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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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nachkommen. Aber nun interessierte es sie nicht mehr, innerhalb der Eastvaler Kriminalpolizei befördert zu werden. Sie musste gehen. Und je weiter weg, desto besser. Vielleicht nach Devon oder Cornwall. Durch die Ferien in der Kindheit hatte sie schöne Erinnerungen an diesen Teil der Welt: St. Ives, Torquay, Polperro.
      Wie hatte sie nur so dumm sein können, fragte sie sich erneut. In Cafes, Pubs und im Bett hatte sie Gavin gegenüber von Banks und seinen Eigenarten geplappert, von seiner Liebe zur Musik, seinem schlechten Gewissen wegen der Verletzungen, die Pamela Jeffreys erlitten hatte, und Gavin hatte alles brühwarm an Jimmy Riddle weitergegeben, der die Informationen verdrehte und pervertierte, bis man sie nicht mehr wiedererkennen konnte. Wenn es jemand verdient hatte, suspendiert zu werden, dann waren es Riddle und Gavin. Aber da konnte man wohl ewig drauf warten.
      Eine alte Frau, die einen Hund ausführte, ging an Susan vorbei und grüßte. Nachdem sie weg war, setzte sich Susan für einen Moment auf eine Bank. Sie schaute jetzt nach Norden, und zu ihrer Linken konnte sie den quadratischen Turm der normannischen Kirche sehen, die Bushaltestelle und den Glas-und-Beton-Bau des Swainsdale-Centers. Geradeaus lag in der Ferne die vorrömische Ausgrabungsstelle, die nicht mehr als ein paar Unebenheiten auf der Wiese am Fluss war.
      Obwohl es nach dem Jason-Fox-Fall nicht viel im Revier zu tun gab, glaubte Susan nicht, dass sie zu lange wegbleiben konnte. Schließlich könnte ein Anruf hereinkommen, irgendetwas Wichtiges, und wenn sie ihn verpassen würde, müsste sie erklären, warum.
      Sie erinnerte sich an etwas anderes, das sie gestern mit angehört hatte: Banks hatte Zweifel an der Aufklärung des Falles geäußert. Obwohl sie nicht genau sagen konnte, was es war, gab es Dinge in Mark Woods Geständnis, die auch ihr ungereimt vorkamen. Vielleicht sollte sie sich noch einmal die Berichte anschauen. Und so stand sie mit einem Seufzer auf und ging den Castle Walk zurück.
      Als sie die Stufen zu den Büros der Kriminalpolizei hochging, sagte sie sich, dass sie sich zusammenreißen musste, dass sie ihre Gefühle im Zaum halten und von der Arbeit trennen und sich wie ein Profi benehmen musste. Dass sie es konnte, hatte sie schon früher bewiesen. Als Frau in einer Männerwelt musste sie das in gewisser Weise die ganze Zeit tun. Außerdem hatte sie zu entscheiden, wie sie mit Banks' Vertrauen in sie umgehen sollte. Sollte sie ihm von Gavin erzählen? Konnte sie das wirklich tun?
     
    * III
     
    Kurz nach sechs Uhr am Abend saß Banks in der Pfarrkirche von Leeds. Die Kirche machte von außen nicht viel her, das Innere des viktorianischen Gotikbaus war jedoch erst kürzlich restauriert worden und wie im Rathaus erstrahlten die Buntglasfenster, das dunkle, polierte Holz und die hohen Bögen im alten Glanz.
      Er war nicht hier, weil ihn seine Probleme zur Religion getrieben hätten. Er wohnte einer Probe des Chors und Kammerorchesters der St. Peter Gemeinde von Vi-valdis Gloria bei. Als er an diesem Morgen auf dem Sofa aufgewacht war, hatte er jedenfalls weder damit gerechnet, später in einer Kirche zu sitzen noch einem Konzert zu lauschen.
      Tracy hatte ihn viel früher angerufen, als er einen Rückruf bei ihr eingeplant hatte. Immerhin hatte er sich zu dem Zeitpunkt schon wieder etwas menschlicher gefühlt. Sie war natürlich voller Sorge gewesen, und er hatte sich bemüht, ihr zu versichern, dass bei ihm alles in Ordnung sei. Tracy sagte ihm, dass sie für eine Weile nach Croydon zu ihrer Mutter und den Großeltern fahren wollte, versicherte ihm aber, dass sie nicht Partei ergriff. Er sagte ihr, dass sie ruhig fahren und sich um ihre Mutter kümmern sollte; er würde sie sehen, wenn sie zurückkäme. Widerwillig legte sie auf. Vielleicht hatte er Tracy doch nicht ganz verloren.
      Gegen Mittag hatte er das Bedürfnis, aus Eastvale herauszukommen, und rief deshalb Pamela Jeffreys an. Sie hatte am Abend eine Probe, doch Banks war eingeladen, ihr beizuwohnen. Sie war überrascht, von ihm zu hören, und sagte, sie würde sich sehr freuen, ihn zu sehen. Jemand freute sich, ihn zu sehen? Musik in seinen Ohren.
      Er fuhr rechtzeitig nach Leeds, um zuerst durch die Plattenläden des Citycenters streifen zu können. Ein paar CDs waren eine armselige Kompensation für die fürchterliche Zeit, die er hinter sich hatte; aber sie waren besser als nichts. Wie die Spielzeugsoldaten, die seine Mutter

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