Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
hoffte inständig, dass Gristhorpe etwas erreichte, bevor Giles Varney eintraf, denn angesichts dessen, was der Fingerabdruck wirklich wert war, ritt er schon viel zu lange darauf herum. Sie konnten nicht sicher sein, dass es Woods Abdruck war, und als die Bänder liefen, hatte sich Gristhorpe nur sehr vorsichtig darüber geäußert und davon gesprochen, dass er Woods Abdruck »auffällig« gleiche und nicht, dass er identisch sei.
Doch auch »auffällig gleichen« war reichlich übertrieben. Varney würde als Erstes den forensischen Beweis in Augenschein nehmen und seinem Mandanten sagen, wie fadenscheinig er war. Dann würde Wood keinen Ton mehr von sich geben. Susan hatte erst vor wenigen Augenblicken mit dem Labor telefoniert, und ihr war gesagt worden, dass sie spätestens bis zum Mittag mit Ergebnissen rechnen könnten, aber sicherlich nicht vor einer Stunde.
Selbst dann, so wusste sie, würden dies nur vorläufige Ergebnisse sein. Doch vielleicht könnten die Kollegen im Labor wenigstens ermitteln, ob es menschliches Blut an Woods Kleidung gab und ob es Jason Fox' Blutgruppe war. Auf genauere und verlässlichere Beweise wie die DNA-Analyse würden sie viel länger warten müssen. Doch schon die Bestimmung der Blutgruppe, dachte Susan, zusammen mit einer Identifikation und einer Aussage des Wirts des Jubilee wäre mehr, als sie im Moment in der Hand hatten. Und es könnte ausreichen, um den Richter davon zu überzeugen, Wood eine Weile länger in Untersuchungshaft zu behalten.
»Niemand außer Ihnen hat die Flasche angefasst, Mark«, fuhr Gristhorpe fort. »Der Fingerabdruck beweist das.«
»Und was ist mit dem Typ, von dem ich sie gekauft habe? Warum waren seine Fingerabdrücke nicht auf der Flasche?«
»Das ist unwichtig, Mark. Wichtig ist nur, dass Ihre Fingerabdrücke darauf waren und Jasons nicht. Daran gibt es nichts zu rütteln, Anwalt hin oder her. Wenn Sie mir jetzt die Wahrheit sagen, wird die Sache gut für Sie ausgehen. Wenn nicht... nun, dann werden Sie sich einem Richter erklären müssen. Und manchmal muss man Monate auf ein Gerichtsverfahren warten. Sogar Jahre.«
»Na und? Ich komme auf Kaution raus und Sie können gar nichts beweisen.«
Richtig, dachte Susan.
»Falsch«, entgegnete Gristhorpe. »Ich glaube nicht, dass Sie auf Kaution freikommen. Nicht dafür. Es war ein brutaler Mord. Ein wirklich scheußlicher Mord.«
»Sie haben gesagt, es muss nicht Mord gewesen sein.«
»Kommt drauf an. So wie die Dinge jetzt liegen, werden Sie schon gestehen müssen, um uns glaubhaft zu machen, dass es Totschlag war, Mark. Sie müssen uns erzählen, wie es wirklich passiert ist, Sie müssen uns überzeugen, dass es kein Mord war. Beweise zurückhalten, sich nicht bei der Polizei melden, lügen - das macht alles keinen guten Eindruck auf einen Richter.«
Wood kaute auf seiner Unterlippe. Susan bemerkte die Kuchenkrümel auf seinem Hemd. Er schwitzte.
»Sie sind doch ein cleverer junger Mann, oder, Mark?«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie wissen alles über Computer und das Internet und diesen Kram?«
»Und?«
»Also, ich kann eine Festplatte nicht von einem Suppenteller unterscheiden, aber was ich unterscheiden kann, ist eine Lüge von der Wahrheit, und ich weiß, dass Sie lügen, und ich weiß, dass Sie nur dann aus dieser Lügenverstrickung herauskommen, in die Sie sich hineinmanövriert haben, wenn Sie mir die Wahrheit sagen. Und zwar jetzt!«
Schließlich fuhr Wood mit der Zunge über seine Lippen und sagte: »Hören Sie, ich habe niemanden getötet. Okay, ich war dabei. Ich gebe es zu. Ich war dabei, als es anfing. Aber ich habe Jason nicht getötet. Sie müssen mir glauben.«
»Warum muss ich Ihnen glauben, Mark?«, fragte Gristhorpe sanft.
»Weil Sie müssen. Es ist wahr.«
»Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was passiert ist?«
»Kann ich eine rauchen?«
»Nein«, sagte Gristhorpe. »Erst nachdem Sie mir alles erzählt haben. Und falls ich Ihnen dann glaube.« Er schaltete den Kassettenrecorder mit den zwei Laufwerken ein und sprach die übliche Einleitung über die Zeit, das Datum und die Anwesenden auf die Bänder.
Wood schmollte und kaute einen Moment auf seiner Lippe, bevor er begann: »Wir haben das Jubilee kurz nach der Sperrstunde verlassen, genau wie ich gesagt habe. Ich hatte eine Flasche dabei. Jason nicht. Er trank nicht viel. Im Grunde hatte er prinzipiell etwas gegen
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