Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
das?«, fragte Gavin und zeigte auf das Magazin.
»Ach, nur ein Musikmagazin.«
»Das sehe ich. Hast du es mitgebracht, falls unser Gespräch langweilig wird?«
»Blödmann.« Susan grinste. »Ich habe es unterwegs gekauft. Ich dachte, ich müsste vielleicht auf dich warten.«
Gavin nahm das Magazin. »Klassische Musik? Mit einer kostenlosen CD? Cecilia Bartoli. Sir Simon Rattle. Meine Güte. Alan-Bennett-Stücke sind eine Sache, aber ich wusste nicht, dass du so kulturbesessen bist.«
Susan riss ihm das Magazin aus der Hand. »Detective Chief Inspector Banks hat mich darauf gebracht«, sagte sie. »Wenn ich mit ihm im Auto sitze, kriege ich eine Menge klassische Musik zu hören, und ich fand ... nun, manches davon ist wirklich interessant. Dieses Magazin ist ein einfacher Weg, mehr über diese Musik zu erfahren. Auf der CD sind Ausschnitte von Opern oder so, und wenn sie mir gefallen, dann gehe ich manchmal los und kaufe mir die gesamte Aufnahme.«
»Aha, der allgegenwärtige Chief Inspector Banks. Hätte ich mir denken können, dass er irgendwie seine Hände im Spiel hat. Und wo steckt der Goldjunge heute?«
»Er ist nach Leeds gefahren. Und ich habe dich gebeten, nicht so über ihn zu sprechen.«
»Leeds? Schon wieder? Weißt du, was ich glaube?« Gavin beugte sich vor und kniff seine Augen zusammen. »Ich glaube, er hat dort eine Freundin. Bestimmt.«
»Sei nicht albern! Er ist verheiratet.«
Gavin lachte. »Ich habe noch nie gehört, dass das einen Mann abhalten kann. Was ist mit dieser Geigerin, von der du mir erzählt hast? Treibt es Banks mit ihr?«
»Du bist ekelhaft. Sie heißt Pamela Jeffreys und sie ist Bratschistin, nicht Geigerin. Nur zu deiner Information, Chief Inspector Banks ist ein anständiger Kerl. Er hat eine absolut großartige Frau. Sie leitet die Kunstgalerie im Gemeindezentrum. Ich bin mir sicher, dass er ihr treu ist. So etwas würde er nie tun.«
Gavin hob seine Hand. »Schon gut, schon gut. Ich gebe mich geschlagen. Wenn du das sagst, dann ist er ein Heiliger.«
»Das habe ich auch wieder nicht behauptet«, entgegnete Susan mit zusammengebissenen Zähnen und schaute ihn zornig an.
Ihr Essen wurde serviert und beide schlugen zu. Susan konzentrierte sich auf die Lasagne und versuchte die Pommes frites zu ignorieren. Was ihr nicht ganz gelang.
»Aber eines kann ich dir sagen«, meinte Gavin. »Für Chief Constable Riddle ist Banks mit Sicherheit kein Heiliger.«
»Jimmy Riddle ist ein Idiot.«
»Das mag sein. Aber er ist nun mal Chief Constable, und dein Goldjunge hatte ihn kürzlich gewaltig auf die Palme gebracht. Nur eine freundliche Warnung, mehr nicht.«
»Meinst du wegen der asiatischen Jungs, die wir in Gewahrsam genommen haben?«
Gavin nickte. »Ja, könnte etwas mit ihnen zu tun haben. Und dass er dadurch fast Rassenunruhen ausgelöst hat.«
»Rassenunruhen? In Eastvale?« Sie lachte. »Das war ein Sturm im Wasserglas, Gavin. Ich war dabei. Und wir hatten gute Gründe, die drei in Gewahrsam zu nehmen. Sie sind auch noch nicht aus dem Schneider. Das Labor hat an George Mahmoods Schuhen eine verdächtige Substanz gefunden. Die Techniker arbeiten noch daran.«
»Wahrscheinlich Hundescheiße. Ich glaube, das wird nicht reichen, um den Chief Constable zu überzeugen.«
»Sie glauben, es könnte Blut sein. Und du weißt genauso gut wie ich, dass sich Jimmy Riddle nur dem politischem Druck gebeugt hat, als er ihre Freilassung befahl.«
»Unterschätze politischen Druck nicht, Susan. Das kann eine starke Motivation sein. Besonders wenn es um persönliche Karrieren geht. Aber du hast vermutlich Recht, was seine Gründe angeht.« Gavin schob seinen leeren Teller zur Seite. »Um ehrlich zu sein, habe ich den Chief Constable im privaten Kreis noch nie ein gutes Wort über Dunkelhäutige sagen hören. Nach außen sieht das natürlich anders aus. Sie sind sicherlich nur freigekommen, weil es Farbige sind. Dieses Mal. Und weil dieser Mustapha Kamel, oder wie er heißt, irgendein Obermufti in der moslemischen Gemeinde ist. Doch es gibt einen großen Teil der Öffentlichkeit - besonders einige eher liberale Pressevertreter -, die der Meinung sind, dass sie überhaupt nur verhaftet wurden, weil es Farbige sind. Du hast die Wahl. Aber gewinnen kannst du nicht. Ich wollte auch nur sagen, vielleicht willst du ja Banks warnen, dass der Chief Constable auf dem Kriegspfad ist.«
Susan
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