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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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auf.
      Sie traten auf die Straße, wo es nun viel ruhiger war, da die Nacht hereingebrochen war. Der Fish-and-Chips-Laden hatte noch geöffnet. Zwei Jugendliche, die vorher im Pub gewesen waren, standen nun gegen die Wand gelehnt und aßen in Zeitungspapier gewickelten Fisch. Ein Hauch Essig zog an ihnen vorbei.
      Am Ende der Gasse, die am Kirchhof vorbeiführte, befand sich ein Schwingtor, und dahinter führte ein schmaler Fußweg aus Steinplatten um das steile Ufer von Gratly Beck ungefähr eine halbe Meile das Tal hinauf bis zum Ort selbst. Zum Glück schien der Mond, ansonsten war der Pfad nicht beleuchtet. Schafe hasteten blökend vor ihnen davon. Wieder dachte Banks an die Zeit der Verdunkelung. Seine Mutter hatte ihm die Geschichte einer Freundin erzählt, die den Weg von der Munitionsfabrik nach Hause nur fand, indem sie 176 Zaunpfähle entlang des Kanals berührte, dann links abbog und fünf Laternenmasten an der Straße abzählte. Das musste noch am Anfang gewesen sein, dachte Banks, bevor Lord Beaverbrook anordnete, alle Zaunpfähle für den Krieg einzusammeln. Seine Mutter hatte ihm auch von den Bergen aus Töpfen und Pfannen auf dem Cricketfeld erzählt, aus denen ein Flugzeug gebaut werden sollte.
      Nachdem sie den schmalen Durchlass am anderen Ende passiert hatten, bogen Banks und Annie nach links ab, vorbei an den neuen Häusern. Hier war der Bürgersteig breiter und Annie schob den Arm unter seinen. Das kleine Zeichen von Intimität war schön. Sie überquerten die Steinbrücke, gingen die Straße hinunter und hielten vor der Eingangstür zu Banks' Haus.
      »Kaffee?«, fragte Banks.
      Annie grinste. »Nein, aber ich trinke wohl etwas Kaltes, wenn du hast. Nur keinen Alkohol.«
      Sie blieb im Vorderzimmer und sah sich seine CD-Samm-lung an, während er an den Kühlschrank ging. Es war komisch, dass ihm die Küche immer ein Gefühl von Ruhe und Heimat vermittelte, selbst nachts, wenn die Sonne, anders als in seinem Traum, nicht schien. Er fragte sich, ob er wohl jemals Annie davon würde erzählen können, ohne sich wie ein Idiot vorzukommen.
      Er holte eine Packung Orangensaft heraus und goss zwei Gläser ein. Im Wohnzimmer lief eine alte CD von Etta James. Funkig, heiß. Die hatte er schon seit Jahren nicht mehr gehört. Annie kam herein, sichtlich erfreut über ihren Fund.
      »Du hast ja eine Wahnsinns-CD-Sammlung«, bemerkte sie. »Dass du überhaupt noch weißt, was du auflegen sollst.«
      »Das ist schon manchmal ein Problem. Hängt von der Stimmung ab.« Er reichte ihr ein Glas und sie gingen ins Wohnzimmer.
      Bald schmetterte Etta »Jump Into My Fire« und »Shakey Ground«.
      »Willst du wirklich nichts anderes trinken?«, fragte Banks, als Annie ihr Glas geleert hatte.
      »Nein, ich hab doch gesagt, dass ich noch fahren muss. Ich will nicht von einem übereifrigen Landbullen angehalten werden.«
      »Schade«, sagte Banks. »Ich hatte gedacht, dass du es dir eventuell noch überlegst.« Sein Mund war trocken.
      Jetzt lief »Come to Mama«, die rhythmische, gemächliche Sinnlichkeit der Musik ging ihm nahe. Er musste sich immer wieder sagen, dass Annie ein weiblicher Sergeant war, eine Kollegin, mit der er an einem Fall arbeitete, und dass er nicht einmal an so etwas denken sollte. Das Problem waf nur, dass Annie Cabbot so ganz anders war als alle Polizeibeamten, die er jemals kennen gelernt hatte. Und sie war die erste Frau, abgesehen von seiner Tochter Tracy, die ihn im neuen Haus besucht hatte.
      »Hm«, machte Annie lächelnd. »Ich hab ja nicht gesagt, dass ich jetzt sofort fahren muss, oder? Du musst mich nicht betrunken machen, um mich ins Bett zu bekommen, verstehst du?« Dann stand sie auf, kreuzte die Arme vor sich und zog sich das T-Shirt langsam über den Kopf. Sie hielt es in der Hand, den Kopf zur Seite geneigt, und lächelte dann, streckte die Hand aus und sagte: »Komm zu Mama.«
     
    ***
     
    In Kalifornien gibt es angeblich riesige Redwoodbäume, die, wenn sie bei einem Waldbrand verkohlen, eine neue Schicht um das tote, geschwärzte Holz bilden. Matthews Verschwinden versengte mein Mark auf diese Weise, und auch wenn darüber eine neue Haut wuchs, eine unnachgiebigere Rinde, so gab es in mir doch einen Teil, der schwarz und tot blieb. Dieser Kern ist immer noch da, obwohl die neue Schutzschicht im Laufe der Jahre so dick geworden ist, dass die meisten sie für die ursprüngliche Haut halten. Ich nehme an, dass es in gewisser

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