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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Schweinsäuglein, Sommersprossen über die ganze fleischige Nase verteilt, vom Tabak verfärbte Zähne. Außerdem schien er nur eine Garderobe zu besitzen, einen glänzenden und zerknitterten Anzug, und auf seinem Schlips waren Eierflecken. Stott konnte sich kaum vorstellen, dass Hatchley befördert wurde, wenn er in diesem Aufzug vor die Prüfungskommission trat.
      Stott war stolz auf seine Garderobe. Er besaß fünf Anzüge - zwei graue, zwei marineblaue und einen braunen mit Fischgrätenmuster - und er trug sie im Wechsel. An einem Donnerstag war der mit dem Fischgrätenmuster an der Reihe. Außerdem trug er den alten, gestreiften Regimentsschlips seines Vaters und für gewöhnlich ein frisch gebügeltes weißes Hemd mit gestärktem Kragen.
      Er achtete immer darauf, dass er frisch rasiert war und dass sein Haar auf der linken Seite ordentlich gescheitelt und auf jeder Seite schräg nach hinten gekämmt war. Wenn notwendig, benutzte er Spray oder Haarcreme. Ihm war bewusst, dass er durch seine abstehenden Ohren seltsam aussah, besonders in der Kombination mit seiner Brille. Das war schon in seiner Kindheit so gewesen und er war deshalb gehänselt worden. Heutzutage konnte man operativ etwas gegen abstehende Ohren unternehmen, hatte er gehört. Wenn es noch nicht zu spät war, würde er sich vielleicht bald zu einem Eingriff entscheiden. Schließlich konnte ein unvorteilhaftes Erscheinungsbild einer Karriere abträglich sein. Und Barry Stott fühlte sich für das Büro des Polizeichefs auserkoren.
      Genüsslich ließ sich Hatchley seinen Yorkshire-Pudding schmecken und fügte dem Eierfleck auf seiner Krawatte noch etwas Bratensoße hinzu. Als er fertig war, zündete er sich eine weitere Zigarette an, inhalierte tief und blies den Rauch mit einem Seufzer derart tiefer Zufriedenheit aus, wie sie Stott nach einem rein körperlichen Genuss noch nie erlebt hatte. Einer der wahren Primitiven seiner Art, dieser Sergeant Hatchley.
      »Machen wir weiter, Sergeant«, sagte er, schob seinen Teller weg und stand auf.
      »Darf ich erst aufrauchen, Sir? Die Zigarette danach ist das Beste an einem guten Mahl, wenn Sie wissen, was ich meine.« Er zwinkerte.
      Stott merkte, wie er rot wurde. »Sie können draußen rauchen«, entgegnete er barsch.
      Hatchley zuckte mit den Achseln, kippte den Rest seines Bieres herunter und folgte dann Stott zur Tür.
      »Tschüss, Alf«, sagte er auf dem Weg nach draußen. »Ich hoffe, unsere Jungs haben dich gestern Abend nicht dabei erwischt, wie du nach der Sperrstunde Getränke ausgeschenkt hast.«
      »Welche Jungs?«, meinte Alf.
      Hatchley drehte sich um und ging zur Theke. »Polizei. War gestern keiner hier und hat Fragen gestellt? Ob du irgendwelche Fremden gesehen hast und so?«
      Alf schüttelte den Kopf. »Nee. Gestern Abend war nichts los. Ich habe um zehn zugemacht. Sauwetter.«
      Als Stott an die Theke kam, hatte Hatchley wundersamerweise ein neues Bier in der Hand und seine Zigarette war wieder auf die ursprüngliche Länge angewachsen.
      Stott schluckte seinen Ärger hinunter.
      »Aber davor hattest du geöffnet?«, fragte Hatchley.
      Alf schnaubte. »Ja. Hat sich aber kaum gelohnt.«
      »Waren Fremde hier?«
      »Hier kommen eine Menge Fremde rein«, erwiderte er. »Vertreter und so weiter. Touristen. Wanderer.«
      »Ja, das weiß ich«, sagte Hatchley. »Aber wie war es gestern, so am späten Nachmittag, frühen Abend?«
      »Nee. Bei dem Wetter ist keiner unterwegs gewesen.«
      »War überhaupt jemand da?«
      Alf kratzte seine stoppelige Wange. »Ein Kerl. Trank zwei Pints und einen Whisky und ist wieder gegangen. Das war's.«
      »Ein Stammgast?«
      »Nee. Wir haben wenig Stammgäste. Die Leute hier in der Gegend sind zu etepetete für so ein Lokal.«
      Stott verlor allmählich die Geduld. Dieser Alf war offensichtlich ein Schwachkopf, von ihm würden sie nichts Brauchbares erfahren. »Aber Sie haben doch gerade gesagt, gestern waren keine Fremden hier«, wandte er gereizt ein.
      »Er war auch kein Fremder.«
      »Was war er dann?«
      »Was fragen Sie mich.«
      »Aber Sie haben gesagt, sie kannten ihn.«
      Alf schaute Hatchley an und rümpfte angewidert seine Nase, bevor er sich wieder an Stott wandte und antwortete. »Habe ich nicht«, widersprach er. »Ich sagte, er war kein Stammgast, aber er war auch kein richtiger Fremder. Das ist was anderes.«
      »Sie haben ihn also schon einmal

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