Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Banks seine immer trug, wenn er nicht um einen Schlips herum kam. In seinem schwarzen Haar war so viel Gel oder Creme, dass es aussah wie ein Ölteppich.
»Ist die Chefin in der Nähe?«, fragte Banks und zeigte seinen Ausweis.
»Hinten.« Er hob die Tresenklappe und Banks ging durch. Auf dem schmalen Flur musste er über Weinkisten steigen oder sich an ihnen vorbeischlängeln, bis er zu seiner Linken durch eine offene Tür in ein winziges Büro schaute. Am Schreibtisch saß eine Frau und telefonierte. Für Banks klang es so, als würde sie sich über die nicht erfolgte Lieferung ungarischen Pinot Noirs beschweren.
Als sie ihn sah, winkte sie ihn herein und deutete auf einen Stuhl, auf dem ein Stoß Papiere lag. Banks legte ihn auf die Kante des Schreibtischs und sie grinste ihn über die Sprechmuschel an. Es gab keine Fenster, und trotz eines sirrenden Ventilators war es stickig in dem Büro, das nach frisch gesägtem Holz roch. Banks zog seine Jacke aus und hängte sie über die Lehne des Stuhls. Auf seiner linken Gesichtshälfte spürte er den gleichmäßigen Luftzug des Ventilators.
Schließlich legte sie den Hörer auf und verdrehte ihre Augen. »Manche Lieferanten ...«
Sie trug ein gelbes Sommerkleid mit schmalen Trägern, das den größten Teil ihrer schön gebräunten und sommersprossigen Schultern und den Hals unbedeckt ließ. Sie war ungefähr vierzig Jahre alt, schätzte Banks, und sah aus, als würde sie auf ihre Ernährung achten und regelmäßig Sport treiben, wahrscheinlich Tennis. Ihr glattes blondes Haar, in der Mitte gescheitelt, ging ihr genau bis auf die Schultern und umrahmte ein herzförmiges Gesicht mit hohen Wangenknochen. Es war ein fröhliches Gesicht, dem ein Lachen nicht fremd war, und der jugendliche, ungerade Pony stand ihr. Aber in den Falten unter ihren blaugrauen Augen und um ihren etwas spitzen Mund erkannte Banks auch Anzeichen von Stress und Überarbeitung. Eine Brille mit einer Fassung aus Schildpatt baumelte an einem Band um ihren Hals.
»Ihr Anruf hat mich neugierig gemacht«, sagte sie, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und legte die Hände hinter den Kopf. Banks bemerkte die Ansätze von Stoppeln unter ihren Achseln. »Was hat Dannyboy denn jetzt schon wieder angestellt?«
»Entschuldigen Sie«, sagte Banks. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Hat Betty es Ihnen nicht erzählt?«
»Was erzählt?«
»Oh, Gott, diese Frau. Strohdumm. Über Danny und mich. Wir haben uns getrennt. Schon vor über zwei Jahren. Natürlich ganz freundschaftlich.«
Natürlich, dachte Banks. Wie oft hatte er das schon gehört? Wenn das alles so freundschaftlich war, fragte sich Banks, warum seid ihr dann nicht mehr zusammen? »Das wusste ich nicht«, sagte er.
»Dann tut es mir Leid, dass Sie wahrscheinlich auf der falschen Fährte sind.« Sie veränderte ihre Position, legte ihre Hände auf den Schreibtisch und spielte mit einem Gummiband. Sie trug keine Ringe an ihren Fingern. »Aber ich bin trotzdem neugierig«, sagte sie. »Ich mag Danny immer noch sehr gern. Der Gedanke, dass ihm etwas zugestoßen ist, würde mich beunruhigen. Es ist ihm doch nichts zugestoßen, oder?«
»Sehen Sie sich noch?«
»Hin und wieder.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Mmmh ...« Sie schob die Unterlippe vor und dachte nach. »Vor ein paar Monaten. Wir haben im Whitelocks zusammen zu Mittag gegessen.«
»Welchen Eindruck machte er?«
»Einen guten.« Sie zog fest an dem Gummiband. »Hören Sie, Sie haben mir Angst gemacht. Plötzlich dieses ganze Interesse an Danny. Erst seine Mandanten und nun Sie.«
Banks spitzte seine Ohren. »Welche Mandanten?«
»Am Samstag. Samstagnachmittag. Ein paar Geschäftsleute, die mich fragten, ob ich wohl wüsste, wo er wäre.«
»Wussten sie, dass Sie beide getrennt sind?«
»Ja. Sie sagten, sie hätten es nur auf gut Glück versucht und es täte ihnen Leid, mich zu belästigen, aber sie hätten an dem Morgen einen Termin mit ihm gehabt und er wäre nicht aufgetaucht. Er hat wohl irgendwann einmal von mir und dem Laden gesprochen. Das macht er häufig, um mir Kunden zu schicken. Er ist eben einfach ein Schatz. Wie auch immer, sie fragten, ob ich eine Ahnung hätte, wo er sein könnte, ob er sich vielleicht spontan zu einem Wochenendausflug entschieden hätte. Als würde ich das wissen! Ich habe mir nichts dabei gedacht. Stimmt irgendetwas
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