Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Susan. »Nach außen hin sieht alles großartig aus, aber ich würde gerne mal wissen, wie das Leben auf der Arkbeck Farm wirklich war. Nach meinem Gespräch mit Laurence Pratt kam mir ein Gedanke: Wenn Tom der Grund dafür war, dass Keith und Mary Rothwell geheiratet haben und Rothwell unglücklich in seiner Ehe war, dann könnte Rothwell Tom die Schuld dafür gegeben haben. Das ist natürlich völlig irrational, aber solche Dinge passieren.«
»Die Psychologie würde ich Jenny Füller überlassen«, sagte Gristhorpe.
Susan wurde rot.
»Susan hat Recht«, meinte Banks. »Je eher wir Tom Rothwell finden, desto besser.«
Gristhorpe zuckte mit den Schultern. »Das ist jetzt Sache der Polizei in Florida. Wir haben ihnen alle Informationen gegeben, die wir hatten. Ich bitte dich, Alan, du denkst doch wohl nicht, dass seine Frau und seine Tochter etwas damit zu haben, oder?«
»Schwer zu glauben, nicht wahr? Andererseits haben wir zu dem Vorfall einzig und allein die Aussage der beiden. Niemand sonst hat die beiden Männer in Schwarz gesehen. Was, wenn tatsächlich Alison und ihre Mutter Rothwell aus irgendeinem Grund loswerden wollten?«
»Als Nächstes wirst du mir erzählen, seine Frau und seine Tochter hätten Pornos für Rothwell gemacht. Du hast doch mit Alison gesprochen und gesehen, wie mitgenommen das Mädchen war.«
»Alison muss vielleicht nichts damit zu tun gehabt haben.«
»Also Mrs. Rothwell? Die stand doch völlig unter Schock, oder nicht?«
»Das wurde mir gesagt. Bis heute Vormittag habe ich sie nicht zu sehen bekommen. Sie hatte also eine Menge Zeit, sich zu sammeln und sich darauf vorzubereiten, uns etwas vorzuspielen.«
»Aber das Team der Spurensicherung hat den Ort so gründlich wie immer durchsucht, den Heuboden, alles. Sie konnten keinen Hinweis auf die Waffe finden.«
»Ich sage nicht, dass sie ihn erschossen hat.«
»Was dann? Sie hat ein paar Killer angeheuert, die es für sie erledigten?«
»Keine Ahnung. Auf jeden Fall hätte sie es sich leisten können. Ich versuche nur, den Fall von allen Seiten zu betrachten, aber wahrscheinlich male ich jetzt den Teufel an die Wand. Allerdings bleibe ich dabei, dass es eine äußerst merkwürdige Familie ist. Alisons Angst war echt, das weiß ich. Aber irgendetwas stimmt bei allen nicht, und ich möchte wissen, was es ist. Als ich heute Vormittag von der Arkbeck Farm weggefahren bin, hat mich etwas nicht losgelassen und die ganze Zeit beschäftigt, aber erst seit einer Weile weiß ich, was es ist.«
»Und?«, wollte Gristhorpe wissen.
»Toms Postkarte aus Kalifornien. Sie war an Alison adressiert. Er nannte sie Ali und am Schluss schrieb er >Liebe Grüße an Mama<. Seinen Vater hat er mit keinem Wort erwähnt.«
»Mmmmh«, sagte Gristhorpe. »Das muss nichts bedeuten.«
»Vielleicht nicht. Aber das ist nicht alles. Als ich mir vorhin Rothwells Brieftasche anschaute, fand ich Fotos von Mary und Alison, aber keines von Tom. Nicht ein Einziges.«
* VIER
* I
Nach einem nächtlichen Schlaf sollte man sich eigentlich ausgeruht fühlen und nicht so, als wachte man gerade aus einer Vollnarkose auf, dachte Banks trübselig am Samstagmorgen.
Von Natur aus ein Morgenmuffel, saß er bei seiner zweiten Tasse schwarzem Kaffee und einer Scheibe Vollkorntoast mit Marmelade, die Zeitung vor sich ausgebreitet, und versuchte, genug Kraft für den vor ihm liegenden Tag zu sammeln. Wie ein Hintergrundgeräusch zu den Verkehrsnachrichten im Radio konnte er oben Sandra duschen hören. Er hasste diesen Apparat, statt unter einer heißen Dusche schien er immer unter einem lauwarmen Rinnsal zu stehen, aber Sandra und Tracy hatten nichts daran auszusetzen. Banks bevorzugte ein langes, heißes Bad, dazu etwas leise Musik und ein gutes Buch.
Nachdem er am vergangenen Abend im Büro noch Schreibkram erledigt hatte, war es fast elf Uhr gewesen, als er nach Hause gekommen war. Insgeheim hatte er gewünscht, dass Sandra verärgert darüber sein würde, den Rotwein, Chopin und das Kerzenlicht verpasst zu haben, aber es hatte ihr anscheinend nichts ausgemacht. Ob sie nur so tat oder ob es ihr wirklich egal war, wusste er nicht. Sie hatte gesagt, sie wäre selbst gerade erst von einem Empfang im Gemeindezentrum zurückgekommen. Diese Situation war zum Normalfall geworden. In der letzten Zeit hatten sie sich so selten zu Gesicht bekommen, dass sie sich zunehmend fremd geworden
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