Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
überprüfen würde eine Ewigkeit dauern. Und selbst dann könnte sich noch herausstellen, dass er nicht in der Umgebung von Leeds lebte oder kein Telefon hatte. Sergeant Hatchley war heute in Leeds und suchte mit einem seiner alten Kumpels vom Revier in Millgarth die Besitztümer von Motcombe auf. Vielleicht würden sie etwas herausfinden, doch sie bezweifelte es.
Sie wollte gerade den Hörer abnehmen und mit dem Durchgehen ihrer Liste beginnen, als das Telefon klingelte.
»Spreche ich mit Detective Constable Gay?«, fragte die Stimme. »Susan?«
»Ja.« Sie wusste nicht, wer es war.
»Hier ist Vic. Vic Manson, Fingerabdrücke.«
»Ach, natürlich. Tut mir Leid, im ersten Moment habe ich Ihre Stimme nicht erkannt. Was gibt's?«
»Ich habe gerade versucht, Alan zu erreichen, aber anscheinend ist er nicht im Büro. Und zu Hause war nur der Anrufbeantworter dran. Wissen Sie, wo er ist?«
»Er wird heute leider den ganzen Tag nicht kommen.«
»Doch nicht krank, hoffe ich?«
»Kann ich Ihnen helfen, Vic?«
»Ja. Ja, natürlich. Kennen Sie sich ein bisschen mit Fingerabdrücken aus?«
»Nicht besonders. Haben Sie Neuigkeiten?«
»Na ja, in gewisser Weise. Aber leider keine besonders guten. Nicht so gut, wie ich gehofft hatte.«
»Ich höre.«
»In Ordnung. Also, als ich Anfang der Woche mit Alan gesprochen habe, habe ich gerade das Glas der zerbrochenen Flasche untersucht, die bei Jason Fox' Leiche gefunden wurde.«
»Ich erinnere mich«, sagte Susan. »Er hat irgendwas von Besprühen mit Sekundenkleber in einem Aquarium gesagt.«
Manson lachte. »Ja. Genau genommen handelte es sich um ein Zyanocrylat-Dampfbad.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Ja ... äh, aber leider hat es nicht funktioniert. Wir haben auf dem Glas nichts gefunden. Wahrscheinlich wegen des Regens.«
»Und das war's?«
»Nicht ganz. Haben Sie schon einmal etwas von Ninhydrin gehört?«
»Ist das nicht die Chemikalie, mit der man Abdrücke von Papier bekommen kann?«
»So in der Art, ja. Ninhydrin macht die Aminosäuren sichtbar, die sich in den Hautleisten verschwitzter Finger ablagern, und zwar vor allem, wenn sie auf Papier übertragen werden.«
»Verstehe. Aber ich dachte, wir hätten es hier mit Glas zu tun, Vic, und nicht mit Papier.«
»Richtig«, sagte Manson. »Hatten wir. Aber nur, solange wir nicht weiterkamen. Dann habe ich jedoch ein paar Glassplitter gefunden, auf denen teilweise noch das Etikett klebte. Glücklicherweise lagen zwei von diesen Splittern unter der Leiche, mit der Etikettseite nach oben, ohne jedoch die Kleidung des Opfers zu berühren. Sie waren also einigermaßen vor dem Regen geschützt. Aminosäuren sind nämlich wasserlöslich. Na gut, ich will jetzt nicht zu sehr in die technischen Details gehen, auf jeden Fall hat die Untersuchung viel Zeit in Anspruch genommen. Ein Splitter ist mir kaputtgegangen, aber nachdem ich ein paar Stellen mit Ninhydrin behandelt habe, konnte ich unter Laserlicht ein viel besseres Leistendetail erkennen.«
»Sie haben also einen Abdruck?«
»Moment, Moment«, sagte Manson. »Ich habe Ihnen gleich gesagt, dass Sie nicht zu viel erwarten können. Was ich erhalten habe, ist ein partieller Fingerabdruck. Sehr partiell. Selbst mit einer Computervergrößerung konnte ich nicht viel mehr herausholen. Und denken Sie daran, diese Flasche könnte durch die Hände einer ganzen Reihe Leute gegangen sein. Der Zulieferer, der Wirt, der Barkeeper. Jeder könnte sie berührt haben.«
»Er ist also wertlos, meinen Sie?«
»Nicht ganz. Vor Gericht würde er natürlich nicht bestehen. Der Abdruck bietet nicht genug Vergleichspunkte. Ich meine, letztlich könnte es auch mein eigener sein. Gut, ich übertreibe, aber Sie wissen, was ich meine.«
»Ja«, sagte Susan enttäuscht. Langsam wurde sie ungeduldig. »Bringt uns das nun überhaupt weiter?«
»Tja«, sagte Manson, »ich habe den Abdruck in das neue computergesteuerte Abgleichsystem gegeben und eine Liste von Möglichkeiten erhalten. Ich habe die Suche auf Yorkshire beschränkt, außerdem trifft sie natürlich nur auf Leute zu, die wir in den Akten haben.«
»Und der Abdruck könnte zu jeder Person auf der Liste gehören?«
»Genau genommen, ja. Auf jeden Fall, was die Beweisführung vor Gericht betrifft. Tut mir Leid. Aber wenn Sie wollen, kann ich sie Ihnen rüberschicken.«
»Einen Moment«, sagte
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