Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
dass sie Ihnen vielleicht gerne ein paar Fragen über ihn gestellt hätte?«
»Also ... ich ... Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir Leid. Ich nahm einfach an, dass die Polizei, wenn sie mich etwas fragen wollte, es bestimmt getan hätte, als sie hier war. Ich dachte, die Polizei weiß schon, was sie tut. Ich habe keine Ahnung, was mit den Häusern von Menschen geschieht, die ...«
»Einen Moment«, sagte Banks und rutschte auf die Kante seines Stuhles. »Haben Sie gerade gesagt, dass die Polizei bereits hier gewesen ist?«
»Ja. Zivilbeamte. Wussten Sie das nicht?«
»Selbstverständlich nicht, sonst würde ich Ihnen nicht all diese Fragen stellen.« Liza Williams sah weder aus wie eine dumme Frau noch sprach sie so. Was sollte sie denken? »Wann war das?«
»Sonntagmorgen. Noch bevor ich gehört hatte, was geschehen war. Warum? Stimmt etwas nicht?«
»Nein. Nein. Alles in Ordnung.« Banks kratzte die Narbe neben seinem rechten Auge. Liza schenkte Tee ein, und als sie ihm dabei in die Augen sah, verschüttete sie etwas Tee auf dem Tablett. Sie reichte Banks einen dampfenden Becher. »Haben die Polizisten mit Ihnen gesprochen?«, fragte er.
»Nein. Sie sind nur in Jasons Haus gegangen. Zwei Beamte. Sie schienen einen Schlüssel zu haben und zu wissen, was sie taten.«
»Woher wussten Sie dann, dass es Polizisten waren?«
»Ich wusste es gar nicht. Ich habe es nur angenommen, weil sie so zielstrebig waren. Als ich dann später am Abend im Fernsehen sah, was mit Jason passiert war ... da schien es Sinn zu machen.«
»Wie spät war es, als die beiden kamen?«
»Das muss so gegen zehn Uhr gewesen sein. Jamie war gerade vom Zeitungshändler zurückgekommen. Wir lassen uns die Zeitung nicht liefern, weil ...«
Banks hörte ihr nicht mehr zu. Zuerst hatte er die wenn auch geringe Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass die Kriminalpolizei von West Yorkshire die linke Hand zu North Yorkshires rechter gespielt hatte. Doch Susan Gay hatte die Identität des Opfers erst am Sonntagmittag herausgefunden, und die Foxes hatten Jason erst danach offiziell identifiziert. Wer hatte also gewusst, wer das Opfer war, bevor es die Polizei wusste? Und wie hatten die Betreffenden es herausgefunden?
Banks blies in seinen Becher, nahm einen Schluck Tee und beugte sich dann wieder vor. »Das ist jetzt sehr wichtig, Mrs. Williams«, sagte er. »Können Sie mir etwas über diese Männer erzählen?«
* IV
Steven Fox hatte nicht mit Susan gerechnet; als sie in seinem Büro in der Bausparkasse auftauchte, konnte man Überraschung und Argwohn an seinem Gesicht ablesen.
»Hätten Sie Zeit für ein kurzes Gespräch?«, fragte sie lächelnd.
Er schaute auf seine Uhr. »Na gut. Es ist sowieso fast Mittagszeit.«
»Ich lade Sie ein«, sagte Susan. Innerlich seufzte sie auf, denn jetzt konnte sie das Essen im Himalaya vergessen.
Steven Fox zog seinen Regenmantel an, dann gingen sie über die York Road zur El Toro Coffee Bar, die am Marktplatz direkt gegenüber des Polizeireviers lag. Das El Toro mit seiner schummerigen Beleuchtung, dem Kastagnettengeklimper, den Stierkampfbildern und dem Espressogeruch war nicht gerade berühmt für sein Essen, doch die Sandwiches waren ganz anständig. Susan bestellte sich eines mit Tomaten und Garnelen, Steven Fox entschied sich für Schinken und Käse.
Nachdem sie ein paar Happen gegessen und etwas Kaffee getrunken hatten, begann Susan mit ihren Fragen. »Würde es Sie überraschen, zu hören, dass Jason nicht mehr in der Firma gearbeitet hat, die Sie uns angegeben haben?«
Steven Fox hielt inne und polierte seine vom Kaffeedampf beschlagene Brille. »Um ehrlich zu sein«, sagte er, »würde mich keine Information über Jason besonders überraschen. Er machte, was er wollte.«
»Seine Mutter war überrascht.«
»Vielleicht machte sie sich mehr Illusionen.«
Das könnte erklären, dachte Susan, warum Steven Fox anscheinend schneller akzeptiert hatte, dass Jason möglicherweise eines gewaltsamen Todes gestorben war, als Josie es konnte.
»Und Sie?«, fragte sie.
»Jason war ein eigenartiger Junge. Wir hatten nie eine besonders enge Beziehung. Ich weiß nicht, warum.«
»Wussten Sie von seiner Mitgliedschaft in der Albion-Liga?«
»Nein, ich habe es erst gestern erfahren.« Steven Fox schüttelte langsam den Kopf. »Nachdem Jason von zu Hause ausgezogen war, war er im
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