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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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orientalisch aus und hatte langes, glattes schwarzes Haar, eine goldene Haut und ein herzförmiges Gesicht mit perfekten, vollen Lippen und Mandelaugen. Sie konnte nicht älter als neunzehn oder zwanzig sein.
      Im Moment saß sie auf einem Stuhl, der in einen roten Neonschimmer getaucht war. Sie trug baumelnde silberne Ohrringe, einen schwarzen Spitzenbüstenhalter und einen Slip. Mehr nicht. Ihre schlanken Beine waren leicht gespreizt, sodass man durch ihre Oberschenkel deutlich die weiche Erbebung ihrer Scham erkennen konnte. Auf der Innenseite ihres linken Oberschenkels hatte sie eine winzige Tätowierung, einen Schmetterling, so wie es aussah.
      Und sie lächelte Banks an.
      »Nein«, sagte Burgess. »Die nicht. Die hat ja keine Titten.«
      Banks musste innerlich lächeln und kam auf den Boden der Tatsachen zurück. So schön das Mädchen auch war, er konnte sich genauso wenig vorstellen, mit ihr zu schlafen, wie mit einer von Tracys Freundinnen. Obwohl ihm der Schaufensterbummel durch den Rotlichtbezirk mit Burgess ganz gut gefallen hatte, hatte er nie in Erwägung gezogen, für das, was dort angeboten wurde, Geld auszugeben. Er vermutete, dass es Burgess im Grunde ebenso ging. Und nach drei oder vier Pils und dem einen oder anderen Genever war es auch fraglich, ob einer von den beiden überhaupt noch zu einer diesbezüglichen Aktivität in der Lage war.
      In der Nacht war Amsterdam besonders schön, stellte Banks fest. Über den Brücken hingen Lichterketten, die sich in den Grachten spiegelten, und aus den von Kerzenlicht erfüllten gläsernen Kabinen der Ausflugboote für »Liebespaare« erklang romantische Geigenmusik, während in ihrem Kielwasser die Reflexionen der Lichter im dunklen, öligen Wasser schimmerten. Er wünschte, Sandra wäre bei ihm und nicht Burgess. Sie würden die ganze Nacht an den Grachten entlangspazieren und sich wie vor Jahren hoffnungslos verlaufen.
      Nachts hatte der Rotlichtbezirk einen wesentlich größeren Reiz als am Tage, wenn er im Grunde nur ein weiterer Halt bei einer Besichtigungstour war. In der Nacht blieben die meisten Touristen dem Ort fern, doch nach Banks' Empfinden war er nicht gefährlicher als Soho. Seine Brieftasche war sicher in der Innentasche seiner Wildlederjacke verstaut, die mit einem Reißverschluss versehen war, und sonst hatte er nichts bei sich, was einen Diebstahl lohnen würde. Und wenn er in eine gewalttätige Situation geraten sollte, würde er schon allein zurechtkommen. Er fühlte sich zwar ein bisschen benebelt, war aber nicht betrunken. , Im Strom der Menge bummelten sie durch die Straßen, blieben gelegentlich vor einem Schaufenster stehen und waren meistens überrascht, wie schön und jung die sich präsentierenden Prostituierten waren. Einmal wurde Burgess angerempelt und Banks musste einschreiten, um eine Prügelei zu verhindern. Das wäre nicht besonders gut angekommen, dachte er: HOCHRANGIGER BEAMTER VON SCOTLAND YARD NACH SCHLÄGEREI IM AMSTERDAMER ROTLICHTBEZIRK VERHAFTET.
      Nach einer Weile bekam Banks in der Menge Platzangst und spielte gerade mit dem Gedanken, ins Hotel zurückzugehen, als Burgess sagte: »Scheiß drauf. Wissen Sie was, Banks?«
      »Was?«
      »Ich gebe es nur ungern zu, aber selbst wenn ich wollte, ich würde wahrscheinlich keinen mehr hochkriegen. Trinken wir noch was. Einen Absacker.«
      Das schien Banks, der sich gerne hinsetzen und eine Zigarette rauchen wollte, eine gute Idee zu sein. Also gingen sie in eine Bar an einer Straßenecke, wo Burgess prompt wieder Pils und Genever für die beiden bestellte.
      Über die laute Musik - eine Art moderner Europop, vermutete Banks - unterhielten sie sich über gemeinsame Bekannte bei der Londoner Polizei und beobachteten die Gäste: Seeleute, Punks, Prostituierte und hin und wieder ein Dealer, der seinen Stoff loswerden wollte. Als sie ausgetrunken hatten, schlug Burgess eine weitere Runde vor, doch Banks meinte, sie sollten lieber ein Lokal suchen, das näher am Hotel lag, solange er sich noch an den Weg erinnern konnte.
      »Scheiß auf das Hotel. Wir können überall ein Taxi nehmen«, sagte Burgess.
      »Ich habe keine Ahnung, wo der nächste Taxistand ist. Außerdem ist es nicht weit. Der Spaziergang wird Ihnen gut tun.«
      Burgess war mittlerweile tatsächlich schon völlig hinüber. Er bestand auf wenigstens noch einem weiteren Genever, den er auf Ex wegkippte, und nach etwas Gemurre gab er sich daraufhin geschlagen und folgte

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