Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
zwielichtige Finanzgeschäfte involviert war«, erklärte Banks. »Und die könnten etwas mit seiner Ermordung zu tun haben.«
»Zwielichtig?« Sie sagte es, wie Lady Bracknell sagte »Eine Handtasche?«
»Er muss nicht unbedingt gewusst haben, in was er involviert war«, log Banks weiter. »Es ist nur ein Ermittlungsstrang, dem wir folgen müssen.«
»Ich kann Ihnen versichern, dass mein Mann durch und durch ehrlich war.«
»Mrs. Rothwell, können Sie mir denn überhaupt etwas darüber erzählen, was Ihr Mann auf seinen Geschäftsreisen getan hat?«
»Woher soll ich das wissen? Ich war schließlich nicht dabei, oder?«
»In welchen Hotels ist er abgestiegen? Sie müssen ihn doch angerufen haben.«
»Nein. Gelegentlich hat er mich angerufen. Er hat mir gesagt, das wäre besser für seine Spesenabrechnung bei der Steuer.« Sie zuckte mit den Achseln. »Er war ja der Geschäftsmann. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass er durchs ganze Land gereist ist.«
»Und Sie haben ihn nie begleitet?«
»Nein, selbstverständlich nicht. Ich habe eine Aversion gegen lange Autofahrten. Außerdem waren es Geschäftsreisen. Man nimmt seine Gattin nicht auf Geschäftsreisen mit.«
»Also haben Sie keine Ahnung davon, was er in Leeds oder sonst wo getrieben hat?«
Sie setzte ihre Tasse ab. »Wollen Sie ihm irgendetwas unterstellen, Chief Inspector? Keith hat überhaupt nichts getrieben«.«
Banks schmachtete nach einer Zigarette. Er trank den dünnen Tee aus und stellte seine Tasse und Untertasse vorsichtig auf den Couchtisch. »Wissen Sie, ob Ihr Mann ein Spieler war?«, fragte er.
»Ein Spieler?« Sie lachte. »Großer Gott, nein. Keith hat nicht einmal Lotto gespielt, und das machen ja nun wirklich die meisten Menschen, oder? Nein, mein Mann hatte sein Geld zu hart verdient, um es einfach so zu vergeuden. Sie müssen wissen, dass Keith in einer armen Familie groß geworden ist, und da lernt man ziemlich bald, den Wert des Geldes zu schätzen.«
»Was war das für eine Familie?«
»Sein Vater war ein kleiner Ladenbesitzer, und als die Supermärkte sich immer weiter verbreiteten, hatten sie schrecklich darunter zu leiden. Schließlich musste er sich für bankrott erklären. Keith hat nicht gerne darüber gesprochen.«
Banks erinnerte sich an die Zigaretten, die er in Rothwells Taschen gefunden hatte. »Wussten Sie, dass Ihr Mann geraucht hat?«, fragte er.
»Eine kleine Schwäche«, sagte Mary Rothwell und rümpfte ihre Nase. »Eine übel riechende und unangenehme Angewohnheit und zudem eine möglicherweise folgenschwere. Ich hätte ihn bestimmt nie im Haus rauchen lassen, außerdem habe ich immer versucht, ihn davon zu überzeugen, es aufzugeben.«
Das kann ich mir bestens vorstellen, dachte Banks. »Haben Sie jemals von einer Frau namens Pamela Jeffreys gehört?«, fragte er.
Mary Rothwell runzelte die Stirn. Zum ersten Mal lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und griff mit beiden Händen an die Lehnen. »Nein. Warum?« Banks sah Argwohn und Besorgnis in ihren Augen.
Draußen wurde die Tür des Transporters geschlossen und der Motor gestartet. Banks bemerkte, wie Mrs. Rothwell zum Fenster blickte. »Sie sind fertig«, erklärte er. »Was ist mit Robert Calvert? Sagt Ihnen der Name etwas?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. Hören Sie, was soll das? Sind das die Leute, die Sie für Keith' Mörder halten? Sind das diejenigen, die ihn in diese kriminellen Machenschaften hineingezogen haben, von denen Sie gesprochen haben?«
Banks seufzte. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Vielleicht, aber ich weiß es nicht.«
»Warum gehen Sie dann nicht los und verhaften diese Leute, anstatt uns zu behelligen?«
Banks gab die Hoffnung auf, noch etwas von Mary Rothwell oder von Alison zu erfahren. Er stand auf. »Es tut mir Leid, dass wir Sie belästigen mussten«, sagte er. »Sobald wir Ihren Sohn aufgespürt haben, werden wir uns melden. Und bitte, geben Sie uns Bescheid, falls Sie zuerst von ihm hören. Machen Sie sich keine Umstände, ich finde allein hinaus.« Und dann verließ er das Haus.
Vielleicht hatte sie nie von Pamela Jeffreys gehört, dachte er, als er in den Wagen stieg, aber er war sich sicher, dass sie ihren Mann verdächtigte, andere Frauen getroffen zu haben. Er konnte es an ihren Augen sehen und daran, wie sich ihre Fingerknöchel weiß verfärbt hatten.
Er schob eine Kassette von Thelonious
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