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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Vielleicht hat jemand an Schlaflosigkeit gelitten.«
      »Sir?«
      Banks und Gristhorpe drehten sich um und sahen Constable Weaver, einen der Beamten des Suchtrupps, der etwas auf einen Stift gehängt hatte. Als er näher kam, konnte Banks sehen, dass es einer dieser durchsichtigen Plastikbehälter war, in denen Kleinbildfilme verkauft wurden. Da er mit Sandra zusammenlebte, hatte er schon viele davon gesehen.
      »Habe ich im Gras nahe der Leiche gefunden, Sir«, verkündete Weaver.
      »In der Nähe der Umhängetasche?«, fragte Gristhorpe.
      »Nein, Sir, deswegen kam es mir auch komisch vor. Auf der anderen Seite von ihr, ein paar Meter weit weg. Glauben Sie, das könnte dem Mörder gehören?«
      »Das könnte jedem gehören, Junge«, erwiderte Gristhorpe. »Vielleicht einem Touristen. Aber wir lassen es besser, so schnell wir können, auf Fingerabdrücke untersuchen.« Er wandte sich an Banks. »Vielleicht haben wir es mit jemandem zu tun, der gerne seine Opfer fotografiert?«
      »Möglich«, stimmte ihm Banks zu. »Und einen eifrigen Amateurfotografen kennen wir ja bereits, nicht wahr? Ich werde Vic Manson sofort darauf ansetzen. Er müsste bis zum Mittag die Abdrücke vergleichen können.«
      Genau in diesem Moment tauchte über dem Rand der Wiese ein roter, vom Schwitzen glänzender Kahlkopf auf. »Was ist los?«, ächzte Chief Constable Riddle.
      »Ach, wir sind hier oben gerade fertig, Sir«, sagte Banks und lächelte frech, als er an Riddle vorbeiging und sich auf den Weg nach unten machte.
     
    * II
     
    In der Kirche war es heiß und es roch so, als würde Staub auf einem elektrischen Heizelement verbrennen. Owen erinnerte sich daran, einmal gehört zu haben, dass Hausstaub vor allem aus abgestorbener Haut bestand. Was im Endeffekt bedeutete, dass es in der Kirche nach toten Menschenteilen roch, die verbrannten. Die Hölle? Alles Sterbliche ist wie das Gras. Totes, vertrocknetes Gras, das auf großen Haufen in Schrebergärten verbrannt wurde, oder Stoppelfelder, die im Herbst abgebrannt wurden und sich wie gewaltige, rollende Teppiche in der Ferne ausbreiteten, über denen im stillen Dunst Rauchwolken dahinschwebten.
      Owen zog sein Jackett aus und lockerte seine Krawatte. In Kirchen hatte er sich nie wohl gefühlt. Seine Eltern waren beide eingefleischte Atheisten gewesen, und wenn er in eine Kirche gegangen war, dann nur zu Hochzeiten oder Beerdigungen. Deshalb trug er in der Kirche auch immer Anzug und Krawatte.
      Natürlich war es in Ordnung, wenn man sich als Tourist antike Taufsteine oder Mauergewölbe anschaute, aber es war etwas völlig anderes, wenn ein Pfarrer vor einem stand und von der Nächstenliebe palaverte. Übertrieben religiösen Typen hatte Owen schon immer misstraut, er hatte das Gefühl, dass die Kirche vielen Menschen eine öffentliche Aura der Anständigkeit verlieh, die im privaten Kreis ihren Perversionen nachgingen. Aber in diesem Fall war der Pfarrer Daniel Charters, der jetzt einer der wenigen Verbündeten war, die Owen auf der ganzen Welt hatte.
      Heute wurde die abgedroschene alte Kamelle von den Zeitungen zum Besten gegeben, die nichts als schlechte Nachrichten verbreiteten, durch die man eine zynische Sichtweise auf die Welt bekommen konnte, obwohl doch in Wirklichkeit die ganze Zeit Zeichen und Wunder um einen herum passierten.
      Mit dem ersten Teil der Predigt konnte sich Owen an diesem Morgen vollständig identifizieren, mit dem aufmunternden Ende allerdings keineswegs. Kurz bevor er sich auf den Weg in die Kirche gemacht hatte, hatte er die News of the World zu einem Ball zusammengeknüllt und durch das Zimmer geschleudert.
      Den Blicken nach zu urteilen, die ihn empfangen hatten, als er nach St. Mary's gekommen war, und angesichts der Art, wie viele Mitglieder der Gemeinde die Köpfe zusammensteckten und hinter vorgehaltenen Händen flüsterten, hatte selbst die anspruchsvolle Klientel von St. Mary's bei Cappuccino und Croissant zumindest flüchtig in die News of the World geschaut.
      In dicken schwarzen Buchstaben stand dort quer über die Titelseite: DIE GESCHICHTE, DIE SIE VOR GERICHT NICHT ERZÄHLEN DURFTEN. Offensichtlich hatte Michelles Journalistenfreund sie gründlich ausgequetscht. Es gab eine Anspielung auf Owens Vorliebe, Fotoaufnahmen zu machen, die so formuliert war, dass es ausgesprochen gemeingefährlich klang, sowie eine Erwähnung seiner Neigung zu abartigen Stellungen. Außerdem, so war zu lesen, mochte er den

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