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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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der Kante des Bettes und streichelte das Haar seiner Tochter, das zum Pferdeschwanz zurückgebunden war. »Was ist denn, Liebes?«, fragte er.
      »Du hast mir nichts erzählt«, klagte Tracy. »Gestern Nacht.«
      »Meinst du von dem Mord?«
      »Ja. Ach, schon gut. Ich weiß, warum du mir nichts erzählt hast.« Sie schniefte. »Du wolltest mich schonen. Das kann ich dir nicht übel nehmen. Ich bin nicht böse auf dich oder so. Aber ich wünschte, du hättest es mir erzählt. Dann wäre es nicht so ein Schock gewesen, als in der Schule alle Mädchen damit anfingen.«
      »Tut mir Leid«, sagte Banks. »Ich wusste, dass du es am Ende herausfinden würdest und dass es dich bedrücken würde. Wahrscheinlich habe ich nur versucht, dich noch einmal friedlich schlafen zu lassen, bevor du dich damit auseinander setzen musst. Vielleicht war es egoistisch von mir.«
      »Nein. Wirklich nicht. Es ist in Ordnung.«
      »Was ist denn dann los?«
      Tracy schwieg einen Moment. Von unten hörte Banks Lachen und Musik. »Ich kannte sie«, sagte sie schließlich.
      »Wen?«
      »Deborah Harrison. Ich kannte sie.«
      Abgesehen davon, dass beide attraktive blonde Teenager waren, waren Tracy und Deborah ungefähr so weit voneinander entfernt, wie man es durch Herkunft und Schichtzugehörigkeit nur sein konnte. Deborah hatte die teure Eliteschule von St. Mary's besucht, wo sie sorgsam auf Oxford oder Cambridge vorbereitet worden war, während Tracy auf die Gesamtschule von Eastvale ging, wo sie sich ihren Weg durch überfüllte Klassen, massive Teilnahmslosigkeit und unfähige Lehrer kämpfen musste, um ein einigermaßen vernünftiges Abitur zu machen, mit dem sie nur auf eine unbedeutende Universität würde gehen können. Und jetzt behauptete Tracy, dass sie Deborah kannte.
      »Woher?«, fragte er.
      Tracy richtete sich auf und setzte sich im Schneidersitz aufs Bett. Die Daunendecke zog sie wie einen Schal über ihre Schultern. »Du darfst aber nicht böse auf mich sein, Dad, ja? Versprochen?«
      Banks lächelte. »Ich habe das Gefühl, dass mir das nicht gefallen wird, aber ich gebe dir mein Wort.«
      Tracy holte tief Luft. »Es war im Sommer«, beichtete sie dann. »Ein paar Mal hing ich mit den Leuten im Swainsdale-Center am Busbahnhof herum.«
      »Du hingst mit diesen Halbstarken herum? Himmelherrgott! Tracy, ich ...«
      »Siehst du! Ich wusste, dass du böse wirst.«
      Banks holte tief Luft. »Ich bin nicht böse. Nur überrascht, mehr nicht. Wie konntest du das tun? Diese Jugendlichen haben mit Drogen, Vandalismus und allem Möglichen zu tun.«
      »Ach, wir haben nichts angestellt, Daddy. Aber wo soll man in diesem Kaff sonst hingehen? Und sie sind eigentlich nicht so übel. Ich weiß, ein paar von ihnen sehen ziemlich seltsam und furchterregend aus, aber das sind sie eigentlich gar nicht. Was hast du denn als Jugendlicher gemacht, wenn du nicht wusstest, wohin mit dir?«
      Am liebsten hätte Banks geantwortet: »Museen, Kunstausstellungen, lange Spaziergänge, Lesen, Konzertbesuche.« Aber das konnte er nicht. Er und seine Freunde hatten sich vor allem an Straßenecken, auf unbebauten Grundstücken oder auf leeren Schulhöfen herumgetrieben. Manchmal waren sie sogar in abbruchreife Häuser eingebrochen und hatten dort gespielt.
      »Okay«, sagte er. »Lassen wir das im Moment mal beiseite. Erzähl weiter.«
      »Einmal ist Deborah Harrison zum Einkaufen im Swainsdale-Center gewesen und eines der Mädchen kannte sie flüchtig von Dressur- oder Schwimmwettbewerben und da sind sie ins Gespräch gekommen. Ein paar Tage später kam sie wieder vorbei - sie war ein bisschen schlampiger angezogen - und von da an kam sie öfters. Ich glaube, es hat sie einfach gelangweilt, die ganze Zeit zu Hause zu lernen, und sie wollte mal eine Weile abhängen.«
      »Und was war mit ihren Freundinnen?«
      »Ich glaube, sie hatte eigentlich keine. Sie hat gesagt, fast alle ihre Mitschülerinnen wären über den Sommer weg. Die meisten Internatsschülerinnen sind natürlich nach Hause gefahren und die Tagesschülerinnen sind nach Amerika oder Südfrankreich gedüst. - Warum können wir nicht mal solche Reisen machen, Dad?«
      »Du warst doch dieses Jahr in Frankreich.«
      Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Das war nur Spaß. Ich habe es nicht ernst gemeint.«
      »Wann ist Deborah zum ersten Mal zu der Gruppe gestoßen?«
      »Anfang August, glaube ich.«
      »Und wie haben

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