Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
Training.«
»Welche Art Training?«
»Wochenendcamps. Überlebenstechniken, Zelten, Wandern, körperliche Fitness, solche Sachen.«
»Wie Prinz Philips Pfadfinder?«
»Wenn Sie so wollen.«
»Waffen?«
Ray verschränkte seine Arme. »Sie müssten doch wissen, dass das illegal wäre.«
»Richtig. Wie dumm von mir. Aber zurück zu Jason Fox, Ray. Wie gut kannten Sie ihn?«
»Nicht sehr gut.«
»Wollen Sie damit sagen, Sie beide haben Ihre Gedanken zur Einwanderungspolitik nicht geteilt und nie nach ein paar Gläsern das >Horst-Wessel-Lied< zusammen gesungen?«
»Nein«, sagte Ray. »Und Ihren Spott können Sie sich sparen. Ich habe langsam die Schnauze voll. Hören Sie, warum besorgen Sie sich nicht Ihren Durchsuchungsbefehl und rufen Ihre Leute? Sonst verpissen Sie sich von unserem Grund und Boden.«
Banks sagte nichts.
»Ich meine es ernst«, fuhr Ray fort. »Lassen wir es darauf ankommen. Holen Sie entweder die Schmeißfliegen oder hauen Sie ab.«
Während die beiden einander herausfordernd anstarrten, dachte Banks nach. Er kam zu dem Schluss, dass es hier nicht mehr zu erfahren gab. Außerdem wurde er allmählich hungrig. »In Ordnung, Ray«, sagte er. »Vorerst sind wir mit Ihnen fertig. Jim?«
»Was? Oh, Entschuldigung.« Sergeant Hatchley bekam es fertig, einen halb vollen Teebecher auf dem Tresen umzukippen. Banks wandte sich um und beobachtete, wie sich der dunkle Fleck auf den Pamphleten ausbreitete, die noch auf dem Tresen lagen, und immer größer wurde, als das Papier den Tee aufsog. Dann öffnete er die Tür, Sergeant Hatchley gleich hinter ihm, und beide gingen hinaus zum Wagen. Der Nieselregen hatte jetzt aufgehört und ein frischer Wind war aufgekommen, sodass gelegentlich ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen durch die dicken grauen Wolken brechen konnten.
»Wir hätten nicht gehen müssen, Sir«, meinte Hatchley, als sie in den Wagen stiegen. »Wir hätten die beiden noch ein bisschen weiter bearbeiten können.«
»Ich weiß. Wir können jederzeit zurückkommen, wenn es sein muss, aber ich glaube nicht, dass wir dort Antworten finden werden.«
»Glauben Sie, dass die beiden etwas mit Jasons Tod zu tun haben?«
»Weiß ich noch nicht. Ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, warum sie etwas damit zu tun haben sollten.«
»Ich auch nicht. Und nun?«
Banks zündete sich eine Zigarette an und ließ das Fenster ein Stückchen hinab. »Heute Nachmittag werden wir uns mit Neville Motcombe unterhalten«, sagte er, »aber was würden Sie vorher von einem Mittagessen mit Ken Blackstone halten? Klein Adolf hat da etwas gesagt, was mich auf einen Gedanken gebracht hat.«
* IV
Als Susan ins Hope and Anchor kam, das gleich um die Ecke in der York Street lag, blätterte Gavin mit einem vollen Pint neben sich bereits durch die Speisekarte. Susan winkte ihm zu, holte sich an der Bar wie üblich ein Wasser und ging zu ihm. Die Ausgabe von Classic CD, die sie beim Zeitungshändler gekauft hatte, legte sie neben sich auf die Bank.
»Und, was führt dich in die Stadt?«, fragte sie.
»Ich musste ein paar Aktenkisten bei euch abliefern. Computer können eben auch nicht alles.«
In dem Lokal herrschte nicht viel Betrieb, sodass beide bald das Tagesgericht Lasagne mit Pommes frites bestellen konnten. Gavin hob sein Glas. »Cheers.«
»Cheers.« Susan lächelte ihn an. Etwas über einsachtzig groß und nur ein paar Jahre älter als sie, war Gavin ein gut aussehender Kerl mit einem kräftigen Kinn, gefühlvollen Augen und einer zotteligen, kastanienbraunen Mähne. Im Rugbyteam der Polizei war er Verteidiger.
»Also«, sagte Gavin, »Sie sind diensthabender Sergeant, da kommt der Notruf rein, dass im Swainsdale-Center ein kleiner atomarer Sprengkörper gefunden wurde. Ein rechtsgültiges Codewort wurde ausgegeben, im Center ist um diese Tageszeit eine Menge los, und Sie haben zwanzig Minuten Zeit, jede Packung Rice Krispies in Eastvale an einen vereinbarten Ort zu bringen. Was machen Sie?«
Susan lachte. »Ich steige in meinen Wagen und mache, dass ich so schnell wie möglich wegkomme.«
»Tut mir Leid, Detective Constable Gay, Sie sind durchgefallen.«
Es war ein ständiger Witz zwischen den beiden. Sie hatten sich kurz nach ihren Prüfungen kennen gelernt, und seitdem entwickelten sie immer absurdere Versionen von den Fallbeispielen, die sie damals lösen mussten.
»Was ist
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