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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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IV
     
    Als Susan die Autobahn an der Ausfahrt nach Garforth verließ, hatte sich ein beständiger Nieselregen eingerichtet, und sie musste die Scheibenwischer anschalten, um den ganzen Dreck abzuwaschen, den die LKWs aufgewirbelt hatten. Doch bis Castleford war es nicht mehr weit und schon bald kamen die gewaltigen Kühltürme des Kraftwerkes Ferrybridge in Sicht. Ohne große Probleme fand sie die Straße nach Ferry Fryston und hielt dann auf dem Parkplatz eines großen Pubs an, um auf ihre Karte zu schauen und die Straße zu finden, die sie suchte.
      Mark Wood wohnte in einem »Plattenbau« in einem der Sozialviertel der frühen Nachkriegszeit. Dabei handelte es sich um Häuser - hauptsächlich Doppelhäuser oder kurze Reihenhausblöcke -, die aus vorgefertigten Betonplatten errichtet waren, welche vor Ort zusammengefügt wurden. In dieser Gegend waren sie ursprünglich für Zechenarbeiter gebaut worden, doch nachdem alle örtlichen Zechen während der Thatcher-Zeit geschlossen worden waren, stellten sie nun ein Schnäppchen für Leute dar, die billig wohnen wollten.
      Es waren keine besonders guten Wohnungen. Sie hatten keine Zentralheizung und die Wände waren feucht. Im Regen, dachte Susan, sahen die Betonmauern wie Haferschleim aus.
      Susan fuhr durch ein Gewirr aus »Alleen«, »Stiegen«, »Gassen« und »Wegen«, die sich schlängelten und wanden, ehe sie, wie am Telefon abgesprochen, gleich an der Ecke vor Woods Haus Hatchleys dunkelgrünen Astra erblickte.
      Susan parkte hinter ihm, schaltete den Motor aus, lief dann schnell hinüber und sprang auf den Beifahrersitz.
      »Tut mir Leid, dass Sie warten mussten, Sarge«, sagte sie. »Drei Autounfälle beim Yorker Dreieck.«
      »Schon gut«, erwiderte Hatchley und drückte seine-Zigarette in dem bereits überfüllten Aschenbecher aus. »Bin selbst gerade erst angekommen. Die Adresse findet man ja kaum. Und wohnen wollte ich in dem Scheißkaff auch nicht.«
      »Wie sollen wir vorgehen?«
      Hatchley rutschte auf seinem Sitz umher und fuhr mit seinen kurzen, dicken Fingern unter den Kragen, als wollte er ihn lockern. »Warum fangen Sie nicht mit der Befragung an?«, sagte er. »Das ist eine gute Übung, jetzt, wo Sie Sergeant werden. Ich springe ein, wenn ich es für notwendig halte.«
      »Gut«, sagte Susan und musste innerlich lächeln. Sie wusste, dass Hatchley die Durchführung von offiziellen Befragungen hasste, es sei denn, er sprach entweder mit einem Informanten oder einem Gewohnheitskriminellen. Da sie bei Wood noch nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten, überließ Hatchley die Führungsrolle lieber ihr und würde wohl erst eingreifen, wenn sie das Gespräch in eine interessante Richtung geführt oder etwas versäumt hatte.
      Wie sich herausstellte, hatte Hatchley sogar noch mehr Gründe, die Befragung Susan zu überlassen. Als sie an die Tür klopften, öffnete eine junge Frau, und bei der Befragung von Frauen war Hatchley nutzlos. Nachdem sie erfahren hatten, dass Mark »nur mal kurz« in den Laden gegangen war, um Zigaretten zu kaufen, und in wenigen Minuten zurück sein würde, zeigte Susan ihren Dienstausweis und wurde ohne Probleme hereingelassen. Gut, dachte sie, damit hatte sie die Möglichkeit, zuerst allein mit der Freundin zu sprechen.
      Innen war das Haus recht sauber und aufgeräumt, doch Susans jederzeit empfindlicher Geruchssinn reagierte sofort auf die Babygerüche - warme Milch, breiiges Essen und natürlich die Schweinerei, wenn alles am anderen Ende wieder herauskam, die zudem noch mit dem Gestank eines Katzenklos vermischt waren. Und prompt entdeckte sie eine schwarz-weiße Katze, die durch das Zimmer schlich, und ein Baby, das in seinem Bettchen in der Ecke schlief und gelegentlich ein winziges Schniefen oder einen Schrei ausstieß, als würde es von Träumen geplagt. Eine der Wände war feucht, nahe der Decke blätterte die Tapete ab.
      »Worum geht es denn?«, fragte die Frau. »Ich bin Shirelle. Marks Frau.«
      Das war Susans erster Schock. Shirelle war eine farbige Karibin. Und sie sah keinen Tag älter aus als vierzehn. Sie war von kleiner Statur, mit flacher Brust und schmalen Hüften, und ihr hellbraunes Gesicht war von langen, geflochtenen Haaren gerahmt, die wallend auf ihre Schulter fielen. Wenn man sie dort in dem abgewetzten, alten Sessel sitzen sah, konnte man nur schwer glauben, dass sie alt genug war, um Mutter zu sein.
      »Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen über Mark

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