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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hab ich nicht gesagt.«
      Es war Anfang September, es wurde jetzt schneller dunkel. Als sie auf die High Street traten, stand die Sonne schon tief im Westen, ein roter Ball, der wie ein Funke in der Dämmerung glühte. Die Schatten wurden länger. Lachen und Musik drangen aus den offenen Türen der Pubs. Müde vom Ausflugstag und einem üppigen Abendessen, stiegen Touristen in ihre Autos und fuhren zurück in ihre Städte.
      Annie und Banks durchquerten die überfüllte Kneipe und fanden einen Tisch im Biergarten hinter dem Haus. Durch die Bäume malte das ersterbende Sonnenlicht blutrote und karmesinrote Streifen auf die Flussniederungen. Annie setzte sich und Banks holte zwei Glas Bier an der Theke und bestellte das Essen. Glücklicherweise hatte Annie gesagt, sie habe keinen großen Hunger, ein Sandwich mit Käse und eingelegten Gurken wäre genau das Richtige. Sie kamen gerade noch rechtzeitig; kurz darauf wurden keine Bestellungen mehr entgegengenommen.
      »Ist Schön hier«, sagte Annie, als er mit den Getränken zurückkam. »Danke.«
      »Prost!« Banks nahm einen Schluck. Obwohl noch ein paar andere Gäste draußen saßen, unterhielt man sich leise. »Wen hätten wir dann also?«, fragte er. »Wo wir jetzt wissen, dass Matthew vor Gloria starb?«
      Annie lehnte sich zurück, streckte die langen Beine aus und legte sie auf den dritten weißen Plastikstuhl. »Wie wär's mit dem Geliebten?«, schlug sie vor. »Dem Amerikaner?«
      »Brad? Als Mörder? Warum?«
      »Warum nicht? Oder einer von seinen Kumpels? Sie könnte sie angemacht und gegeneinander aufgehetzt haben. Ich habe den Eindruck, dass Gloria die Art von Frau war, die einen enormen Einfluss auf Männer ausübte. Brad hoffte vielleicht auf mehr, als er letztendlich bekam. Alice sagte, er war ihrer Meinung stärker in Gloria verliebt als umgekehrt. Vielleicht versuchte sie, ihm den Laufpass zu geben, und er war nicht einverstanden. Rowan Woods ist nicht weit weg. Es wäre nicht schwer für ihn gewesen, sich hintenrum rein-, und rauszuschleichen, würde ich sagen.«
      »Wir müssen auf jeden Fall mehr über die Amerikaner in Hobb's End herausfinden«, sagte Banks.
      »Und wie gehen wir das an?«
      »Anfangen kannst du erst mal mit der amerikanischen Botschaft. Vielleicht können sie dich auf eine bestimmte Spur bringen.«
      »Mir ist die subtile Verwendung des Pronomens nicht entgangen: >du<. Ich nehme an, du hast nicht vor, einen Tag am Telefon zu verbringen?«
      Banks lachte. »Vorgesetzter zu sein, hat so seine Vorteile. Außerdem bist du so gut darin.«
      Annie schnitt eine Grimasse und schnippte ihm Bier ins Gesicht.
      »Wenn es dir hilft«, fügte er hinzu, »werde ich versuchen, von unseren militärischen Einrichtungen mehr Informationen über Matthew Shackleton zu erhalten.«
      Das Essen kam und eine Weile aßen beide schweigend. Der Fluss sah nun aus wie ein Ölteppich. Es standen keine Wolken am Himmel, doch war die Luft im Laufe des Tages immer feuchter geworden, und die untergehende Sonne tauchte den Himmel im Westen in scharlachrotes Licht. Summende Wolken aus winzigen Insekten, Stech- oder Kriebelmücken, schwebten über dem ruhigen, seichten Wasser.
      »Was ist mit Michael Stanhope?«, schlug Banks vor.
      »Was hätte er für ein Motiv haben sollen? Sie waren Freunde.«
      »Unbeherrschte Lust? Alkohol? Das kann einen schon die Grenzen überschreiten lassen und Stanhope passte wahrscheinlich sowieso nicht so richtig ins Muster. Wenn er sich stark zu Gloria hingezogen fühlte, sie aber keine sexuelle Beziehung mit ihm haben wollte, dann könnte ihn das Anfertigen des Aktbildes übermäßig erregt haben. Seien wir ehrlich: Ein Mann wie Stanhope kann nicht die ganze Zeit emotional völlig unbeteiligt geblieben sein, wenn Gloria Shackleton nackt in seinem Atelier saß.«
      Annie zog die Augenbrauen hoch. »Ach, nein? Vielleicht meinst du eher, dass du es nicht könntest. Du würdest dich wundern, wie unbeteiligt ein Künstler sein kann. Egal, Alice Poole sagte, sie wären ganz bestimmt kein Paar gewesen, und ich glaube ihr. Ich habe den Eindruck, dass viele Dorfbewohner - zum Beispiel die Frau, mit der du gesprochen hast - ihre negativen Gefühle auf Gloria projizierten. Meiner Meinung nach war sie eigentlich ein anständiges Mädchen und eine liebende Ehefrau, aber ihr Aussehen und ihre lockere Einstellung trugen ihr Probleme ohne Ende ein, besonders mit Männern. Irgendwann drehte halt

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