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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wären?«
      »Am häufigsten ist die Narkosynthese.«
      »Und was ist das?«
      »Ein durch Drogen hervorgerufenes Wiedererleben des traumatischen Ereignisses oder der Ereignisse. Sie wird benutzt, um dem Ich zu helfen, das Geschehene zu akzeptieren.«
      »Aber wenn Sie nicht wissen, was das traumatische Ereignis war ...«
      »Es gibt Möglichkeiten, sich dem zu nähern. Aber ich möchte Ihnen keine Hoffnungen machen. Das Problem ist natürlich, dass Matthew sich nicht sprachlich äußern kann, und das könnte den Erfolg der Narkosynthese erheblich beeinträchtigen.«
      »Was schlagen Sie vor?«
      »Ich schlage vor, dass Sie mir sagen, wo Sie wohnen, dann werde ich mich bemühen, einen Arzt für Sie zu suchen, der sich mit diesen Dingen auskennt.«
      Ich nannte ihm meine Adresse.
      »Das könnte bedeuten, nach Leeds zu fahren«, sagte er.
      »Das wäre kein Problem.«
      »Ich verspreche Ihnen, dass ich mich darum kümmere. Passen Sie in der Zwischenzeit einfach gut auf ihn auf. Ich denke, ich muss Ihnen nicht erzählen, dass er Entsetzliches durchgemacht hat.«
      »Nein. Vielen Dank, Doktor.« Ich legte auf und ging wieder nach oben.
      Matthew saß vor dem Fenster und starrte es an, nicht hindurch; Mutter und Gloria schienen mit ihrer Weisheit am Ende zu sein.
      »Ich hab versucht, mit ihm zu reden, Gwen«, sagte Gloria mit zitternder Stimme. »Ich glaube, er kennt mich nicht mal. Ich glaube, er weiß nicht mal, wo er ist.«
      Ich berichtete ihr, was der Arzt gesagt hatte, ließ aber einiges aus. »Er ist doch zurückgekommen, oder?«, fragte ich, um sie zu trösten. »Er hat allein hergefunden. Es war der einzige Ort, den er kannte. Sein Zuhause. Keine Sorge, es wird ihm bald besser gehen, wo er jetzt bei den Menschen ist, die ihn lieben.«
      Gloria nickte, aber sie wirkte nicht überzeugt. Ich konnte es ihr nicht verübeln; auch ich war nicht überzeugt.
     
    ***
     
    Es war schon lange her, seit Banks zum letzten Mal die gefurchte Zufahrt zum gedrungenen Steinhaus von Detective Superintendent Gristhorpe in einem Flusstal über Lyndgarth hinaufgefahren war.
      Wie erwartet, fand er Gristhorpe draußen bei der Arbeit an seiner Trockenmauer. Das Trockenmauern war ein Hobby, das sich der Superintendent vor Jahren zugelegt hatte. Es war der Inbegriff eines sinnlosen Zeitvertreibs: Seine Mauer führte nirgends hin und fasste nichts ein. Er behauptete, es sei für ihn entspannend, eine Form von Meditation. Der Kopf würde ganz leer und er befinde sich im Einklang mit der Natur. Sagte er. Vielleicht hatten der Superintendent und Annie eine Menge Gemeinsamkeiten.
      Gristhorpe trug eine schlabberige braune Kordhose, die nur von ausgeleierten roten Hosenträgern gehalten wurde, dazu ein kariertes Hemd, das vielleicht mal eine weiße Grundfarbe gehabt hatte. Er hielt einen dreieckigen Kalkstein in der Hand und blinzelte die Mauer an. Als Banks näher kam, drehte er sich um. Sein vernarbtes Gesicht war durch die Sonne und die körperliche Anstrengung roter als sonst. Auch schwitzte er und sein unbändiger Haarschopf klebte ihm am Schädel. Lag das am Licht oder sah Gristhorpe plötzlich alt aus, fragte sich Banks.
      »Alan«, sagte er. Es war keine Begrüßung und keine Frage. Eine reine Feststellung. Mehr war aus der ausdruckslosen Stimme nicht herauszuhören.
      »Hallo.«
      Gristhorpe zeigte auf die Wand. »Man sagt, ein guter Mauerbauer legt den Stein nicht mehr zur Seite, den er einmal in die Hand genommen hat«, meinte er und sah dann auf den Brocken in seiner Hand hinunter. »Wenn ich nur wüsste, wo ich diesen Schweinehund hinstecken soll.« Er hielt kurz inne und warf ihn dann zurück auf den Haufen, klopfte sich die verstaubten Hände an der Hose ab und kam hinüber. »Was zu trinken?«
      »Etwas Kaltes.«
      »Also Cola. Ich hab welche im Kühlschrank. Wir setzen uns hier nach draußen.« Gristhorpe wies auf zwei Klappstühle, die hinter dem alten Bauernhaus im Schatten standen.
      Banks nahm Platz. Er glaubte ein paar winzige Figuren ausmachen zu können, die über den Kalksteinbruch kraxelten, der sich an Fremlington Hill entlangzog.
      Gristhorpe kam mit zwei Glas Cola nach draußen, gab Banks das eine und setzte sich neben ihn. Zuerst sprach keiner von beiden.
      Schließlich brach Gristhorpe das Schweigen. »Hab gehört, Jimmy Riddle hat dir einen richtigen Fall zu knacken gegeben.«
      »Na ja. Ich glaube, er hält es eher für eine

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