Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
man nicht Sherlock Holmes sein, um sich auszurechnen, dass es auf die eine oder andere Weise um Steuerersparnisse ging und dass wahrscheinlich beide etwas davon gehabt hatten.«
»Haben Sie jemals von einem Mann namens Robert Calvert gehört?«
»Calvert? Nein, nie gehört. Sollte ich? Hören Sie, ich bedauere wirklich, dass ich Ihnen nicht helfen kann, Chief Inspector. Und ich will auch nicht gefühllos klingen. Aber so, wie ich Danny kenne, ist er mit irgendeinem Mädchen übers Wochenende nach Paris verschwunden und war einfach zu sehr aus dem Häuschen, um daran zu denken, jemandem Bescheid zu sagen. Er wird wieder auftauchen.«
Banks stand auf. »Ich hoffe, Sie haben Recht, Mrs. Clegg. Und wenn er sich meldet, lassen Sie es uns bitte wissen.« Er gab ihr seine Karte. Sie stand auf, als er das Büro verließ. In der Tür drehte er sich noch einmal um und lächelte. »Eine Sache noch.«
»Ja?«
»Können Sie mir einen guten Rotwein zum Abendessen empfehlen, einen Bordeaux vielleicht, nicht zu teuer?«
»Selbstverständlich. Aber wenn es nicht unbedingt Bordeaux sein muss, dann würde ich an Ihrer Stelle mal eine Flasche Chateau de la Liquiere probieren. Er stammt aus Faugeres in der Languedoc. Sehr beliebte Region heutzutage. Ein sehr voller Charakter.« Sie lächelte. »Und man kann ihn sich selbst mit dem Gehalt eines Polizisten leisten.«
Nachdem er ihr gedankt hatte, schlängelte er sich durch die Weinkisten zurück über den Flur und kaufte eine Flasche des Weines, den sie vorgeschlagen hatte. Also kein völlig unnützer Besuch, dachte er, wenigstens brachte er eine anständige Flasche Wein mit. Gleich um die Ecke befand sich der Klassik-Plattenladen. Wenn er schon einmal hier war, konnte er nicht einfach daran vorbeigehen. Außerdem brauchte er Balsam für seine Wunden. Er ärgerte sich immer noch über sich selbst, weil er das Treffen mit Pamela Jeffreys verpfuscht hatte. Die neue CD des Klavierkonzertes von Chatschaturjan, vorausgesetzt sie war erhältlich, würde ihm vielleicht helfen, sich besser zu fühlen.
Als er mit der Weinflasche Melissa Cleggs Laden verließ, spürte er eine große Hand auf seine Schulter klatschen.
»Na, wenn das nicht mein alter Kumpel Banksy ist«, sagte eine Stimme in sein Ohr.
Banks wirbelte herum und sah den Besitzer der Stimme: Detective Superintendent Richard »Dirty Dick« Burgess von Scotland Yard. Was zum Teufel hatte der hier zu suchen?
»Ich hoffe, Sie haben sich nicht bestechen lassen«, sagte Burgess und zeigte auf den Wein. Dann legte er einen Arm um Banks' Schultern. »Kommen Sie«, sagte er. »Wir müssen uns irgendwo unterhalten.«
* II
Laurence Pratt wartete in seinem Büro. Genau wie beim letzten Besuch hatte er die Hemdsärmel hochgekrempelt, saß die schwarz gerahmte Brille auf der Mitte seiner Nase und formten seine Hände auf dem ordentlichen Schreibtisch vor ihm eine Pyramide. Sein Hemd war so blendend weiß, wie es Susan noch nicht einmal in einer Waschmittelwerbung gesehen hatte. Susan glaubte zu ersticken. Draußen war es über zwanzig Grad warm und das Fenster war geschlossen.
Dieses Mal schien Pratt nicht so ungezwungen zu sein, hatte Susan den Eindruck, was wahrscheinlich daran lag, so vermutete sie, dass er bei ihrem letzten Besuch eine Menge preisgegeben hatte. Das wird ein anstrengendes Gespräch werden, dachte sie und holte Notizbuch und Stift aus ihrer Handtasche. Seit Freitag hatten sie einiges mehr über Keith Rothwell herausgefunden und dieses Mal wollte sie nicht zu viel verraten.
Susan schlug ihr Notizbuch auf, widerstand dem Impuls, sich damit Luft zuzufächeln, und nahm die Kappe von ihrem Stift. »Als ich das letzte Mal mit Ihnen gesprochen habe, Mr. Pratt«, begann sie, »haben Sie mir erzählt, dass Sie die Rothwells im März zum letzten Mal gesehen haben.«
»Das stimmt. Carla und ich waren zum Essen draußen auf der Arkbeck Farm. Es gab Ente ä l'orange, wenn ich mich richtig erinnere.«
»Und die neue Küche.«
»Ja, genau. Wir haben alle die neue Küche bewundert.«
»Können Sie etwas präziser sein, was das Datum angeht?«
Pratt runzelte die Stirn und zog an seiner Unterlippe. »Mmmh. Es war gleich nach St. Patrick's, glaube ich. Eine Sekunde.« Er griff in seine Aktentasche neben dem Schreibtisch und zog ein Filofax hervor. »Ohne den bin ich aufgeschmissen.« Er grinste. »Selbst im Zeitalter des Computers. Man will ja nicht
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