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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wenn so etwas geschieht. Ich meine, auf solch eine Situation kann man sich ja nicht vorbereiten, oder?«
      Gott, sie klang plötzlich so reif, dachte Banks. Viel reifer, als er sich im Moment fühlte. »Und? Weiß er Bescheid?«
      »Ja. Wir haben am Wochenende mit ihm gesprochen. «
      »Wie hat er es aufgenommen?«
      »Cool. Du kennst doch Brian.«
      »Wann werde ich dich sehen?«
      »Ich bleibe noch den Rest der Woche hier. Aber ich komme übers Wochenende hoch, wenn du willst.«
      »Würdest du das machen?« Die eisige Hand lockerte ihren Griff und Banks wurde es etwas wärmer ums Herz.
      »Natürlich. Du weißt, dass ich dich liebe, Dad. Ich liebe euch beide. Wie ich schon gestern gesagt habe, ich ergreife nicht Partei. Bitte denke nicht, nur weil ich hierher gekommen bin, bist du mir weniger wert.«
      »Denke ich nicht. Wenn du am Wochenende kommen würdest, wäre das jedenfalls großartig.«
      Tracy zögerte. »Du wirst doch nicht die ganze Zeit arbeiten, oder?«
      »Ich ... äh ... nein, ich glaube nicht«, antwortete Banks. Jetzt konnte er ihr unmöglich von seiner Suspendierung erzählen. Das Letzte, was er im Moment brauchte, war, dass ihn seine Tochter aus der Ferne noch mehr bemitleidete. »Ich hole dich vom Bahnhof ab. Wann kommt der Zug an?«
      »Er ist am Nachmittag in Leeds. Aber ich muss zuerst noch im Wohnheim vorbeischauen. Könnte sein, dass es Nachrichten für mich gibt. Eigentlich hätte ich mir nicht einfach so freinehmen dürfen. Ich habe ja gerade erst mit dem Studium begonnen.«
      »Das wird man bestimmt verstehen.«
      »Hoffentlich.«
      »Dann könnte ich doch nach Leeds kommen und dich vom Wohnheim abholen, oder? Ist das nicht eine gute Idee?«
      »Das wäre großartig.«
      »Um wie viel Uhr?«
      »So um sechs?«
      »Gut. Und dann halten wir auf dem Rückweg in Masham an und essen was im King's Head.«
      »Super. Und, Dad ...«
      »Was?«
      »Pass auf dich auf.«
      »Mache ich. Dann bis Freitag. Tschüss.«
      »Tschüss.«
      Banks lauschte eine Weile der Stille in der Leitung, legte dann den Hörer auf, schluckte, holte tief Luft und wählte Brians Nummer in Portsmouth.
      Nachdem es sechsmal geklingelt hatte, meldete sich eine verschlafene Stimme. »Ja? Wer ist da?«
      »Habe ich dich geweckt?«
      »Dad?«
      »Ja.«
      »Ah, ja, hast du. Aber ist schon okay. Ich muss sowieso aufstehen. Um zehn ist Vorlesung. Was gibt's?«
      »Ich habe gehört, du hast schon von deiner Mutter und mir erfahren, stimmt's?«
      »Ja. Blöde Sache. Bist du okay?«
      »Mir geht's gut.«
      »Und Mama?«
      »Ich habe gerade mit ihr gesprochen. Im Moment ist sie ein bisschen durcheinander, aber das wird schon wieder.«
      »Na also. Was soll jetzt passieren?«
      »Keine Ahnung. Sie sagt, sie braucht etwas Abstand.«
      »Sie kommt zurück, Dad, du wirst schon sehen.«
      »Hoffentlich.«
      »Warte einfach ab. Sie hat nur ihre Midlifecrisis, das ist alles. Sie kommt darüber weg.«
      Kinder. Banks musste lächeln. »Bestimmt. Und wie geht's dir?«
      »Gut.«
      »Wie läuft die Uni?«
      »Okay. Hey, Dad, am nächsten Wochenende haben wir ein paar Gigs. Bezahlte Gigs.« Brian spielte in einer regionalen Bluesband. Banks hielt ihn für einen ziemlich guten Gitarristen.
      »Das ist großartig. Lass dich dadurch nur nicht von deinem Studium ablenken.«
      »Nein. Keine Sorge. Ich muss jetzt aus dem Haus, sonst komme ich zu spät zur Vorlesung.«
      »Wann kommst du nach Eastvale?«
      »Ich versuche es vor Weihnachten. Okay?«
      »Gut. Wenn es ein Geldproblem gibt, dann zahle ich dein Ticket.«
      »Danke, Dad, das wäre eine große Hilfe. Ich muss los.«
      »Tschüss.«
      »Tschüss, Dad. Und lass dich nicht unterkriegen, Mann.«
      Lass dich nicht unterkriegen, Mann. Wie ein Kid aus einer amerikanischen Fernsehserie. Banks lächelte, als er auflegte. Gut, das war erst einmal genug Familie, dachte er. Er wusste zwar, dass er auch seine Eltern anrufen sollte, um ihnen mitzuteilen, was geschehen war, aber er konnte noch nicht mit ihnen darüber reden. Sie wären wirklich bedrückt. All die Jahre hatten sie Sandra wie die Tochter geliebt, die sie nie gehabt hatten. Wenn ihm jemand für das Geschehene Schuld geben würde, dann wären es ironischerweise seine Eltern und nicht Sandras, dachte er. Nein, lieber warten. Vielleicht würde Sandra ja am Wochenende mit Tracy kommen, dann

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