Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
bereits seit achtzehn Monaten in dem Haus und die Fluktuation unter den Sekretärinnen sei hoch. Aber wenn Banks am Montagmorgen wiederkommen wolle ...
Trotzdem hatte die ganze Aktion, dachte Banks, als sie in der Tür standen, alles in allem nur anderthalb Stunden gedauert, seit sie zum ersten Mal von der Wohnung gehört hatten. Da konnte man eigentlich nicht klagen.
»Bitte nichts anfassen«, sagte Banks, als sie im Flur standen. »Welches ist das Wohnzimmer?«, fragte er dann Pamela.
»Das hier, links.«
Die Tür war angelehnt und Banks schob sie mit seinem Ellbogen auf. Die Unterseite der Tür schleifte über den beigefarbenen Teppichboden. Susan Gay und Pamela folgten ihm.
»Es gibt nur dieses Zimmer, ein Schlafzimmer, Küche und Bad«, sagte Pamela. »Nicht groß, aber gemütlich.«
Das Wohnzimmer war eindeutig kein Raum, von dem sich Banks vorstellen konnte, dass er Mary Rothwell gefallen würde. Eingerichtet mit den üblichen Gegenständen - Fernseher, Stereoanlage, ein paar Jazz-CDs, Bücher, Sessel, Gasofen -, roch das Zimmer nach abgestandenem Rauch und strahlte eine gemütliche, bewohnte Atmosphäre aus, die er auf der Arkbeck Farm nie gespürt hatte. Vielleicht lag es an den alten Zeitschriften - hauptsächlich Jazz- oder Pferderennmagazine -, die auf dem Couchtisch verstreut waren, an dem überfüllten Aschenbecher, an dem abgeschabten Polster des Sessels vor dem Kamin oder an den gerahmten Fotos eines jünger aussehenden Rothwells auf dem Kaminsims. An der Wand hing ein gerahmter Druck von Monets Gemälde Die Waterloo Bridge an einem grauen Tag.
Sie gingen weiter ins Schlafzimmer und fanden die gleiche Unordnung vor. Das Bett war nicht gemacht, auf dem Boden daneben lagen schmutzige Socken, Unterhosen und Hemden.
An der einen Wand stand zudem ein kleiner Schreibtisch, auf dem sich ein Glas mit Kugelschreibern und Bleistiften, eine Rolle Tesafilm, eine Heftmaschine sowie mehrere Blätter Papier befanden, von denen manche mit Nummern vollgekritzelt waren. »Suchen Sie nach solchen Sachen?«, wollte Pamela wissen.
Vorsichtig öffnete Banks die Schublade und entdeckte eine Brieftasche. Ohne etwas durcheinander zu bringen, konnte er durch den transparenten Plastikhalter hindurch Kreditkarten sehen, die auf den Namen Robert Calvert ausgestellt waren. Er schob die Schublade wieder zu.
In dem Kleiderschrank hingen ein paar Anzüge, Hemden, Krawatten, Freizeitjacken und Hosen. Banks fasste in die Taschen, fand aber nur Kleingeld, Kassenzettel, ein paar Filzstifte, Streichhölzer, Wettscheine und Fussel.
Da sich von Holzflächen normalerweise keine Fingerabdrücke nehmen ließen, konnte er die Schränke und Schubladen bedenkenlos öffnen. Die Schubladen der Kommode enthielten das gewöhnliche Durcheinander von Jeans, Pullovern, Socken und Unterwäsche. In der Schublade des Bettschrankes lag neben einem Reisepass und einer Auswahl an holländischem, französischem, griechischem und schweizerischem Kleingeld einsam und verlassen eine Packung Kondome. Der Pass war auf den Namen Robert Calvert ausgestellt. Er enthielt keine Einreise- oder Ausreisestempel, aber da seine Reisen ihn hauptsächlich nach Europa geführt hatten, wie die Münzen zu belegen schienen, war das auch kein Wunder. Auf dem anderen Bettschrank stand eine Leselampe, daneben lag eine Ausgabe von The Economist.
Die Küche konnte man tatsächlich nur winzig nennen, und dem spärlichen Kühlschrankinhalt nach zu urteilen, hatte Calvert vor allem außer Haus gegessen. Auf der Küchenzeile stand ein Weinregal. Banks überprüfte den Inhalt: ein weißer Burgunder, ein Champagner der Marke Veuve Clicquot, ein Rioja.
Calverts Badezimmer war sauber und aufgeräumt. Sein Spiegelschrank enthielt nur das Nötigste: Paracetamoltabletten, Aspirin, ein Magenmittel, Alka Seltzer, Fisherman's Friend, Pflaster, Wattestäbchen, Bleichmittel, Deodorant und Rasiercreme von Old Spiee, eine Packung orangefarbener Einwegrasierer, Zahnbürste und eine halb leere Tube Colgate. Calvert hatte sie in der Mitte gedrückt, fiel Banks auf, und nicht von unten nach oben. Konnte dies derselbe Mann sein, der seine benutzten Streichhölzer wieder in die Schachtel steckte?
»Kommen Sie«, sagte Banks. »Wir gehen besser in eine Telefonzelle. Ich möchte nicht riskieren, dass wir mögliche Abdrücke auf dem Telefon verschmieren.«
»Was geht hier vor?«, wollte Pamela wissen, als sie die Straße
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