Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
jedes Mal den Computer anstellen, wenn man eine Adresse braucht, oder?« Während er sprach, blätterte er durch die Seiten. »Ja, da ist es.« Er hielt die aufgeschlagene Seite hoch, damit Susan die Eintragung sehen konnte. »19. März. Abendessen bei Keith und Mary.«
»Sie sagten auch, dass Tom kurz vorbeikam und über seine Reise gesprochen hat, nicht wahr?«
»Ja.«
»Von wo?«
»Was? Ach so, verstehe. Er kam aus seinem Zimmer, nehme ich an. Auf jeden Fall glaube ich, dass er oben gewesen war. Er kam nur kurz herein, um hallo zu sagen, als wir gerade Cocktails tranken. Ist er übrigens zurück aus Amerika?«
Einem Freund der Familie kann ich es wohl bedenkenlos sagen, dachte Susan. »Er ist auf dem Weg«, antwortete sie. »Wie war die Stimmung zwischen Tom und seinem Vater an diesem Abend?«
»Soweit ich mich erinnere, haben sie nicht miteinander gesprochen.«
»Haben Sie Feindseligkeiten oder Spannungen zwischen den beiden bemerkt?«
»Das würde ich nicht sagen, nein. Ich habe Ihnen ja bereits erzählt, dass ihre Beziehung gespannt war, weil Tom von dem Weg abgewichen ist, den sein Vater für ihn vorgesehen hatte.«
»Wurde dieses Thema an dem Abend angesprochen, als Sie dort waren?«
»Nein, da bin ich mir ganz sicher. Die beiden haben überhaupt nicht miteinander gesprochen. Tom war aufgeregt, weil er nach Amerika reiste. Ich glaube, er hatte oben über einer Landkarte gesessen und seine Route geplant.«
»Und während er kurz hereingeschaut hat, hat Keith Rothwell nichts gesagt?«
»Nein. Er saß mit ziemlich unbewegter Miene da. Wo Sie das jetzt erwähnen - ein bisschen seltsam war es schon. Ich meine, man konnte den guten Keith niemals als besonders lebhaft bezeichnen, aber normalerweise hat er schon etwas mehr Interesse gezeigt als an diesem Abend. Zumal da sein Sohn kurz davor stand, sich in ein großes Abenteuer zu stürzen.«
»Also war sein Verhalten merkwürdig?«
»Ein bisschen ungewöhnlich, im Nachhinein betrachtet. Ja.«
»Was ist mit Tom? Hat er seinen Vater angesprochen oder über ihn geredet?«
Pratt schüttelte langsam den Kopf. An seinen Schläfen, dort wo der Haaransatz zurückwich, bemerkte Susan ein paar Schweißperlen. Sie spürte ihren eigenen Schweiß, der ihre Rippen kitzelte, während er an ihr hinablief. Das teure, hautverträgliche und »garantiert lang anhaltende« Deodorant, das Susan nach ihrer Morgendusche benutzt hatte, versagte also auf der ganzen Linie. Den Spitzenmanagerinnen und Piloten in den Werbespots im Fernsehen passierte das nie. Andererseits mussten die auch nicht mit der Rückkehr von Sergeant Hatchley zurechtkommen. Nachdem er das Büro wieder verlassen hatte, hatte es gut fünf Minuten gedauert, bis ihr Zittern aufhörte.
Sie bat Pratt, das Fenster zu öffnen. Er kam ihrem Wunsch nach, aber es half nicht viel. Draußen war es windstill und heiß. Selbst die Wasserspeier an den unteren Mauern des Gemeindezentrums sahen schlecht gelaunt und verschwitzt aus.
»Hat Mr. Rothwell jemals ein Interesse an Pornografie an den Tag gelegt?«
Pratt hob seine Augenbrauen. »Ach du lieber Gott. Wie meinen Sie das denn? Als Geschäftsunternehmen oder zum persönlichen Gebrauch?«
»Wie auch immer.«
»Nicht in meiner Anwesenheit. Wie gesagt, von dem Ausmaß seiner Geschäftsaktivitäten habe ich keine Ahnung, aber mir kam er immer eher ... ich sage mal ... asexuell vor. Als wir noch jünger waren, haben wir natürlich den Mädchen nachgestellt, aber seit er verheiratet ist...«
»Haben Sie jemals einen Rechtsanwalt namens Daniel Clegg kennen gelernt?«
»Nein. Der Name sagt mir nichts. Sind Sie sicher, dass er in Eastvale praktiziert?«
»Sie haben ihn nie kennen gelernt?«
»Wie gesagt, ich habe nie von ihm gehört. Warum fragen Sie? Gibt es da eine ...«
»Hat Mr. Rothwell mal von ihm gesprochen?«
»Gibt es da eine Verbindung?«
»Hat Mr. Rothwell jemals von ihm gesprochen?«
Pratt starrte Susan ungefähr fünfzehn Sekunden lang an. »Nein, nicht dass ich mich erinnere«, sagte er dann.
Susan fuhr sich mit dem Handrücken über ihre feuchte Stirn. Allmählich wurde ihr etwas schwindelig. »Was ist mit Robert Calvert?«
»Den Namen habe ich auch noch nie gehört. Ist das ein Geschäftspartner von Keith? Ich habe Ihnen ja gesagt, dass wir nie über seine Geschäfte gesprochen haben. Er hat sich nicht in die Karten schauen
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