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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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und Bradford. Es hatte ein kleines Erkerfenster, Milchglasscheiben in der Tür und einen überwucherten Garten.
      Zuerst ging Banks aber hinüber zu Nummer neun, weil ihm aufgefallen war, dass sich dort die Spitzenvorhänge bewegt hatten, als er auf das Haus zugegangen war. Als er klopfte und eine Frau öffnete, tat sie natürlich alles, um überrascht zu wirken, dass sie Besuch erhielt. Während sie seinen Dienstausweis betrachtete, ließ sie die Türkette eingehängt, und bat ihn erst dann herein.
      »Heutzutage kann man gar nicht vorsichtig genug sein«, sagte sie vergnügt, während sie den Kessel aufsetzte. »Eine Frau aus der Nachbarstraße ist erst vor zwei Wochen überfallen worden. Vergewaltigt.« Sie hauchte das Wort mehr, als dass sie es laut aussprach, gerade so, als würde sie ihm damit die Kraft nehmen. »Am helllichten Tag auch noch. Übrigens, ich heiße Liza Williams.«
      Liza war eine attraktive Frau Anfang dreißig mit kurzem schwarzem Haar, einer glatten olivfarbenen Haut und hellblauen Augen. Sie führte Banks weiter in das Wohnzimmer, dessen Teppich mit Kinderspielzeug bedeckt war. Das Zimmer roch leicht nach Knetmasse und warmer Milch.
      »Jamie hat die Zwillinge für den Vormittag rüber zu ihrer Großmutter gebracht«, sagte sie und betrachtete die Unordnung. »Damit ich mal durchatmen kann. Zwei Zweieinhalbjährige halten einen ganz schön auf Trab, Mr. Banks. Aber vielleicht wissen Sie das ja selbst.«
      Banks lächelte. »Nein, das weiß ich nicht. Zwischen meinem Sohn und meiner Tochter liegen ein paar Jahre. Aber glauben Sie mir, ein zweieinhalbjähriges Kind war schon schlimm genug. Zwei auf einmal wage ich mir gar nicht vorzustellen.«
      Liza Williams lächelte. »Ach, so schlimm ist es auch wieder nicht. Ich jammere, aber ... ich möchte die beiden nicht missen. Doch ich nehme an, Sie sind nicht gekommen, um über Kinder zu sprechen. Geht es um die Frau in der Nachbarstraße?«
      »Nein. Ich bin von der Kriminalpolizei in North Yorkshire«, stellte Banks klar. »Für den Fall wäre West Yorkshire zuständig.«
      »Ja, natürlich. Das hätte ich an dem Ausweis sehen können.« Sie runzelte die Stirn. »Aber dann verstehe ich es noch weniger.«
      »Es geht um nebenan, Mrs. Williams.«
      Sie hielt inne, dann weiteten sich ihre Augen. »Ach so, verstehe. Ja, das ist so traurig, nicht wahr? Und er war noch so jung.«
      »Verzeihung?«
      »Sie meinen doch den Jungen, der getötet worden ist, oder? Jason. In Eastvale. Das ist doch North Yorkshire, oder?«
      »Sie wissen davon?«
      »Nun, wir waren Nachbarn, auch wenn wir nicht besonders viel miteinander zu tun hatten. Man sagt, gute Zäune schaffen gute Nachbarschaft, Mr. Banks, und man braucht einen großen Zaun, um seinen hässlichen Garten nicht zu sehen. Aber ich will fair bleiben. Er war ruhig und rücksichtsvoll und hat sich nie über die Zwillinge beschwert.«
      »Sagen Sie, könnten wir noch einmal von vorne beginnen und ein paar Dinge klären?«
      »Natürlich.«
      »Jason Fox wohnte nebenan, in Nummer sieben, richtig?«
      »Ja. Das habe ich Ihnen ja gerade gesagt.«
      »Okay. Und Sie haben in der Zeitung gelesen, dass Jason Samstagnacht in Eastvale getötet worden ist?«
      »Genau genommen habe ich es im Fernsehen gesehen. Woher sollte ich es sonst wissen? Als ich hörte, dass es er war, war ich wie vom Donner gerührt.«
      »Woher wussten Sie, dass es kein anderer Jason Fox war?«
      »Nun, so häufig kommt der Name nicht vor, oder? Und obwohl die Zeichnung, die in den Nachrichten von ihm gezeigt wurde, nicht besonders gut war, konnte ich ihn daran erkennen.«
      Das Wasser im Kessel kochte, und Liza Williams ging kurz in die Küche, um Tee zu machen. Sie kam mit einem Tablett, einer Kanne und Bechern zurück.
      »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«, fragte Banks.
      Sie runzelte die Stirn. »Polizei? Warum hätte ich das tun sollen? Habe ich etwas falsch gemacht?«
      »Nein. Ich werfe Ihnen nichts vor. Ich bin nur neugierig.«
      »Also, daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Warum auch? Ich weiß eigentlich nichts über Jason. Es tat mir zwar wirklich Leid zu hören, was geschehen war, aber im Grunde ging es mich doch nichts an, oder? Es hatte nichts mit mir zu tun. Ich meine, ich bin noch nie in Eastvale gewesen.«
      »Aber kam Ihnen nicht der Gedanke, dass sich die Polizei in der Nachbarschaft, in der Jason wohnte, umschauen wollte und

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