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Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sich auf die Mauer, holte seine Zigarettenschachtel hervor und bot sie der Runde an. Waltham lehnte dankend ab, aber Mr. Judd nahm eine. »Warum nicht, Junge«, krächzte er und klopfte auf seine Brust. »Jetzt ist es sowieso zu spät, mir Sorgen um meine Gesundheit zu machen.«
      Er sah tatsächlich krank aus, dachte Banks. Fahles Fleisch hing von den Knochen seines Gesichts über einem dürren Hals mit Truthahnlappen und runzeliger Haut um seinen Adamsapfel, die wie eine Operationsnarbe aussah. Das Weiße seiner Augen hatte einen gelben Schatten, die dunkelblauen Pupillen funkelten jedoch vor Intelligenz. Mr. Judd war ein Mann, entschied Banks, dessen Beobachtungsgabe er vertrauen konnte. Aber er hielt sich im Hintergrund und überließ Waltham die Befragung.
      »Wie lange waren Sie hier draußen?«, fragte Waltham.
      »Von sieben Uhr bis ungefähr halb neun«, sagte Judd. »In dieser Jahreszeit komme ich immer abends nach dem Tee raus, je nach Wetter. Hier habe ich meine Ruhe. Meine Frau guckt gerne Fernsehen, aber ich habe keine Geduld dafür. Nichts als dämliche Arschlöcher, die sich wie dämliche Arschlöcher aufführen.« Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. Banks bemerkte, dass er dabei vor Schmerz zusammenzuckte.
      »Waren Sie der Einzige, der noch hier gearbeitet hat?«, fragte Waltham.
      »Ja. Die anderen waren um die Zeit schon alle nach Hause gegangen.«
      »Können Sie uns erzählen, was Sie gesehen haben?«
      »Ja, es muss so kurz vor Feierabend gewesen sein; es wurde gerade dunkel, das weiß ich noch. Und da hielt dieser Wagen vor Miss Jeffreys Haus. Dunkelmetallic war er. Schwarz.«
      »Wissen Sie, welche Marke es war?«
      »Nee, tut mir Leid, Junge. Ich könnte heutzutage ehrlich gesagt keinen Mini von einem Aston unterscheiden, erst recht nicht, seit es so viele ausländische Autos gibt. Aber es war kein großer Wagen.«
      Waltham lächelte. »Gut. Und dann?«
      »Tja, zwei Männer sind ausgestiegen und zur Haustür gegangen.«
      »Wie haben sie ausgesehen?«
      »Wirklich schwer zu sagen. Beide haben Anzüge getragen. Und einer von ihnen war ein Neger, aber das darf man ja heute nicht mehr sagen, oder?«
      »Einer der Männer war schwarz?«
      »Genau.«
      »Und was passierte dann?«
      Judd wurde von einem kleinen Hustenanfall geschüttelt und spuckte einen Klumpen rotgrünen Schleim auf den Boden. »Ich habe zusammengepackt und bin nach Hause gegangen. Meine Frau braucht Hilfe, um die Treppe hoch ins Bett zu kommen. Sie ist nicht mehr so gut zu Fuß.«
      »Haben Sie gesehen, dass Miss Jeffreys die Tür geöffnet und die Männer hereingelassen hat?«
      »So genau habe ich nicht hingeschaut. Erst standen sie noch vor der Tür und dann waren sie verschwunden. Der Wagen war aber noch da.«
      »Haben Sie etwas gehört?«
      »Nee, zu weit weg.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe mir nichts dabei gedacht. Versicherungsheinis wahrscheinlich. So sahen sie jedenfalls aus. Oder diese religiösen Typen, Zeugen Jehovas.«
      »Sie haben sie also nicht gehen sehen?«
      »Nein. Da war ich schon zu Hause.«
      »Wo wohnen Sie?«
      Judd zeigte auf die andere Straßenseite. »Da drüben. Nummer vierzehn.« Es war fünf Häuser weiter von Pamela Jeffreys entfernt. »Schon über vierzig Jahre jetzt. Als wir eingezogen sind, war das ein richtiges Loch. Feuchte Wände, keine Toilette innen, kein Bad. Aber ich habe es über die Jahre aufgemöbelt, Stück für Stück.«
      Waltham hielt inne und schaute Banks an, der ihm zu verstehen gab, dass er gerne ein paar Fragen stellen würde. Waltham war ein geduldiger Fragensteller, war Banks aufgefallen, nicht drängend, unhöflich oder herablassend gegenüber alten Menschen, wie manch anderer. Vielleicht lag es daran, dass ihm ein Inspector über die Schulter geschaut hatte. Und vielleicht war das unbarmherzig gewesen.
      »Kannten Sie denn Miss Jeffreys?«, fragte Banks.
      Judd schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht sagen.«
      »Aber Sie kannten sie vom Sehen und Grüßen, oder?«
      »Das ja. Sie war ein richtig nettes Mädchen, wenn Sie mich fragen. Und außerdem ein attraktives.« Er zwinkerte. »Sie hat immer gegrüßt, wenn sie mir auf der Straße entgegengekommen ist. Und sie hatte immer diesen Geigenkasten dabei. Ich habe sie mal gefragt, ob sie bei der Mafia ist und ein Maschinengewehr da drin hat, nur so aus Spaß.«
      »Aber Sie haben sich nie länger

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