Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Betty. »Können Sie mir sonst etwas über Mr. Clegg erzählen?«
»Ich wüsste nicht, was.«
»Wie würden Sie ihn als Mensch beschreiben?«
»Tja, das kann ich nicht sagen.«
»Haben Sie nie privat miteinander zu tun gehabt?«
Sie wurde rot. »Ganz bestimmt nicht.«
»War er in letzter Zeit deprimiert?«
»Nein.«
»Hatte Mr. Clegg viele Damenbesuche?«
»Soweit ich weiß, nicht. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Haben Sie jemals eine Frau namens Pamela Jeffreys gesehen oder von ihr gehört? Eine Asiatin?«
Sie sah verwirrt aus. »Nein. Eine Mandantin war sie nicht.«
»Hatte er eine Freundin?«
»Das weiß ich nicht. Er hat sein Privatleben für sich behalten.«
Banks beschloss aufzugeben. Vielleicht wusste Melissa Clegg etwas mehr über die Eroberungen ihres Mannes, vielleicht hatten auch Ken Blackstones Leute seine Kollegen befragt und dabei etwas herausbekommen. Es war nach fünf Uhr, und er war es leid, sich ständig im Kreise zu bewegen. Betty Moorhead wusste eindeutig nicht mehr, und wenn, dann erkannte sie die Wichtigkeit ihres Wissens nicht. Auf diese Weise Informationen zu suchen war; als würde man im Dunkeln auf Zielscheiben schießen.
Warum akzeptierte er nicht einfach Gristhorpes Theorie, dass Clegg den Mord an Rothwell organisiert hatte und dass es kein Fünkchen Hoffnung für sie gab, Clegg oder die Mörder zu finden? Und was konnten sie schon gegen Martin Churchill unternehmen, wenn er tatsächlich hinter allem stand? Banks mochte das Gefühl der Ohnmacht überhaupt nicht, das dieser Fall allmählich erzeugte.
Auf dem Weg zurück ins Hotel kaufte er eine kleine Flasche Bell's. Das war billiger, als die Minibar in seinem Zimmer zu benutzen. Als er sich durch die Büroangestellten schlängelte, die das Gebäude der British Telecom verließen und zu den Bushaltestellen in der Wellington Street strebten, wünschte Banks, er könnte auch einfach nach Hause gehen und dieses ganze Durcheinander aus Clegg, Rothwell und Calvert vergessen.
Nachdem er Blackstone am Parkplatz verlassen hatte, hatte er Pamela Jeffreys zu Hause angerufen, vage hoffend, dass sie Zeit für einen Drink am Abend haben würde, aber es hatte sich nur der Anrufbeantworter gemeldet. Wahrscheinlich spielte sie gerade mit dem Orchester. Er hatte ihr eine Nachricht hinterlassen und gesagt, in welchem Hotel er übernachtete; und nun hatte er ein schlechtes Gewissen. Er musste an Blackstones Warnung vor Hotelaufenthalten denken.
Nach außen hin wollte er sich für ihr gestriges Missverständnis entschuldigen, aber wenn er ehrlich war, hatte er sich von seinen Fantasien ein bisschen zu weit treiben lassen. Würde er etwas tun, wenn er die Möglichkeit dazu hätte? Gesetzt den Fall, sie würde einwilligen, auf einen Schlaftrunk mit in sein Hotelzimmer zu kommen, würde er dann versuchen, sie zu verführen? Würde er mit ihr ins Bett gehen, wenn sie es wollte? Er wusste es nicht.
Er erinnerte sich noch an die Anziehungskraft, die Jenny Füller auf ihn ausgeübt hatte, eine Psychologieprofessorin, die ihnen gelegentlich bei Fällen half, und fragte sich, wie sein Leben heute aussehen würde, wenn er damals seinem Verlangen nachgegeben hätte. Hätte er Sandra davon erzählt? Wären sie dann immer noch zusammen? Wären er und Jenny immer noch Freunde? Er fand keine Antworten auf diese Fragen.
Recht niedergeschlagen erinnerte er sich an eine Passage aus dem Anfang der Trollope-Biografie, die er gerade las, wo Trollope über die langweiligen Moralpredigten nachdenkt, die die Menschen davon überzeugen wollen, dass man nur in den Himmel kommt, wenn man sich von den weltlichen Freuden abwendet und sich fragt, warum, wenn das wirklich wahr war, »die Frauen so schön sind«. Dadurch musste er wieder an Pamelas wohlproportionierten Körper, an ihr offenes Wesen und ihre Leidenschaft für Musik denken. Na ja, immerhin konnte er sich auf ein indisches Essen mit Ken Blackstone freuen sowie auf eine Dusche und etwas Zeit zum Ausruhen davor. Er spielte mit dem Gedanken, vielleicht das Fitness-Center des Hotels aufzusuchen, vielleicht zu schwimmen, in die Sauna oder in den Whirlpool zu gehen.
Im Hotel waren keine Nachrichten für ihn eingegangen. Er ging geradewegs hinauf in sein Zimmer, zog seine Schuhe aus und ließ sich aufs Bett fallen. Er versuchte Sandra zu erreichen, aber sie war nicht zu Hause. Dann rief er erneut auf dem Revier in Eastvale an und
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