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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Psychopathen und Perverse über den Weg gelaufen, das Thema ist mir daher nicht völlig fremd. Und oft hat es mich tatsächlich erstaunt, wie sie ihre Geheimnisse hüteten. Denk nur an Dennis Nilson, der hat Kinder in Einzelteile zerlegt und ihre Köpfe auf kleiner Flamme gekocht, während er seinen Hund Gassi geführt und mit den Nachbarn geplaudert hat. So ein netter und ruhiger Mann.« Banks schüttelte den Kopf. »Mir ist bekannt, dass der Würger von Boston verheiratet war, ebenso Sutcliffe, der Ripper von Yorkshire. Aber wie zum Teufel kann ein Pädophiler seine Neigungen vor Frau und Kindern verbergen?«
      »Wenn sie müssen, können Menschen wahre Meister im Hüten von Geheimnissen werden, Alan. Und man verbringt ja auch nicht seine gesamte Zeit zusammen mit anderen. Bestimmt hast du zum Beispiel als Kind mal eine halbe Stunde gefunden, um allein zu masturbieren, oder? Und wahrscheinlich hast du außerdem des Öfteren daran gedacht und dir schon im Vorfeld ausgemalt, wie du dir das Bild anschauen oder im Geist das Mädchen vorstellen würdest, das sich auszieht. Die ganze Sache nimmt eine Art magische Intensität an, wird zu einem Ritual, wenn du so willst. Ein Triebtäter wird ganz einfach seine gesamte Freizeit damit zubringen, seine abnormen Handlungen zu antizipieren und zu planen.«
      Banks lockerte seine Krawatte noch etwas mehr. Jenny bemerkte, wie er sich im Restaurant umschaute und die drei Geschäftsmänner am Nachbartisch beruhigend anlächelte, die dem Gespräch anscheinend mit wachsender Faszination und Entsetzen zugehört hatten. »Du scheinst ja eine Menge über die männliche Pubertät zu wissen«, bemerkte er.
      Jenny lachte. »Alan, habe ich dich jetzt in Verlegenheit gebracht? Mach doch nicht so ein Gesicht! Das hier ist schließlich Teil meines Fachgebietes - die Dinge, die kleine Jungen und Mädchen so anstellen.«
      »Wie lautet deine Prognose?«
      Jenny seufzte. »Für dich? Da sehe ich leider keine Hoffnung. Nein, ernsthaft, auf diesem Gebiet bin ich noch nicht bewandert genug.« Sie legte ihre glatte Stirn in Falten. »Aber weißt du, was mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet? Das ist wahrscheinlich wieder so ein Punkt, den du aus deiner Sicht schon in Erwägung gezogen hast, aber er ist auch in psychologischer Hinsicht interessant.«
      »Was denn?«
      »Die Frau.«
      »Du meinst, warum sie dabei war?«
      »Genau. Welche Rolle spielt sie bei der Sache?«
      »Tja, ihre Anwesenheit hat der Behauptung, sie seien Sozialarbeiter, bestimmt mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Ich bezweifle, dass selbst ein so dummer Mensch wie Brenda Scupham einem Mann getraut hätte, der allein gekommen wäre.«
      »Ja, das ist mir klar. Aber überlege mal, Alan.« Jenny beugte sich vor, ihre Hände umfassten den Tisch. »Sie ist eine Frau. Du willst doch nicht behaupten, sie hätte nicht gewusst, was sie taten, als sie das Kind mitnahmen, oder?«
      »Sie haben gemeinsam gehandelt, ja. Aber er könnte sie um der Glaubwürdigkeit willen mit irgendeiner erfundenen Geschichte hineingezogen haben. Möglicherweise kannte sie seine Motive gar nicht, insbesondere weil Pädophile gut ihre Geheimnisse verbergen können, wie du gesagt hast.«
      »Außer vor sich selbst. Aber ich finde dennoch, dass es seltsam für eine Frau ist zu helfen, das Kind einer anderen Frau zu entführen. Für ein Paar ist es eine noch merkwürdigere Tat. Was sollte sie mit Gemma vorhaben?«
      »Jetzt komm mir bitte nicht mit diesem feministischen Quatsch, den kaufe ich nicht ab. Frauen sind genauso ...«
      Jenny hob ihre Hand. »Schon gut. Das wollte ich gar nicht sagen. Und es gibt keinen Grund, sauer zu werden. Mir geht es um eine ganz praktische Sache. Soweit ich weiß, können sexuell abnorm Veranlagte dick oder dünn sein, groß oder klein, jung oder alt, reich oder arm, aber sie agieren fast immer allein. Um es fachspezifisch auszudrücken, wir sprechen hier von Menschen, die Merkmale einer Sozialphobie aufweisen.«
      »Mmm. Wir haben natürlich auch in Betracht gezogen, dass die beiden vielleicht einfach partout ein Kind haben wollten und es deshalb jemand anderem weggenommen haben. Es kann sein, dass es sich gar nicht um Pädophile handelt. Wir wissen es einfach nicht. Aber überlege mal, welche Risiken das mit sich bringt.«
      Jenny fuhr mit den Fingern über den Stiel ihres Weinglases. »Vielleicht ist das weit hergeholt. Aber es gab schon Frauen, die Babys aus Kinderwagen entführt

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