Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
gehende Zimmer dunkel und kalt vor. Es hatte zwar Fenster, aber sie waren so eingesetzt oder in einem solchen Winkel gelegen, dass sie kaum natürliches Licht hereinließen. Außerdem waren sie alle geschlossen.
»Ich kann mir vorstellen, dass Sie wegen Ihres Vaters bedrückt sind«, sagte er.
»Natürlich.«
»Wir wollten so schnell mit Ihnen sprechen«, fuhr Banks fort, »weil wir hoffen, dass Sie uns etwas über Ihren Vater erzählen können, uns Hinweise geben können, die uns vielleicht helfen, auf die Spur der Mörder zu kommen.«
»Was soll ich denn wissen? Ich war seit Ende März im Ausland.«
»Es ist aber möglich«, sagte Banks und wägte seine Worte vorsichtig ab, »dass die Ursache des Verbrechens weiter zurückliegt.«
»Das ist doch lächerlich. Ihre Fantasie geht mit Ihnen durch.«
»Ach? Was ist denn Ihrer Meinung nach passiert?«
Tom verzog seine Lippen und schaute auf den Teppich. »Das war doch eindeutig ein Einbruch, der schief gelaufen ist. Oder ein Entführungsversuch. Mein Vater war schließlich ziemlich vermögend.«
Banks kratzte die Narbe neben seinem rechten Auge. »Eine Entführung, ja? Das ist uns nie in den Sinn gekommen. Können Sie es mir erklären?«
»Das ist ja wohl Ihr Job, oder? Aber es ist nicht besonders schwer, sich vorzustellen, dass es ein schief gelaufener Entführungsversuch gewesen sein könnte. Mein Vater wollte offensichtlich nicht kooperieren, also mussten sie ihn töten.«
»Warum haben sie ihn nicht einfach bewusstlos geschlagen und mitgenommen?«
Tom zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist das Gewehr aus Versehen losgegangen.«
»Warum hat man dann nicht die Leiche mitgenommen und so getan, als würde er noch leben, bis das Geld übergeben wurde?«
»Woher soll ich das wissen? Sie sind doch die Profis, oder? Ich sage nur, was gewesen sein könnte. Ich habe ja auch von einem misslungenen Einbruch gesprochen.«
»Hören Sie, Tom, dieses Spielchen führt zu nichts. Glauben Sie mir, wir sind alle Möglichkeiten durchgegangen. Es war weder ein Entführungsversuch noch ein misslungener Einbruch. Mir ist klar, wie schwierig es für eine Familie ist zu akzeptieren, dass einer von ihnen in etwas Illegales verwickelt gewesen sein könnte, aber die gesamte Beweislage deutet in diese Richtung.«
»Absurd«, fauchte Mary Rothwell. »Keith war ein absolut integrer Geschäftsmann und ein guter Mensch. Und wenn Sie weiterhin diese verleumderischen Gerüchte verbreiten, werden wir unseren Anwalt einschalten müssen.«
»Mrs. Rothwell«, sagte Banks. »Ich versuche gerade, mit Ihrem Sohn zu sprechen. Ich würde es begrüßen, wenn Sie sich nicht einmischten.« Schon mehr als einmal hatte er mit dem Gedanken gespielt, ihr beizubringen, dass ihr Mann als Robert Calvert ein Doppelleben geführt hatte, doch er hielt sich zurück. Zum einen wäre es grausam gewesen und zum anderen hatte Gristhorpe gesagt, dass der Polizeipräsident die Nachricht wenn möglich vor der Presse und der Familie geheim halten wollte, auf jeden Fall, bis sich mehr Beweise ergeben hatten.
Mary Rothwell starrte ihn zornig an, ihre Lippen waren so fest zusammengepresst, dass sie an den Rändern weiß waren.
Banks wandte sich wieder an Tom. »Hatten Sie eine enge Beziehung zu Ihrem Vater?«
»Einigermaßen. Er war kein ...« Tom rümpfte die Nase. »Er war kein übermäßig emotionaler Mensch.«
»Aber Sie kamen gut miteinander aus?«
»Ja, natürlich.«
»Dann wissen Sie vielleicht etwas, das uns helfen könnte.«
»Ich verstehe immer noch nicht, wieso, aber wenn ich irgendwie nützlich sein kann ... Fragen Sie nur.«
»Hat er jemals von einem Martin Churchill gesprochen?«
»Churchill? Nein.«
»Wissen Sie, wer das ist?«
»Der Kerl aus der Karibik?«
»Genau.«
»Machen Sie Witze?« Tom sah verdutzt aus. »Sie machen Witze, oder? Die Antwort ist nein, natürlich hat er nicht von ihm gesprochen. Warum sollte er auch?«
»Haben Sie Ihren Vater jemals mit zwei gut gekleideten Männern gesehen, beide ungefähr einsachtzig groß, ein Schwarzer und ein Weißer?«
Tom runzelte die Stirn. »Nein. Hören Sie, es tut mir Leid, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Hat er mit Ihnen über seine Geschäfte gesprochen?«
»Nein.«
»Haben Sie jemals Geschäftspartner von ihm kennen gelernt?«
»Nur wenn sie zum Essen kamen. Und selbst
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