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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hatte, ein freier Mann? Wie lauteten die Regeln? Am besten nicht weiter darüber nachdenken. Vielleicht würde er noch einmal zu Hause anrufen, bevor er ausging, um zu schauen, ob sie zurückgekommen war.
      Er war der einzige Mensch, der in dem blitzsauberen Saal mit dem dunklen, nach Politur riechenden Holz, den Spitzendeckchen, der tickenden Uhr und dem in jeder Nische drapierten Nippes saß. Wie er gehofft hatte, hatte Burgess anscheinend entweder früher gefrühstückt oder war noch gar nicht aufgestanden. Banks vermutete Letzteres.
      Gott sei Dank war gestern Abend ein Passant stehen geblieben und hatte ihm geholfen, Burgess aus der Gracht zu hieven. Danach hatte Dirty Dick dagestanden, klatschnass von dem modrigen Wasser, und sich lautstark über die niederländischen Kanalbauingenieure beschwert, von denen die meisten, laut Burgess, nur einen Elternteil hatten, nämlich die Mutter, mit der sie unsagbare sexuelle Beziehungen unterhielten.
      Banks konnte ihn schließlich dazu überreden, sich zu beruhigen und zurück ins Hotel zu gehen, da ansonsten unweigerlich die Polizei gekommen wäre und die beiden verhaftet hätte.
      Als sie dort ankamen und durch die Hotelhalle latschten, erregten sie lediglich ein verdutztes Stirnrunzeln bei dem Mann an der Rezeption. Burgess zog beim Gehen immer noch eine Spur schmutzigen Kanalwassers hinter sich her, seine Schuhe machten bei jedem Schritt ein platschendes Geräusch. Er hielt seinen Kopf hoch, versuchte wie W.C. Fields einen nüchternen Eindruck zu erwecken und ging mit so viel Würde, wie er aufbringen konnte. Er marschierte geradewegs in sein Zimmer im zweiten Stock und danach hatte Banks nichts mehr von ihm gesehen oder gehört.
      Nach dem Frühstück stieg Banks hinauf in sein Zimmer und rief erneut zu Hause an. Nichts. Er hatte zwar nicht erwartet, dass Sandra gleich wieder den ersten Zug zurück nehmen würde, aber die Hoffnung starb immer zuletzt. Er hinterließ keine Nachricht für sich.
      Während er vorsichtig die steilen, engen Stufen wieder hinabstieg und auf Zehenspitzen über den Gang vor Burgess' Zimmer schlich, musste er daran denken, wie ihm der gestrige Abend gefallen hatte, wie er, entgegen aller Erwartungen, seinen Abend in Freiheit genossen hatte. Er hatte zwar nichts getan, was er nicht auch sonst getan hätte, außer vielleicht zu viel zu trinken und albern zu werden, aber er hatte sich anders dabei gefühlt.
      Zum ersten Mal ertappte er sich bei der Frage, ob Sandra nicht vielleicht doch Recht hatte. Möglicherweise brauchten beide tatsächlich etwas Zeit, um sich nach den ganzen Veränderungen der letzten Jahre, besonders durch Sandras neuen und arbeitsintensiveren Job in der Galerie und dem Auszug der Kinder, neu zu arrangieren.
      Aber mittlerweile waren es keine Kinder mehr, erinnerte sich Banks. Erwachsene. Er dachte an den Abend im Pack Horse erst vor wenigen Tagen zurück, als er Tracy mit ihren Freunden beobachtet hatte und ihm klar geworden war, dass er sich nicht zu ihr setzen konnte. Dann entsann er sich des Telefonats, das er einst von Weymouth aus mit seinem Sohn in Portsmouth geführt hatte, wobei ihm zum ersten Mal bewusst geworden war, wie weit sich Brian entfernt hatte und wie unabhängig er geworden war.
      Tja, er konnte nichts dagegen tun. Er war machtlos gegen alle diese Entwicklungen. Was er tun konnte, war lediglich, dafür Sorge zu tragen, dass er den Kontakt mit ihnen aufrechterhielt, dass er ihnen half, so gut er konnte, dass er ein Freund für sie wurde und sie nicht verärgerte, indem er sich in ihr Leben einmischte. Er fragte sich, wie die beiden wohl die Nachricht von der Trennung ihrer Eltern aufnehmen würden. Aber wer würde es ihnen sagen? Würde Sandra es tun? Oder war es seine Aufgabe?
      Er ging hinaus auf die Keizersgracht. Die Sonne funkelte auf den am Kai abgestellten Fahrrädern und auf der Gracht, wo sie einen Regenbogen auf einer Öllache zeichnete. In den Wellen der vorbeiziehenden Boote schimmerten sanft die Spiegelbilder der Bäume.
      Sein mysteriöses Treffen war für acht Uhr am Abend angesetzt. Schön, dachte er, dann konnte er diesen herrlichen Tag in der Zwischenzeit also dazu nutzen, nach Herzenslust durch die Stadt zu streifen.
     
    * III
     
    »Sie müssen zugeben, Superintendent, dass Ihr Beweis ziemlich schwach ist.«
      Giles Varney, Mark Woods Anwalt, saß am späteren Samstagvormittag in Gristhorpes Büro und schaute beim Reden hinaus auf den

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