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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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besonders schnell fahren konnte. Ein Grund dafür war, dass die Schafe die Angewohnheit hatten, umherzuwandern, und wie jeder, dem es schon einmal passiert war, zu berichten wusste, war ein Zusammenstoß mit einem Schaf auf einer dunklen Straße wirklich eine sehr hässliche Angelegenheit. Besonders für das Schaf.
      Der Mörder hatte wahrscheinlich eine Stunde gebraucht, schätzte Banks, vor allem, wenn er nicht den direkten Weg genommen hatte, um nicht gesehen zu werden. Aber wozu der ganze Aufwand? Warum hatte er sie nicht irgendwo in Eastvale versteckt? War ihm der Ort wichtig, gehörte das zu seinem Profil? Hatte er gehofft, die Leiche würde hier oben länger unentdeckt bleiben? Da bestand wenig Hoffnung, dachte Banks. Skieid und der Hexenberg waren beliebte Ausflugsziele bei Wanderern, besonders bei dem guten Wetter.
      »Sie hat eine klaffende Wunde hinter ihrem linken Ohr«, sagte Glendenning, »was darauf schließen lässt, dass sie wahrscheinlich bewusstlos war, als sie hierher gebracht und bevor sie erdrosselt worden ist. Die Wunde sieht so aus, als könnte sie mit einem Hammer oder einem anderen schweren Objekt herbeigeführt worden sein. Aber die Todesursache ist - inoffiziell natürlich - Strangulation, genau wie beim letzten Fall. Diesmal war es der Riemen der Umhängetasche anstatt des Ranzens.«
      »Und die Tasche ist geöffnet, auch wie beim letzten Mal«, grübelte Banks laut.
      »Genau«, sagte Glendenning. »Gut, Sie können die Leiche jetzt in die Leichenhalle bringen lassen.« Und dann marschierte er davon.
      Banks versuchte, den Tathergang wie einen Film im Kopf ablaufen zu lassen: Das Mädchen verabschiedet sich von ihren Freundinnen am Ende der School Lane, biegt in die King Street, die am Tage von Touristen bevölkert, wo es aber nachts bis auf ein, zwei Pubs ruhig ist. Ein paar Straßenlaternen, aber keine besonders hell erleuchtete Gegend. Die meisten Jugendlichen sind noch auf dem Ball, doch Ellen geht nach Hause, obwohl sie länger wegbleiben dürfte. Sie hatte Kopfschmerzen, sagte ihre Freundin. Sie geht allein den Hügel hinab zur Leaview-Siedlung, ein Weg von nicht mehr als zehn Minuten, wenn es hoch kommt. Ein Wagen hält an. Oder hat er bereits mit ausgeschalteten Lichtern gewartet, weil der Fahrer wusste, dass ein Schulball stattfindet, und er die Hoffnung hatte, dass jemand so unvorsichtig ist, allein nach Hause zu gehen?
      Er steht neben dem Wagen und macht einen ganz harmlosen Eindruck. Er kann sein Glück kaum fassen. Noch eine Blondine, genau wie Deborah Harrison, zudem in einem ähnlichen Alter. Oder wusste er, wen er wollte? Hatte er sie beobachtet? Kannte er sie?
      Als sie vorbeigeht, packt er sie, und ehe sie begreift, was passiert, zieht er sie ins Auto. Vielleicht versucht sie zu schreien, doch er legt ihr eine Hand auf den Mund, um die Schreie zu ersticken. Er schlägt sie nieder. Dann sitzt sie auf dem Beifahrersitz, bewusstlos, und blutet hinter dem Ohr. Er legt ihr den Sicherheitsgurt an und fährt los. Vielleicht hat jemand den Wagen gesehen, jemand, der auch gerade den Ball verlassen hat? Er muss sie an eine abgelegene Stelle bringen, bevor er gesehen wird.
      Auf dem ganzen Weg nach Skieid kostet er schon aus, was er gleich mit ihr machen wird. Die Vorstellung ist beinahe genauso erregend wie die Tat selbst. Erst stellt er es sich vor und später erlebt er es wieder, spielt es immer wieder in seinem Kopf ab.
      Er parkt abseits der Straße, außer Sichtweite, der Wagen ist hinter einer Baumgruppe versteckt, und schleppt sie den Berghang hinauf. Es ist nicht besonders weit oder steil bis zur ersten Geländestufe, aber er kommt bei der Anstrengung ins Schwitzen, und vielleicht kommt sie mittlerweile wieder zu sich, versucht sich zu wehren und merkt, dass ihr etwas Schreckliches passieren wird. Sie erreichen die Stufe, er legt sie ins Gras und tut ... was immer er getan hat.
      »Alan?«
      »Was? Oh, entschuldige. Ich war ganz in Gedanken.«
      Superintendent Gristhorpe und Constable Susan Gay waren zu ihm gekommen, während uniformierte Beamte die Gegend absuchten.
      »Wir gehen besser zurück aufs Revier und setzen alles in Bewegung«, sagte Gristhorpe. »Wir können damit anfangen, noch einmal alle Freundinnen zu befragen, die mit ihr auf dem Ball waren. Dann müssen wir alle Häuser an der King Street abklappern und die Pubs überprüfen. Ich werde auch veranlassen, dass jemand in Skieid herumfragt. Man kann nie wissen.

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