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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Flüssigkeit in seinem Glas. Sie hatte ja Recht. Es lag nicht nur an ihr. Es lag an der ganzen verdammten Situation zu Hause. Er hatte das Gefühl, dass seine Kinder über Nacht plötzlich zu anderen Menschen geworden waren und dass es seiner Frau nicht einmal aufgefallen war. Er beobachtete sie, während sie zurückkam. Sie ging langsam, darauf bedacht, die Getränke nicht zu verschütten. Es war albern, aber selbst nach all diesen Jahren brauchte er sie nur zu sehen - und schon schlug sein Herz schneller.
      Sandra stellte das Glas vorsichtig auf den Bierdeckel vor ihm. Er bedankte sich.
      »Schau«, sagte sie, »ich weiß, was du meinst. Aber manche Dinge musst du akzeptieren. Brian ist ausgezogen. Er soll sein eigenes Leben führen. Wann bist du von zu Hause ausgezogen?«
      »Das ist doch nicht das Gleiche.«
      »Doch, ist es.«
      »In Petersborough ist man erstickt, mein Vater hat die ganze Zeit auf mir herumgehackt und meine Mutter hat einfach alles hingenommen. Das war etwas völlig anderes.«
      »Die Umstände waren vielleicht andere«, räumte Sandra ein. »Aber der Anlass ist für Brian der gleiche.«
      »Er hat es doch wunderbar gehabt bei uns. Ich verstehe nicht, warum er ausgerechnet bis nach Portsmouth ziehen musste. Ich meine, er hätte nach Leeds gehen können oder nach York oder Bradford. Dann könnte er an den Wochenenden nach Hause kommen.«
      Sandra seufzte. »Manchmal kannst du verdammt begriffsstutzig sein, Alan, weißt du das?«
      »Was willst du denn damit sagen?«
      »Er hat das Nest verlassen, er ist flügge geworden und nabelt sich ab. Je weiter weg, desto besser. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass er uns nicht mehr liebt. Er wird einfach erwachsen. Du hast das Gleiche getan. Das will ich damit sagen.«
      »Aber das war wirklich etwas völlig anderes.«
      »So anders war das nicht. Hast du nicht auch die ganze Zeit wegen seiner Musik auf ihm herumgehackt?«
      »Ich habe ihn immer machen lassen, was er wollte. Ich habe ihm sogar eine Gitarre geschenkt.«
      »Ja. In der Hoffnung, dass er anfängt, Klassik oder Jazz zu spielen. Auf jeden Fall irgendetwas anderes als seine Musik.«
      »Erzähl mir nicht, dir wäre dieser Krach nicht auf die Nerven gegangen.«
      »Darum geht es nicht. Ach, was soll's. Ich will nur sagen, dass wir ihn nicht vertrieben haben, zumindest nicht mehr, als deine Eltern dich vertrieben haben. Er will nur unabhängig sein, genauso wie du es wolltest. Er will sein eigenes Leben führen.«
      »Das ist mir klar, aber ...«
      »Nichts aber. Wir haben immer noch Tracy. Erfreue dich an ihr, solange sie noch da ist.«
      »Sie ist ja nie zu Hause. Sie ist immer mit diesem Harrison unterwegs und stellt Gott weiß was an.«
      »Sie stellt überhaupt nichts an. Sie ist vernünftig.«
      »Sie scheint sich für nichts anderes mehr zu interessieren. Ihre schulischen Leistungen lassen nach.«
      »Nicht sehr«, entgegnete Sandra. »Und ich wette, deine ließen auch nach, als du deine erste Freundin hattest.«
      Banks schwieg.
      »Alan, du bist eifersüchtig, das ist alles.«
      »Eifersüchtig? Auf meine eigene Tochter?«
      »Ach, hör auf. Wenn du für deine eigene Familie so viel Einsicht aufbringen könntest wie für deine Fälle, dann hättest du diese Probleme nicht.«
      »Erkenntnis ist eine Sache, gut damit zurechtzukommen ist eine ganz andere.«
      »Das ist mir klar. Aber die Erkenntnis ist der erste Schritt.«
      »Wie kommst du denn damit zurecht?«, wollte Banks wissen. »In den letzten Monaten warst du wie eine Fremde für mich.«
      »Ich habe ja nicht behauptet, dass ich besser damit zurechtkomme, nur, dass ich mir eine Menge Gedanken zu allem gemacht habe.«
      »Und?«
      »Es ist nicht leicht, aber wir sind an dem Punkt angekommen, wo unsere Kinder keine Kinder mehr sind. Sie können uns nicht länger zusammenhalten.«
      Banks spürte, wie ihn ein kalter Schauer durchzuckte. »Was meinst du damit: Sie können uns nicht zusammenhalten?«
      »Was ich sage. Um Himmels willen, jetzt guck nicht so bedeppert! So habe ich es nicht gemeint. Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Die Kinder haben uns viel Gemeinsames gegeben, wir konnten uns zusammen über sie freuen oder um sie sorgen. Das machen sie natürlich immer noch, auch wenn die Sorgen wohl etwas überhand genommen haben. Aber wir können nicht mehr auf die gleiche Weise mit ihnen umgehen. Sie sind nicht

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