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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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die Sehenswürdigkeiten betrachtet, von denen sie gehört, gelesen oder die sie auf Bildern gesehen hatte: Piccadilly Circus, Big Ben, St. Paul's, Buckingham Palace, Trafalgar Square. Natürlich war das schon lange her, doch noch heute verspürte sie denselben Zauber, wenn sie die Namen vor sich hin sprach oder durch die berühmten Straßen ging.
      Charing Cross Road war voller Menschen, die spät von der Arbeit kamen oder ins Theater oder Kino gehen wollten und sich vorher noch mit Freunden auf ein Glas trafen. Bevor sie in die U-Bahn stieg, überquerte Vivian vorsichtig die Straße, wartete auf das Fußgängersignal und bummelte um den Leicester Square.
      Neben Burger King sang ein kleiner Chor »Men of Harlech«. Wie sich alles verändert hatte: die Schnellrestaurants, die Geschäfte, selbst die Kinos. Nicht weit von hier, am Haymarket, war sie zum ersten Mal in London im Kino gewesen, im Carlton. Was hatte sie gesehen? Wem die Stunde schlägt. Natürlich, das war es gewesen.
      Als sie zurück zum U-Bahn-Eingang Leicester Square schlenderte, dachte Vivian wieder über den seltsamen Mann in der Buchhandlung nach. Sie lebte nicht gern in der Vergangenheit, aber er hatte sie in eine nachdenkliche Stimmung versetzt, wie schon zuvor die jüngsten Zeitungsfotos vom ausgetrockneten Thornfield-Stausee.
      Zum ersten Mal seit über vierzig Jahren waren die Ruinen von Hobb's End ans Tageslicht gelangt und die Erinnerungen an ihr Leben dort stürzten auf sie ein. Vivian erschauderte, als sie die Stufen zur U-Bahn hinunterstieg.
     
     

* 2
     
    Nach dem Gang durch den Wald blieb Banks stehen und holte Luft. Von seinem Standpunkt am Rand des Thornfield-Stausees ähnelte das lang gestreckte Becken mit den Ruinen, das vor ihm lag, einer hohlen Hand. Es war ungefähr vierhundert Meter breit und achthundert Meter lang. Er kannte zwar nicht die vollständige Geschichte, aber er wusste, dass dieses Tal viele Jahre unter Wasser gestanden hatte. Jetzt war es, wie die Ausgrabung einer prähistorischen Siedlung oder eine Art Atlantis der Neuzeit, zum ersten Mal wieder aufgetaucht.
      Verknotete Baumwurzeln traten aus der gegenüberliegenden Uferböschung. Die unterschiedlichen Farben der Erde zeigten an, wo das Wasser gestanden hatte. Hinter dem Ufer erstreckte sich Richtung Norden der Wald von Rowan Woods.
      Am dramatischsten war der Anblick direkt zu seinen Füßen: das versunkene Dorf. Flankiert von einer verfallenen Mühle auf einem kleinen Hügel im Westen und einer winzigen Packpferdbrücke im Osten, ähnelte die Anordnung dem Skelett eines Riesentorsos. Die Brücke bildete den Beckenknochen, und die Mühle war der Schädel, der abgetrennt und leicht links vom Körper platziert worden war. Der Fluss und die High Street stellten das leicht geschwungene Rückgrat dar, von dem die Nebenstraßen wie Rippen abgingen.
      Es gab keinen Straßenbelag, aber der Verlauf der alten High Street entlang des Flusses war deutlich zu erkennen. Bei der Brücke verzweigte sie sich, ein Arm führte in Richtung Rowan Woods und verengte sich bald zu einem Fußpfad, der andere führte über die Brücke und verlief dann entlang der Harksmere-Uferstraße wahrscheinlich bis nach Harkside. Es kam Banks besonders merkwürdig vor, dass dort unter Wasser so viele Jahre eine völlig intakte Brücke gestanden hatte.
      Unten sah er eine Gruppe von Menschen auf der anderen Seite der Brücke, einer davon in Uniform. Banks hastete den schmalen Pfad hinunter. Es war ein warmer Abend, und als er unten ankam, schwitzte er. Bevor er sich den anderen näherte, zog er ein Taschentuch hervor und tupfte sich über Stirn und Nacken. Gegen die dunklen Flecken unter dem Arm konnte er nichts machen.
      Er war nicht übergewichtig und eigentlich auch nicht untrainiert. Er rauchte, ernährte sich ungesund und trank zu viel, doch hatte ihn sein unermüdlicher Stoffwechsel davor bewahrt, dick zu werden. Er mühte sich nicht mit sportlichen Übungen ab, aber seit ihn Sandra verlassen hatte, hatte er sich angewöhnt, am Wochenende lange, einsame Spaziergänge zu unternehmen, und ein- oder zweimal pro Woche zog er seine Bahnen im Schwimmbad von Eastvale. Das furchtbar heiße Wetter war schuld, dass er sich so schlecht in Form fühlte.
      Die Talsohle war nicht so schlammig, wie er gedacht hatte. Die rötlichbraune Erde war größtenteils ausgetrocknet und durch die Hitze aufgesprungen. Dennoch gab es einige sumpfige Stellen, an denen Schilfrohr wuchs, und er

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