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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hübschen Wellen bis auf die Schultern fielen. Wahrscheinlich reichten sie genau bis an das sexy Tattoo über ihrer Brust.
      »Woran denkst du gerade?«, fragte sie, sah auf und schob eine Strähne hinters Ohr.
      Vielleicht war das der Moment, dachte Banks, ermutigt von seiner guten Laune, es einfach zu versuchen. »Annie, kann ich dich was Persönliches fragen?«
      Sie zog die Brauen hoch, und Banks spürte, wie sich ein Teil von ihr wieder im Dunkeln verkroch. Jetzt war es zu spät. »Sicher«, sagte sie. »Aber ich kann dir nicht versprechen zu antworten.«
      »Schon gut. Was machst du in Harkside?«
      »Wie meinst du das?«
      »Du weißt, wie ich das meine. Du hast eine Stelle im Niemandsland. Das ist ein Ort, wo ungezogene Jungen und Mädchen hingeschickt werden. Du bist clever. Du hast Verstand. Du hast eine große Zukunft vor dir, wenn du willst, aber in Harkside bekommst du nicht die Berufserfahrung, die du dafür brauchst.«
      »Das finde ich ziemlich beleidigend gegenüber Inspector Harmond und den anderen, du nicht?«
      »Ach, komm, Annie. Du weißt so gut wie ich, dass sie damit zufrieden sind. Die haben sich das so ausgesucht. Es ist doch keine Beleidigung zu sagen, dass sie ein leichtes Leben gewählt haben.«
      »Tja, vielleicht hab ich mir das ja auch so ausgesucht.«
      »Ja?«
      »Ich hab nicht versprochen, deine Frage zu beantworten.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund, den Banks noch nicht an ihr gesehen hatte. Die Mundwinkel wiesen nach unten, mit den Fingern trommelte sie auf das Tischtuch.
      »Nein, hast du nicht«, sagte Banks, sich vorbeugend. »Aber ich will dir eins sagen: Jimmy Riddle hasst mich wie die Pest. Er käme nicht im Traum auf die Idee, mir eine Situation aufzutischen, die ich auch nur im Entferntesten angenehm finden würde. Da er weiß, wer du bist, und da das, was inzwischen mit uns passiert ist, nie und nimmer den Höllenqualen entspricht, die er sich für mich ausgedacht hat, frage ich mich jetzt, warum.«
      »Und wartest auf den Haken?«
      »Hm?«
      »Willst du das nicht damit sagen? Du glaubst, es stimmt Was nicht. Du glaubst, es gibt eine Verschwörung gegen dich und dass ich dazugehöre.«
      »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Banks, dem schuldbewusst einfiel, dass er diesen Gedanken tatsächlich gehabt hatte.
      Annie wandte den Blick ab. Ihr Profil wirkte streng. »Annie«, sagte er nach einem kurzen Schweigen. »Ich behaupte nicht, dass ich keinen Verdacht gehabt habe. Aber glaub mir, der einzige Grund, dich danach zu fragen, ist, dass ich inzwischen ... Weil ich Angst habe, dass auch du benutzt wirst.«
      Sie sah ihn kurz mit zusammengekniffenen Augen an, ohne den Kopf zu bewegen. »Und wie?«
      »Keine Ahnung. Was soll ich sonst noch sagen? Riddle muss einen Grund gehabt haben, uns zusammenzustecken, irgendwas, das seiner Meinung nach unangenehm für mich würde. Hoffentlich bist du mit mir einer Meinung, dass es ganz anders gekommen ist. Findest du es falsch von mir, mich zu fragen, was hier los ist?«
      Ihre Züge wurden ein wenig weicher. Sie neigte den Kopf zur Seite. »Vielleicht ist es das ja«, schlug sie vor. »Was er sich ausgerechnet hat.«
      »In welcher Hinsicht?«
      »Dass wir irgendwie zusammenkommen würden, die Vorschriften verletzen und erwischt werden. So könnte er uns beide loswerden.«
      »Nein, das reicht nicht. Das ist zu simpel. Was wir machen, ist ja nicht ... ich meine, das ist genau das, was er vorher auch von mir vermutet hat. Er ist aber viel sadistischer. Und um ehrlich zu sein, glaube ich auch nicht, dass er so clever ist. Wie heißt das noch mal bei Agenten, eine süße Falle? Jimmy Riddle hat keinerlei Absicht, mir Süßes zu geben, höchstens Arsen.«
      »Jimmy Riddle hat dir gar nichts gegeben.«
      »Schon gut. 'tschuldigung, du weißt, was ich meine.«
      Annie schüttelte langsam den Kopf, die dunklen Schatten tanzten durch ihr Haar. Der Nachtisch kam, aber sie ließ ihn vor sich stehen, dann schien sie eine Art Entschluss gefasst zu haben. Sie griff zum Löffel, probierte einmal und sah Banks an. »Gut«, sagte sie. »Ich erzähl's dir, aber nur, wenn du mir auch was erzählst.«
     
    ***
     
    Das Wetter in Yorkshire hat ein sehr ironisches Verständnis von besonderen Anlässen. Am 8. Mai 1945 goss es den ganzen Morgen in Strömen, obwohl es der große Tag des Sieges war. Am frühen Nachmittag hörte er allmählich auf, uns blieben

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