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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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waren dunkel und schmutzverkrustet, aber Banks erkannte in ihnen ebenfalls eine Menschenhand.
      »Wir holen besser ein paar Fachleute, die alles ausgraben«, sagte er. »Dann brauchen wir einen forensischen Anthropologen. Und bis dahin - ich hab noch nichts gegessen. Kann man hier irgendwo in der Nähe was zu essen bekommen?«
      »Am besten im Black Swan in Harkside. Möchten Sie Adam Kellys Adresse?«
      »Haben Sie schon gegessen?«
      »Nein, aber ...«
      »Dann können Sie doch mitkommen und mir beim Essen alles erzählen. Ich werde morgen früh ein Schwätzchen mit dem kleinen Adam halten, dann hat er sich bestimmt beruhigt. Constable Cameron kann hier die Stellung halten.«
      Sergeant Cabbot warf einen Blick auf das Handskelett.
      »Nun, los«, meinte Banks, »hier können wir nichts mehr tun. Das arme Schwein ist bestimmt schon länger tot, als wir auf der Welt sind.«
     
    Vivian Elmsley war todmüde, als sie schließlich von der Signierstunde nach Hause kam. Sie stellte ihre Aktentasche im Flur ab und ging ins Wohnzimmer. Die meisten Menschen hätten gestaunt, im Haus einer Person von Vivians Alter eine moderne Einrichtung aus Chrom und Glas vorzufinden, aber sie mochte es lieber als die furchtbar kitschigen Antiquitäten, den Nippes und die restaurierten Holzbalken, mit denen alte Menschen ihre Häuser vollstopften - wenigstens die, die sie kannte. Das einzige Bild, das ihre schlichten weißen Wände schmückte, hing über einem schmalen gläsernen Kaminsims: ein gerahmter Druck einer Blume von Georgia O'Keeffe, überwältigend in ihrem Gelbton und einschüchternd in ihrer Symmetrie.
      Zuerst öffnete Vivian die Fenster, um frische Luft hereinzulassen, dann goss sie sich einen starken Gin Tonic ein und begab sich zu ihrem Lieblingssessel. Die Konstruktion aus verchromtem Stahl und schwarzem Lederpolster hatte genau den richtigen Neigungswinkel, um Lesen, Trinken oder Fernsehen sündhaft gemütlich zu machen.
      Vivian warf einen Blick auf die Uhr, deren glänzendes Innenleben aus Messing und Silber durch die Glaskuppel zu sehen war. Kurz vor neun. Zuerst wollte sie die Nachrichten sehen. Danach würde sie ein Bad nehmen und Flaubert lesen.
      Sie griff nach der Fernbedienung. Fast ihr ganzes Leben lang hatte sie mit der Hand geschrieben und zur Zerstreuung lediglich ein altes Radio in einem Gehäuse aus Walnussholz besessen, doch vor fünf Jahren hatte sie dem technischen Fortschritt nachgegeben. Einen Tag, nachdem sie einen großen Vorschuss von ihrem neuen amerikanischen Verlag erhalten hatte, machte sie sich auf und erstand in einem Kaufrausch einen Fernseher, einen Videorekorder, eine Stereoanlage und den Computer, an dem sie nun ihre Bücher verfasste.
      Sie legte die Füße hoch und drückte auf die Fernbedienung. In den Nachrichten kam der übliche Schrott. Größtenteils Politik, ein bisschen Mord, Hunger in Afrika, ein verpfuschtes Attentat im Mittleren Osten. Sie wusste nicht, warum sie sich überhaupt noch die Mühe machte. Gegen Ende kam dann eine dieser kleinen Klatschgeschichten, die immer als Lückenbüßer dienen mussten.
      Doch diesmal setzte sich Vivian auf und spitzte die Ohren.
      Die Kamera schwenkte über eine Ansammlung vertrauter Ruinen, während der Sprecher erklärte, dass dieses vergessene Dorf aus den Yorkshire Dales namens Hobb's End durch die jetzige Dürre zum ersten Mal seit der offiziellen Flutung 1953 ans Tageslicht gelangt sei. Das wusste sie bereits - es war die gleiche Bildsequenz wie vor einem Monat, als sie die Geschichte zum ersten Mal im Fernsehen brachten -, aber plötzlich änderte sich die Perspektive, und sie sah ein paar Menschen neben der Brücke stehen, einer davon in Polizeiuniform.
      »Heute«, fuhr der Sprecher fort, »entdeckte ein kleiner Junge beim Erkundschaften des Geländes etwas, auf das er nicht vorbereitet war.«
      Die Stimme des Sprechers war locker, oberflächlich, sie erinnerte Vivian an die von ihr so verabscheuten lässigen Krimis, in denen die Welt des Verbrechens verniedlicht wurde. Dieser Fall rufe glatt nach einer Miss Marple, sagte der Sprecher, ein Skelett sei gefunden worden, zwar nicht in einem Schrank, liebe Zuschauer, sondern im sumpfigen Boden unter einem alten Schuppen. Wie konnte es dorthin gelangen? Lag hier ein Gewaltverbrechen vor?
      Vivian umklammerte die kühlen Stahlrohre des Sessels, der Gin Tonic stand vergessen auf dem Glastisch neben ihr.
      Die Kamera fuhr auf den Schuppen

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