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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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klingt wahrscheinlich heuchlerisch, dass die Leute nur nach dem Äußeren urteilen, aber so ist es nun einmal und vielleicht... Warum lachen Sie?«
      »Entschuldigen Sie, Mrs Charters, es tut mir wirklich Leid. Ich kann nichts dagegen tun. Natürlich werde ich in die Kirche kommen. Glauben Sie mir, das scheint ein sehr geringer Preis zu sein.«
     
    * III
     
    Es war erst zwei Uhr am Morgen, aber Banks wachte ständig aus beunruhigenden Träumen auf. Er und Sandra waren mit alten Freunden, Harriet Slade und ihrem Mann David, bei einem Folkkonzert im Dog and Gun in Helmthorpe gewesen. Der Star des Abends war Penny Cartwright, eine aus der Gegend stammende Sängerin, die ihre große Karriere aufgegeben hatte und vor ein paar Jahren wieder zurück nach Helmthorpe gezogen war. Banks hatte sie kennen gelernt, als er den Mord an Harold Steadman untersuchte, einem ortsansässigen Historiker, und er hatte sie seitdem ein paar Mal getroffen. Wenn sie sich gesehen hatten, war jedes Mal, obwohl sie sich nur ganz freundschaftlich unterhielten, eine Spannung zwischen ihnen entstanden, und Banks war immer froh gewesen, wenn das Geplänkel vorbei war.
      An ihrem Gesang konnte man sich jedoch erfreuen. Ihre Altstimme war rauchig in den tiefen Tönen, aber rein und klar im höheren Register und vermittelte zudem die kontrollierten Emotionen einer Kämpferin, die schon einiges im Leben durchgemacht hatte. Sie sang eine Mischung aus traditionellem und zeitgenössischem Liedgut - von Anon bis Zimmerman - und ihre Version von Zimmermans »I Dreamed I Saw St. Augustine« hatte Banks einen Schauer über den Rücken gejagt und Tränen in die Augen getrieben.
      Doch jetzt litt Banks darunter, später bei Harriet und David etwas zu viel Port und Stilton-Käse zu sich genommen zu haben. Er hatte schon häufig den Verdacht gehabt, dass die blauen Stellen im Stilton, der Schimmel, leicht halluzinogene Wirkungen hatten und zu ruhelosen Träumen führten. Es spielte keine Rolle, dass er noch keinen Wissenschaftler gefunden hatte, der ihn in dieser Meinung bestätigte, er war sich dessen sicher. Denn es passierte jedes Mal, wenn er Stilton aß.
      Es waren keine erfüllten Träume von der Sorte, die man brauchte, um das Gefühl zu haben, gut schlafen zu können, sondern abrupte und verstörende Verformungen auf der Schwelle von Wachen und Schlafen: Computerspiele wurden zur Realität, Autos krachten durch Bildschirme und der Geist einer jungen Frau wanderte über einen nebligen Friedhof. In einem Traum war er unheilbar an Krebs erkrankt und konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie seine Kinder aussahen. Immer wieder flüsterten Stimmen von dämonischen Liebenden, und Krähen pickten das Fleisch von den Knochen von Leichen.
      Deshalb war Banks nicht besonders verärgert, als das Telefon klingelte. Er war verwirrt, aber auch erleichtert, aus der Falle seiner Träume errettet worden zu sein. Gleichzeitig überkam ihn eine böse Ahnung, als er sich umdrehte und den Hörer abnahm. Neben ihm begann sich Sandra zu rühren, und er versuchte, leise zu sprechen.
      »Sir?«
      »Ja«, brummte Banks. Es war die Stimme einer Frau.
      »Hier ist Constable Gay, Sir. Ich rufe vom Revier aus an.«
      »Was machen Sie da? Was ist los?«
      »Es tut mir Leid, Sie zu stören, Sir, aber es sieht so aus, als wäre es wieder passiert.«
      »Was?«
      »Noch ein Mädchen ist verschwunden, Sir. Sie heißt Ellen Gilchrist. Sie war heute Nacht beim Schulball in der Eastvaler Gesamtschule und ist nicht nach Hause zurückgekehrt. Ihre Eltern sind halb verrückt vor Angst.«
      Banks richtete sich auf und schwang seine Beine unter der Decke hervor. Sandra drehte sich um. »Wo sind die Eltern?«, fragte er.
      »Die sind hier, auf dem Revier, Sir. Ich konnte sie nicht davon abhalten. Ich habe gesagt, dass wir alles tun, was wir können, aber ...«
      »Haben Sie ihre Freundinnen und Freunde angerufen?«
      »Ja, Sir. Das ist alles erledigt. Wir haben jeden angerufen, der ihren Eltern oder ihren Freundinnen vom Ball eingefallen ist. Wir haben schon die halbe Stadt geweckt. Soviel ich verstanden habe, hat sie den Ball kurz nach elf Uhr allein verlassen. Sie hatte Kopfschmerzen. Ihre Eltern wohnen in der Leaview-Siedlung, sie musste also kaum einen halben Kilometer die King Street hinuntergehen. Als sie um Mitternacht nicht wie abgemacht nach Hause kam, haben sie sich Sorgen gemacht. Um halb eins haben sie uns angerufen. -

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