dem Café.
      Le Bistro war eines der neuesten Cafés in Eastvale. Der Tourismus, Hauptindustriezweig der Dales, expandierte und die vielen Amerikaner, die zum Urlaub herüberkamen, gaben sich nicht mit Fish and Chips und lauwarmem Bier zufrieden, so urig sie so etwas auch fanden. Und weil der Grundbesitz hier oben immer noch erheblich billiger war als im Süden, war zudem eine kultiviertere, kosmopolitisch angehauchte Schicht aus London in den Norden gezogen. Viele von ihnen pendelten von Eastvale nach York und Darlington oder sogar bis nach Tyneside, Leeds und Bradford. Und was das kulinarische Angebot betraf, erwarteten diese Leute natürlich etwas mehr Vielfalt.
      Das Beste für Jenny aber war, dass Le Bistro sich in einem umgebauten georgianischen Doppelhaus, nur vier Häuser entfernt von ihrer eigenen Wohnung befand. Irgendwie hatten die neuen Besitzer eine Baugenehmigung dafür bekommen, die Wand zwischen den beiden Hälften einzureißen und auf der gesamten Fläche ein Café einzurichten. Da Jenny nach einem harten Arbeitstag oft keine Lust zu kochen mehr hatte, war das Bistro für sie ein Geschenk des Himmels. Das Essen war gut und die Preise annehmbar.
      Sie riss die Tür auf. Obwohl das Lokal ziemlich voll war, sah sie Banks sofort. Da saß er in dunkelgrauem Jackett, weißem Hemd und Krawatte. Wie gewöhnlich war der obere Knopf geöffnet, die Krawatte gelockert und saß schief. Als er zu ihr herüberschaute, funkelten seine dunkelblauen Augen unter dem kurz geschorenen schwarzen Haar. Er war mit einem Kreuzworträtsel beschäftigt und hielt, so wie es aussah, ein mit Mineralwasser gefülltes Glas in der Hand. Während sich Jenny mit einer Flut von Entschuldigungen hinsetzte, konnte sie ein Kichern nicht unterdrücken. Bier gab es im Bistro nicht.
      »Macht nichts«, behauptete Banks, obwohl ihm die Enttäuschung anzumerken war, und steckte die Zeitung in seine Aktentasche. »Ich sollte den Bierkonsum ohnehin etwas einschränken.«
      »Seit wann denn das?«
      Banks klopfte auf seinen Bauch. »Seit ich vierzig geworden bin und bemerkt habe, dass ich hier ansetze.«
      »Quatsch. Du bist schlank und rank wie immer. Dir machen nur die Wechseljahre zu schaffen. Als Nächstes wirst du eine Affäre mit einer einundzwanzigjährigen Polizistin anfangen.«
      Banks lachte. »Du bringst mich auf Ideen. Aber reißen wir lieber keine Witze darüber. Man kann ja nie wissen. Und nun zu dir: Wie geht's denn so?«
      Jenny zuckte mit den Achseln und warf ihre dichte rote Mähne zurück, die ihr wallend auf die Schultern fiel. »Ganz gut. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich gerne

Weitere Kostenlose Bücher