Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
nicht?«
»Wie haben sie ausgesehen?«
Sie beschrieb dieselben Männer, die auch Betty Moorhead aufgesucht hatten. Für die beiden war es bestimmt nicht schwierig gewesen, von Melissas Laden zu erfahren; vielleicht hatte ihnen sogar Betty davon erzählt. Und wenn sie nach Clegg gesucht hatten, war es durchaus logisch, anzunehmen, seine Exfrau könnte wissen, wo er steckte. Sie musste die beiden schnell davon überzeugt haben, dass sie es weder wusste noch interessierte.
Das Gummiband zerriss. »Hören Sie«, sagte sie, »ich habe ein Recht zu erfahren, wenn Danny etwas zugestoßen ist, meinen Sie nicht?«
»Wir wissen nicht, ob ihm etwas zugestoßen ist«, sagte Banks. »Er wird nur vermisst.«
Sie seufzte erleichtert auf. »Das ist also alles.«
Banks runzelte die Stirn. »Seine Sekretärin schien das ziemlich zu beunruhigen. Sie behauptet, es wäre ungewöhnlich.«
»Ach, Betty ist ein recht nettes Mädchen, aber sie malt schnell den Teufel an die Wand. Danny ist immer ein Casanova gewesen. Das ist einer der Gründe, warum wir nicht mehr zusammen sind. Wenn er vermisst wird, so könnte ich mir vorstellen, dass ihm sozusagen jemand über den Weg gelaufen ist.« Sie grinste und entblößte sich leicht überdeckende Vorderzähne.
»Hätte er dann nicht wenigstens seine Sekretärin wissen lassen, wo er ist?«
»Das ist allerdings etwas ungewöhnlich. Danny war zwar nie völlig an seinen Schreibtisch gefesselt, er wollte aber immer auf dem Laufenden sein. Sie kennen bestimmt diesen Typ, der ständig vom Autotelefon aus im Büro anruft. Wer weiß. Vielleicht steckt er in der Midlife-Crisis. Vielleicht ist er mit seiner Mieze irgendwo abgetaucht, wo es kein Telefon gibt. Danny ist furchtbar romantisch.«
Das Telefon klingelte und Mrs. Clegg entschuldigte sich für einen Moment. Banks bekam ihren Teil des Gesprächs über eine Bestellung méthode champenoise mit. Ein paar Minuten später legte sie auf. »Entschuldigen Sie. Wo waren wir?«
»Mrs. Clegg, wir glauben, Ihr Mann könnte in zwielichtige Geschäfte verwickelt sein und diese Geschäfte könnten etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben.«
Sie lachte. »Zwielichtige Geschäfte? Das überrascht mich kaum.«
»Wissen Sie etwas über seine geschäftlichen Aktivitäten?«
»Nein. Aber wer in der Liebe unehrlich ist ...« Sie ließ diesen Gedanken im Raum stehen und zuckte dann mit den Achseln. »Danny war nie ein besonders moralischer oder treuer Mensch. Vorsichtig war er für gewöhnlich, ja, aber eher unmoralisch.«
»Würden Sie sagen, er ist der Typ, der in etwas Illegales hineingezogen wird?«
Sie dachte einen Augenblick mit gerunzelter Stirn nach, bevor sie antwortete. »Ja. Ja, würde ich sagen. Wenn er glaubt, dass es sich für ihn lohnt.«
»Ist er ein habgieriger Mensch?«
»Nein. So weit würde ich nicht gehen, nein. Habgierig würde ich ihn nicht nennen. Er kriegt einfach gerne das, was er will: Frauen. Geld. Was auch immer. Das ist eher eine Frage von Macht und Manipulation. Er gewinnt einfach gerne.«
»Und das Risiko?«
Sie neigte ihren Kopf zur Seite. »Was ist schon völlig ohne Risiko, Chief Inspector? Wenn es die Sache wert ist ... Danny ist kein Feigling, wenn Sie das meinen.«
»Kannten Sie Keith Rothwell?«
»Ja. Nicht gut, aber ich habe ihn kennen gelernt. Armer Mann. Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Schrecklich. Sie glauben doch nicht, dass eine Verbindung zwischen seiner Ermordung und Dannys Verschwinden besteht, oder?«
Sie ist mehr auf Zack als Betty Moorhead, dachte Banks. »Das wissen wir nicht. Ich nehme an, Sie sind nicht dazu in der Lage, uns über die Geschäftsbeziehung der beiden aufzuklären, oder?«
»Tut mir Leid, nein. Ich habe Keith seit meiner Trennung von Danny nicht mehr gesehen. Selbst damals bin ich ihm nur hin und wieder zufällig im Büro begegnet oder wenn er mir bei meiner Steuererklärung geholfen hat.«
»Sie haben also keine Ahnung, in welche Art von Geschäften die beiden verwickelt waren?«
»Nein. Wie gesagt, Keith Rothwell hat ein paar Mal die Bücher für mein Weingeschäft gemacht, als Danny und ich noch zusammen waren - bevor die Situation unangenehm wurde und unser Privatleben einer Arbeitsbeziehung im Wege stand. Er war ein verdammt guter Steuerberater. Er hat mir eine Menge Steuern erspart, alles völlig korrekt. Aber wenn die beiden gemeinsam Geschäfte gemacht haben, muss
Weitere Kostenlose Bücher