Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
Sorge. Ich nehme es dir nicht übel.«
Bitte, hätte er fast gesagt, schaffte es jedoch, sich rechtzeitig zu stoppen. Er fragte sich, ob sie ihn zu sich nach Hause mitnehmen würde, wenn er ihr erzählte, dass er und Sandra sich getrennt hatten. Schweigend aßen sie weiter, dann schüttelte Pamela langsam den Kopf und meinte: »Es hört sich einfach so unfair an.«
»Um Fairness geht es dabei nicht.« Banks schob seinen Teller zur Seite und zündete sich eine Zigarette an. »Oh, entschuldige«, sagte er dann, als er sah, dass sie noch nicht aufgegessen hatte.
»Schon in Ordnung. Ich bin satt.« Auch sie schob ihren Teller zur Seite. »Dieser Neville Motcombe, den du erwähnt hast, ist das nicht der Typ, der an diesem Wochenende in der Yorkshire Post interviewt worden ist? Irgendwas mit Neonazis, die eine Beerdigung gestört haben?«
»Genau der.«
»Ist dabei nicht jemand gestorben?«
»Ja«, antwortete Banks. »Frank Hepplethwaite. Ich kannte ihn flüchtig.«
»Oh, tut mir Leid.«
»Schon gut. Wir waren nicht eng befreundet. Aber ich mochte ihn, und ich glaube, er ist das eigentliche Opfer bei dieser ganzen Sache. Aber sag mal: Hast du in irgendeinem anderen Zusammenhang schon mal mit Motcombe zu tun gehabt?«
»Was, meinst du, ich könnte jemand sein, der ins Fadenkreuz dieser Albion-Liga gerät?«
»Ja.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Ich habe wohl bisher Glück gehabt. Ich bin auch schon auf der Straße beschimpft worden und so weiter. Pakihure oder Pakischlampe haben sie mich genannt. Immer >Paki<. Fällt denen nichts anderes ein, oder was?«
Banks lächelte. »Das ist ein Teil ihres Problems. Extrem beschränkte Denkweise. Keine Fantasie.«
»Wahrscheinlich. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es mir egal ist, wenn so etwas passiert. Es macht mir Angst. Es bedrückt mich. Aber man gewöhnt sich daran. Ich meine, irgendwann überrascht es dich nicht mehr, du bist also nicht mehr so leicht zu schockieren. Aber es tut trotzdem weh. Jedes Mal. Als würde man heiße Nadeln in deine Haut stechen. Genauso gucken dich die Leute manchmal an. Drücke ich mich verständlich aus?«
»Vollkommen.«
»Ich erinnere mich noch an ein Vorkommnis aus meiner Kindheit, damals in Shipley. Das muss in den Siebzigern gewesen sein, vor zwanzig Jahren mittlerweile. Ich war mit meinen Eltern auf dem Heimweg von meiner Tante. Wir gingen um eine Ecke und da stand eine Bande Skinheads. Sie haben uns umzingelt und rassistische Sprüche gemacht und uns umhergeschubst. Es waren ungefähr zehn. Wir konnten nichts machen. Ich hatte furchtbare Angst. Meine Eltern auch, glaube ich. Aber mein Dad hat sich ihnen entgegengestellt, hat sie Feiglinge genannt und zurückgeschubst. Zuerst haben sie nur gelacht, aber dann wurden sie immer aggressiver. Ich spürte, dass sie kurz davor waren, uns etwas anzutun. Meine Mutter schrie und ich heulte, und sie stießen meinen Vater zu Boden und begannen ihn zu treten ...« Ihr Blick schweifte ab und sie schüttelte angesichts der Erinnerung den Kopf.
»Und was geschah dann?«
Pamela schaute auf und lächelte mit Tränen in den Augen. »Ein Polizeiwagen kam vorbei und sie rannten weg, kannst du dir das vorstellen? Ein blöder Polizeiwagen. Das war das einzige Mal, dass die Polizei da war, als ich sie brauchte. Es muss ein Wunder gewesen sein.«
Die beiden lachten. Der Kellner kam vorbei und räumte ihre Teller ab.
»Und jetzt?«, fragte Pamela, nachdem sie sich ihre Tränen der schrecklichen Erinnerung und des Lachens aus den Augen gewischt hatte.
»Kaffee? Dessert?«
Sie gab ihm wieder einen Klaps auf den Arm. »Das meinte ich nicht, du Dummkopf. Ich meinte dich. Deine Zukunft.«
»Die sieht trostlos aus. Ich konzentriere mich lieber auf den Nachtisch.«
»Für mich nur einen Cappuccino.«
Banks bestellte zwei Cappuccino und zündete sich eine neue Zigarette an.
»Du rauchst zu viel«, stellte Pamela fest.
»Ich weiß. Und dabei hatte ich es gerade geschafft, weniger zu rauchen.«
»Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
»Welche Frage?«
»Das weißt du ganz genau. Deine Zukunft. Was wirst „du machen?«
Banks schüttelte den Kopf. »Ich weiß es noch nicht. Es ist noch zu früh.«
»Aber wenn dieser Chief Constable seine Untersuchung abgeschlossen hat, wird er dich doch wieder einstellen müssen, oder?«
»Das
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