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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Ich schätze, das Sprengkommando sollte den ganzen Ort abreißen, bevor er geflutet wurde, aber an dem Tag haben sie wohl früh Feierabend gemacht.«
      Banks sah sich um. »Es scheint, als hätten die Sprengmeister ein paar Ecken ausgelassen.«
      »Warum auch nicht? Sie gingen wohl davon aus, dass niemand dieses Dorf jemals wieder zu Gesicht bekommen würde. Wer kann schon sagen, was noch steht, wenn alles unter Wasser ist? Na ja, jedenfalls hat der Schlamm Adam aufgefangen, sein Arm steckte im Dreck und er zog das Skelett einer Hand heraus.«
      »Eine Menschenhand?«
      »Weiß ich nicht, Sir. Ich meine, für meine Begriffe sieht sie menschlich aus, aber dafür brauchen wir einen Fachmann. Ich hab gelesen, Bärentatzen seien sehr leicht mit Menschenhänden zu verwechseln.«
      »Bärentatzen? Wann haben Sie das letzte Mal einen Bär in dieser Gegend gesehen?«
      »Och, noch vor ein paar Wochen, Sir.«
      Banks stutzte, sah das Flackern in ihren Augen und lächelte. Irgendetwas an dieser Frau fesselte ihn. Ihr Ton verriet nicht den geringsten Selbstzweifel oder die kleinste Unsicherheit bezüglich ihres Tuns. Die meisten jüngeren Polizeibeamten ließen, wenn sie von einem Vorgesetzten nach ihrer Vorgehensweise befragt wurden, oft so etwas wie »Hab ich das richtig gemacht, Sir?« in ihre Stimme kriechen, oder sie nahmen eine Abwehrhaltung an. Susan Gay, seine ehemalige Mitarbeiterin, war so gewesen. Doch Sergeant Cabbot war völlig anders. Sie gab Dinge einfach so wieder, wie sie sich ereignet hatten, und erklärte die Entscheidungen, die sie getroffen hatte. Etwas an ihrer Art ließ sie vollkommen selbstsicher und beherrscht erscheinen, ohne im Geringsten arrogant oder aufsässig zu wirken. Banks fand sie beunruhigend.
      »Gut«, sagte er, »sehen wir es uns mal an.«
      Sergeant Cabbot klappte ihre Sonnenbrille zusammen, ließ sie in ihre Umhängetasche gleiten und ging voran. Banks folgte ihr in den Schuppen. Sie bewegte sich mit geschmeidiger Eleganz, so wie eine Katze, wenn sie nicht gerade gefüttert wurde.
      Er blieb kurz stehen und sprach mit den Fernsehleuten. Sie konnten ihm nicht viel erzählen, nur dass sie sich die Gegend angeschaut und gesehen hätten, wie der Junge durch das Dach gefallen war. Sie seien sofort hingelaufen, und da hätten sie dann bemerkt, was er aus dem Boden gezogen hatte. Er sei ihnen für ihre Hilfe nicht sonderlich dankbar gewesen, sagten sie, und schon gar nicht erfreut, sie zu sehen, aber sie waren erleichtert, dass er nicht ernstlich verletzt war. Getreu ihrem Beruf fragten sie Banks, ob es ihm etwas ausmache, ihnen eine Stellungnahme auf Band zu sprechen. Er lehnte höflich mit dem Hinweis ab, ihm fehlten Informationen. Sobald er sich umgedreht hatte, sprach die Frau über Handy mit dem lokalen Nachrichtensender. Es klang nicht so, als handelte es sich um ihren ersten Anruf.
      Der Schuppen war ungefähr zwei Quadratmeter groß. Banks stand in der Tür und betrachtete den Abdruck im Schlamm, den der Junge hinterlassen hatte, dann die zwei schweren Steinplatten links und rechts davon. Sergeant Cabbot hatte Recht: Adam Kelly hatte wirklich sehr viel Glück gehabt. Auf dem Boden waren weitere Steine verstreut, viele zerbrochen, einige Bruchstücke ragten aus dem Schlamm. Adam hätte ohne weiteres auf einen dieser Steine fallen und sich das Rückgrat brechen können. Aber wenn man so klein ist, hält man sich für unsterblich. So hatten sich auch Banks und seine Freunde gefühlt, selbst nachdem Phil Simpkins das Seil um einen Baumstamm gewickelt hatte, vom obersten Ast gesprungen und auf das spitze Metallgitter gefallen war.
      Banks schüttelte die Erinnerung ab und konzentrierte sich auf die Szene vor sich. Die Sonne beschien den oberen Teil der hinteren Wand; die Steine glänzten feucht und glitschig. Obwohl meilenweit kein Salzwasser vorhanden war, roch es muffig, bemerkte Banks, außerdem nach totem Fisch, der wohl nicht so weit entfernt war.
      »Sehen Sie, was ich meine, Sir?«, fragte Sergeant Cabbot. »Weil das Dach die Sonne nicht hereingelassen hat, ist es hier drinnen viel schlammiger als draußen.« Mit einer schnellen Bewegung strich sie eine Haarsträhne nach hinten. »Hat dem Jungen wahrscheinlich das Leben gerettet.«
      Banks' Blick blieb an dem Handskelett hängen, das sich um den Rand einer zerbrochenen Steinplatte krallte. Es erinnerte ihn an die Szene aus einem Horrorfilm, wenn sich das Monster aus dem Grab zieht. Die Knochen

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