Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer
dich schon vorher nicht leiden. Außerdem kann er es nicht ertragen, wenn er eines Besseren belehrt wird, insbesondere nachdem er sich vor der Presse aufgeplustert hat. Deine Aktionen auf eigene Faust haben zwar zur Lösung des Falles beigetragen, aber jetzt hasst er dich nur noch mehr. Ich kann nichts für dich tun. Du musst dir darüber im Klaren sein, dass dein Einfluss in Eastvale ziemlich gering ist, um mich mal vorsichtig auszudrücken.«
Banks erhob sich. »Ich habe nicht um einen Gefallen gebeten.«
»Setz dich, Alan. Lass mich ausreden.«
Banks nahm wieder Platz und suchte nach einer Zigarette. »Ich hätte mich wohl schon längst um eine Versetzung bemüht«, sagte er, »aber ich hatte andere Sachen im Kopf.«
»Ja, ich weiß. Und ich weiß auch, dass du nicht um Hilfe bittest. Das ist nicht deine Art. Vielleicht habe ich sogar gute Nachrichten für dich, wenn du versprichst, es für dich zu behalten.«
»Gute Nachrichten? Das wär ja mal was Neues.«
»Nur zwischen uns: Jimmy Riddle ist vielleicht nicht mehr lange da.«
Banks traute seinen Ohren kaum. »Was? Riddle geht in Ruhestand? In seinem Alter?«
»Ein kleines Vögelchen hat mir geträllert, dass der krumme Finger der Politik lockt. Wie du weißt, ist das für Polizisten nicht möglich, also verrat mir mal, wie die Lösung aussehen soll.«
»Politik?«
»Genau. Der Abgeordnete der Konservativen in Riddles Wahlkreis ist praktisch durchgeknallt. Nicht dass man das in der Hütte groß merken würde. Hochwertige Echolote melden, dass Riddle schon mehrere Gespräche mit dem Wahlausschuss geführt hat und der mit ihm zufrieden war. Wie schon gesagt, Alan, das bleibt unter uns.«
»Natürlich.«
»Das ist keine Garantie, dass er geht. Oder dass er überhaupt gewählt wird. Obwohl dieser Wahlkreis hier eine Bank für die Konservativen ist - die könnten sogar Saddam Hussein aufstellen, der würde auch gewinnen. Selbst wenn Riddle geht - er hinterlässt auf jeden Fall einen üblen Geruch, und er wird behaupten, der käme von dir. Ich sag also nicht, dass alles in Butter ist. Zum Beispiel hängt viel davon ab, ob wir einen neuen Polizeipräsidenten bekommen, der nicht auf der Leitung steht.«
Banks fühlte ein warmes Gefühl in sich aufkommen. Ein interessanter Fall. Annie Cabbot. Und jetzt das. Vielleicht gab es doch einen Gott. Vielleicht neigte sich seine Trockenperiode.tatsächlich dem Ende zu.
»Weißt du was«, bemerkte er, »da könnte man sich glatt vorstellen, die Konservativen zu wählen, nur damit der Hund auch wirklich gewinnt.«
***
Charlie starb am 19. März während eines Großangriffs auf Berlin. Die Fliegenden Festungen wurden von einer Messerschmidt zusammengeschossen. Brad gelang es, das brennende Flugzeug über den Ärmelkanal zurückzusteuern und auf einem Flugplatz in Sussex zu landen, musste dann aber feststellen, dass Charlie und zwei weitere Besatzungsmitglieder tot waren. Brad kam mit Schnittwunden und blauen Flecken davon und kehrte, nachdem er einige Tage im Krankenhaus zur Beobachtung gewesen war, nach Rowan Woods zurück.
Diese Nachricht, kurz nach Matthews Rückkehr, war fast mehr, als ich ertragen konnte. Der arme, liebe Charlie mit seiner Lyrik und dem Dackelblick. Fort.
Als Brad aus Sussex zurückkam, besuchte er mich mit einer Flasche Bourbon im Laden und erzählte mir persönlich, was passiert war. Obwohl er Charlie nur einige Jahre gekannt hatte, waren sie enge Freunde geworden. Er versuchte, die Art von Bindung zu erklären, die zwischen Pilot und Navigator bestand. Ich sah, dass es ihn erschütterte. Er gab sich die Schuld und schämte sich, weil er überlebt hatte.
Gloria war vollauf damit beschäftigt, Matthew zu pflegen. Sie hatte Brad gesagt, sie könne ihn nicht mehr treffen, es würde sie durcheinander bringen und ihnen nicht gut tun. Brad ärgerte sich über ihre Zurückweisung, aber er konnte nichts anderes tun, als zu mir zu kommen und mir sein Herz auszuschütten.
Wir saßen im kleinen Zimmer über dem Laden. Mutter war schon zu Bett gegangen, wir tranken Bourbon und rauchten Luckies. Im Rundfunk hörten wir den BBC-Home Service, und Vivien Leigh las Gedichte von Christina Rossetti und Elizabeth Barrett Browning. Keiner sagte viel, es gab nicht viel zu sagen. Charlie war nicht mehr da, es hatte ein Ende. Gedichte füllten die Minuten des Schweigens.
Nicht weit entfernt widmete sich Gloria - die Vivien Leigh
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