Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
von Heu und Kuhdung sowie an die glänzenden Milchkannen, die an der Straße standen und darauf warteten, abgeholt zu werden.
Als er an der Tür klingelte, bezweifelte er, dass ein leerer Bauernhof bei den Rothwells die gleichen Gefühle auslöste. Der Hof schien zu Alisons verschlossenem Wesen zu passen, ihrem Vater hatte sicherlich die Abgeschiedenheit und der dadurch gebotene Schutz vor neugierigen Blicken und Fragen gefallen, und Mary Rothwell ... nun, Banks konnte sie sich kaum beim Ausmisten oder Schweinefüttern vorstellen. Und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass sie einem Kind ein warmes Porzellanei in die Hand legte.
»Kommen Sie herein«, sagte Mary Roth well, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Banks folgte ihr in das sich über beide Geschosse erstreckende Wohnzimmer. Heute trug sie eine weiße Bluse, die auf der »Männerseite« geknöpft war, und einen weiten grauen Rock, der bis zu den Knöcheln reichte. Alison lag lesend auf dem Sofa.
Auf dem Weg zur Arkbeck Farm hatte er darüber nachgedacht, was er ihnen nach seinem Gespräch mit Pamela Jeffreys in Leeds sagen sollte, aber er war zu keinem klaren Entschluss gekommen. Noch hatte sich Vic Manson wegen der Fingerabdrücke nicht bei ihm gemeldet, er wusste also noch nicht mit absoluter Sicherheit, ob Robert Calvert und Keith Rothwell ein und dieselbe Person waren. Am besten improvisieren, dachte er.
»Wie geht es Ihnen?«, erkundigte er sich bei Mary Rothwell.
»Es könnte schlimmer gehen«, erwiderte sie. Er bemerkte die Augenringe unter ihrem Make-up. »Trotz der Pillen habe ich nicht gut geschlafen, ich bin ein reines Nervenbündel. Aber wenn ich etwas zu tun habe, vergeht wenigstens die Zeit. Ich muss die Beerdigung arrangieren. Bitte, nehmen Sie Platz.«
Zum Teil war Banks gekommen, um ihnen anzukündigen, dass ein Transporter unterwegs war, um Keith Rothwells Computerdisketten und Geschäftsakten abzuholen und in die Zentrale des Betrugsdezernats nach Northallerton zu bringen, wo ein paar Bürohengste für Monate, vielleicht sogar für Jahre, darüber brüten und den Steuerzahler Millionen kosten würden. Natürlich drückte er sich ein wenig anders aus. Gerade als er seine Erklärungen beendet hatte, hörte er den Transporter draußen anhalten.
Er ging zur Eingangstür und führte die Männer in Rothwells Büro, kehrte dann ins Wohnzimmer zurück und schloss die Tür hinter sich zu. Es war dunkel in dem Zimmer, und trotz des herrlichen Wetters, das draußen herrschte, etwas kühl. »Damit sie uns nicht stören«, sagte er. »Vielleicht etwas Musik?«
Mary Rothwell nickte und schaltete das Radio ein. Die Stimme von Engelbert Humperdinck ertönte, er sang »Release Me«. Oft bedauerte Banks, dass die Menschheit nicht mit der Fähigkeit geboren worden war, die Ohren genauso wie die Augen verschließen zu können. Aber er sagte sich, dass die Musik nur den Zweck erfüllen sollte, die Geräusche zu übertönen, die das Auseinandernehmen und der Abtransport von Keith Rothwells Büro erzeugten.
»Haben Sie Tom gefunden?«, fragte Mary Rothwell und nahm Platz. Sie setzte sich auf die Kante des Sessels, bemerkte Banks, und verdrehte ihre Hände auf dem Schoß, ein Knäuel aus Gold und Edelsteinen. Sie schien so steif zu sein, dass er wünschte, jemand würde ihr eine Massage verabreichen. Er hatte den Eindruck, ihre Haut würde sich genauso spröde anfühlen wie mit Haarspray gefestigtes Haar.
Banks berichtete, dass sie die Autovermietung aufgespürt hatten, die Tom benutzt hatte, und dass es nun wohl nicht mehr lange dauern würde, bis jemand den Wagen sichtete.
»Er sollte zu Hause sein«, sagte sie. »Wir brauchen ihn. Die Beerdigung ... die ganzen Vorbereitungen ...«
»Wir tun unser Bestes, Mrs. Rothwell.«
»Selbstverständlich. Das sollte kein Vorwurf sein.«
»Schon in Ordnung. Sind Sie in der Lage, ein paar weitere Fragen zu beantworten?«
»Ich denke schon. Solange Sie nicht darüber sprechen wollen, was ich in der schrecklichen Nacht durchmachen musste. Das könnte ich nicht ertragen.« Ihr Blick bewegte sich in die Richtung der Garage, und Banks konnte sehen, wie Angst und Schrecken ihn erfüllten.
»Nein, darüber nicht.« Doch irgendwann werden Sie darüber sprechen müssen, hätte Banks fast gesagt, aber nicht jetzt, noch nicht. »Ich möchte über Ihren Mann sprechen. Wir müssen mehr darüber wissen, wie er seine Zeit verbracht hat.«
»Nun, das
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