Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
stellen«, sagte Susan so beruhigend wie möglich. Da Shirelle nicht antwortete, fuhr sie fort: »Vielleicht können Sie uns helfen. Kennen Sie Jason Fox?«
Sie runzelte die Stirn. »Nein, nicht persönlich. Mark hat ihn ein paar Mal erwähnt. Sie arbeiten zusammen. Aber er hat ihn nie hierher mitgebracht.«
Das wundert mich nicht, dachte Susan. »Hat Mark Ihnen mal etwas über ihn erzählt?«
»Was, zum Beispiel?«
»Wie er so ist, wie sie zusammen klarkommen, solche Dinge.«
»Also, ich glaube, Mark mag ihn nicht besonders. Sie arbeiten noch nicht lange zusammen, und ich glaube, Mark wird sich von ihm trennen. Anscheinend hat dieser Jason ein paar seltsame Ansichten über Immigranten und so.«
Das konnte man laut sagen. »Stört Sie das nicht?«
»Ich bin keine Immigrantin. Ich bin hier geboren.«
»Wie lange haben die beiden zusammengearbeitet?«
»Ein paar Monate.«
»Wie haben sie sich kennen gelernt?«
»Sie haben beide zur gleichen Zeit einen Computerkurs in Leeds besucht und keiner von beiden konnte danach einen Job finden. Ich glaube, dieser Jason hatte etwas Geld, mit dem er eine Firma aufmachen konnte. Mark war der Beste des Kurses, deswegen hat Jason ihn gefragt, ob er mitmacht. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass Mark bei ihm bleiben wird. Es ist nur ein Anfang für ihn, mehr nicht. Der Anfang ist immer schwer, wenn man keine Erfahrung hat.«
»Und wie läuft die Firma?«, fragte Susan.
Shirelle schaute sich um und schnaubte. »Was glauben Sie wohl? Es reicht kaum für die Miete, und Sie können ja sehen, was für eine Absteige das hier ist.« Jetzt sah sie weder so aus noch klang sie wie eine Vierzehnjährige.
Die Katze versuchte, an Susans Knie hochzuklettern, aber sie schubste sie weg. »Nicht, dass ich keine Katzen mag, Shirelle«, erklärte sie, »aber ich bin allergisch gegen sie.«
Shirelle nickte. »Tina, komm her!«, rief sie.
Doch die, typisch für eine Katze, schenkte ihr einen Du-machst-wohl-Witze-Blick und ignorierte sie. Schließlich schoss Shirelle nach vorn, schnappte sich Tina, setzte sie im Nachbarzimmer ab und schloss die Tür.
»Danke«, sagte Susan. »Haben Sie von der Albion-Liga gehört?«
Shirelle schüttelte den Kopf. »Was soll das denn sein?«
»Wissen Sie, wo Mark letzten Samstagabend war?«
Shirelle schaute gerade lange genug weg, dass Susan wusste, sie würde lügen. Warum? Auf Wunsch ihres Ehemanns? Oder wollte sie Ärger mit der Polizei vermeiden? Manche Leute taten es rein gewohnheitsgemäß. Wie auch immer, als Shirelle sagte: »Er war hier, zu Hause«, bat Susan sie, noch einmal genau über ihre Antwort nachzudenken.
»Um welche Zeit meinen Sie denn?«, fragte Shirelle nach einigen Augenblicken des Zögerns. »Er könnte nämlich auch mal kurz auf ein Bier mit seinen Kumpels im Pub gewesen sein.«
»Welcher Pub wäre das?«
»Hare and Hounds. Gleich an der Ecke. Das ist seine Stammkneipe.« Shirelle schien von Sergeant Hatchley abgelenkt zu sein, der bisher noch nichts gesagt hatte, sondern einfach nur neben Susan auf dem Sofa saß und die ganzen Vorgänge reglos wie eine Statue beobachtete, gelegentlich ermutigend nickte oder etwas in sein schwarzes Buch notierte. Sie betrachtete ihn eine Weile und wandte sich dann mit ihren großen, verschreckten Augen wieder an Susan.
»Und wenn wir dort nachfragen würden, in diesem Hare and Hounds«, hakte Susan nach, »dann würde man sich von letzten Samstagabend an Mark erinnern, oder?«
»Ich ... ich weiß nicht...«
In diesem Moment ging die Eingangstür auf und eine männliche Stimme rief: »Sheri? Sheri?«
Dann betrat Mark Wood das Zimmer: stämmig gebaut, muskulös, kurzes Haar, Ohrring und so weiter. Anfang zwanzig. Der Mann auf dem Bild.
»Hallo, Mark«, sagte Susan. »Wir hätten schon seit Samstag mit Ihnen reden wollen.«
Als Mark Susan und Hatchley sah, blieb er mit offenem Mund abrupt stehen. »Wer ...?« Doch es war offensichtlich, dass er wusste, mit wem er es zu tun hatte, auch wenn er nicht mit ihnen gerechnet hatte. Er legte eine Zigarettenschachtel auf den Tisch und setzte sich in den anderen Sessel. »Worum geht's?«
»Um Jason. Wir hätten gedacht, Sie würden sich mit uns in Verbindung setzen nach Jasons Tod.«
»Jasons was?«, platzte Shirelle heraus. Sie schaute Mark an. »Jason ist tot? Davon hast du mir nichts gesagt.«
Mark zuckte mit den
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