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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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zusammenzubleiben. Genau konnte er es nicht sagen, aber hauptsächlich führte er es auf den unabhängigen Geist seiner Frau zurück. Was das anbelangte, hatte Sandra Recht. Sie war nicht die Sorte Frau, die einfach zu Hause blieb und darauf wartete, dass er auftauchte, jammernd und wütend werdend, wenn das Essen verkocht war und die Kinder nach Gutenachtgeschichten von Daddy schrien. Sandra ging ihren eigenen Weg; sie hatte ihre eigenen Interessen und ihren eigenen Freundeskreis. Da Banks kaum zu Hause war, war die Erziehung der Kinder natürlich vor allem an ihr hängen geblieben, aber sie hatte sich nie beschwert. Und für eine lange Zeit hatte es funktioniert.
      Nach Banks' Fast-Zusammenbruch bei der Londoner Polizei und einem langen, steinigen Abschnitt in der Ehe waren sie nach Eastvale gezogen. Dort, so hatte Banks geglaubt, würde alles wieder zur Ruhe kommen, in der ländlichen und friedlichen Umgebung würden die beiden gemeinsam den Übergang in die mittlere Lebensphase genießen; all die Dinge, die den meisten Paaren erfahrungsgemäß eine lange Ehe bescherten.
      Falsch gedacht.
      Er schaute auf seine Uhr. Sandra würde mittlerweile schon im Zug nach Croydon sitzen, und was auch immer geschah, zu welcher Entscheidung sie letzten Endes auch gelangte, es würde zwischen den beiden nie mehr wie früher sein. Und er konnte nichts daran ändern. Überhaupt nichts.
      Er nahm die Morgenausgabe der Yorkshire Post von dem leeren Platz neben ihm und betrachtete erneut die Schlagzeile: »HELD DES ZWEITEN WELTKRIEGES STIRBT BEI BEERDIGUNG DES ENKELS - Neonazis sind verantwortlich, sagt die Enkelin.« Es gab kein Foto, doch die grundlegenden Fakten waren geschildert: der Hitlergruß, Frank Hepplethwaites Attacke, Maureen Fox' beherztes Eingreifen. Und daneben gab es ein kurzes Interview mit Motcombe selbst.
      Er bedauere den »sinnlosen Tod« des »Kriegshelden« Frank Hepplethwaite zutiefst, erklärte Motcombe darin, wies aber gleichzeitig darauf hin, welche Ironie es wäre, dass der arme alte Mann gestorben sei, weil er die einzigen Menschen angegriffen habe, die es gewagt hätten, gerechte Strafen für die Mörder seines Enkels zu fordern. Nach ruhiger Überlegung würden selbstverständlich weder er noch irgendein Mitglied seiner Organisation beabsichtigen, Strafanzeige gegen Maureen Fox zu erstatten, obwohl die Kopfwunde, die sie ihm zugefügt hätte, mit fünf Stichen hätte genäht werden müssen. In der Hitze des Gefechtes seien die Dinge lediglich außer Kontrolle geraten, und er könne sogar verstehen, dass sie ihn und seine Freunde mit einem Brett angegriffen habe. In der Trauer verhielten sich die Menschen unvernünftig, gestand er zu.
      Natürlich, fuhr Motcombe fort, wüsste jeder, wer Jason Fox getötet hatte, und außerdem wüsste jeder, warum die Polizei machtlos war. So wären die Zustände heutzutage nun einmal. Er hätte Verständnis, doch wenn die Regierung nicht endlich handeln und etwas gegen die Immigration unternehmen würde, dann ...
      Jason bezeichnete er als Märtyrer des Kampfes. Jeder wahre Engländer sollte ihn ehren. Wenn mehr Leute auf Motcombes Idee hören würden, könnten sich die Dinge nur zum Besseren wenden ... Gerechterweise musste man sagen, dass die Reporterin es geschafft hatte, Motcombe davon abzuhalten, das gesamte Interview zu Propaganda zu machen. Oder der Textchef hatte umfangreiche Kürzungen vorgenommen. Doch selbst so hätte Banks bei dem Interview kotzen können. Wenn es in dieser Geschichte einen Märtyrer gab, dann war das Frank Hepplethwaite.
      Frank erinnerte Banks in vielerlei Hinsicht an seinen Vater. Beide hatten im Krieg gekämpft und keiner sprach viel darüber. Ihre Einstellungen zu Ausländern waren auch sehr ähnlich. Banks Vater mochte sich über die Immigranten beklagen, die das Land überschwemmten und die Welt, welche er sein Leben lang gekannt hatte, veränderten und sie plötzlich fremd und ungewohnt erscheinen ließen, sogar bedrohlich - und in der gleichen Weise war Frank vermutlich seine Bemerkung über den geizigen Juden herausgerutscht -, aber wenn es hart auf hart kam, wenn jemand Hilfe brauchte, ob nun ein Schwarzer oder ein Jude, dann hätte Banks' Vater in der ersten Reihe gestanden und Frank Hepplethwaite wahrscheinlich gleich neben ihm.
      Sowenig akzeptabel selbst diese Einstellungen zu Ausländern waren, dachte Banks, sie waren doch himmelweit entfernt von denen Neville Motcombes und seinesgleichen. Die

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