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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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richtig überlegen, fürchten wir das Unbekannte mehr als alles andere.
      Andererseits würde niemand herausfinden, was in jener Nacht geschehen war, wenn sie es nicht verriet. Niemand sonst wusste es. Kein Lebender. Wenn sie sich vorsah, konnte sie ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen.
      Nur eines war sicher: Die Polizei würde zurückkommen; das hatte sie im Blick des Chief Inspectors gesehen. Heute Abend musste sie eine Entscheidung fällen.
     
    ***
     
    »In einem Punkt hast du Recht«, begann Annie. »Ich bin in Harkside, weil ich ungezogen gewesen bin.«
      »Was ist passiert?«
      »Hängt von deinem Standpunkt ab. Sie nannten es Initiationsritual. Ich nenne es versuchte Gruppenvergewaltigung. Pass auf, ich werde nicht sagen, wo es war und wer beteiligt war. Ich sage nur, dass es eine große Stadt war, aber nicht in Yorkshire. In Ordnung?«
      »Ja. Erzähl weiter!«
      »Es ist schwer.« Annie aß ein paar Löffel Mousse au chocolat. »Schwerer, als ich dachte.«
      »Du musst nicht.«
      Sie hob die Hand. »Doch. Jetzt hab ich damit angefangen.« Der Kellner schwebte vorbei, sie bestellten Kaffee. Er ließ sich nicht anmerken, ob er die Bestellung entgegengenommen hatte, doch innerhalb kürzester Zeit stand der Kaffee auf dem Tisch. Annie schob das Nachtischschälchen zur Seite, es war leer. Sie spielte mit dem Löffel.
      »Ich war gerade Sergeant geworden«, sagte sie. »Ist jetzt fast zwei Jahre her. Ich hatte da meinen Dienst in Uniform absolviert und wusste nicht, wo sie mich als Nächstes hinschicken würden. War mir aber egal. Ich war einfach froh, wieder bei der Kripo zu sein nach dem ... na ja, du weißt ja, wie das ist.«
      »Streife gehen? Schichtdienst?«
      »Genau. Egal, wir hatten eine Feier im Stammpub der Polizei. Oben in den >Gesellschaftsräumen<. Ich glaub, ich war stolz wie Oskar. Ich hatte schon immer zu den Jungs gehören wollen. Natürlich waren wir die Letzten. Am Ende waren wir nur noch zu viert. Einer schlug vor, wir könnten bei ihm noch was trinken, und wir anderen waren einverstanden.«
      Sie sprach sehr leise, damit sie niemand hörte. Die Gefahr bestand eigentlich nicht. Das Restaurant war gerammelt voll, überall Gelächter und laute Stimmen. Banks musste sich bemühen, sie zu verstehen, doch die Tatsache, dass sie es ihm beinahe flüsternd erzählte, machte das, was er hörte, noch viel ergreifender. Er trank den schwarzen Kaffee. Wenn die Geräusche der Umgebung zeitweilig schwächer wurden, konnte er die schwelgenden romantischen Takte von Liszts »Liebestraum« erkennen.
      »Wir waren schon alle sternhagelvoll«, fuhr Annie fort, »und ich war die einzige Frau. Ich kannte die anderen nicht besonders gut. Es ging ziemlich wild zu. Ich schätze, durch die Art der Gespräche im Taxi hätte ich wissen müssen, was kommen würde. Du weißt schon: Anmache, sexuelle Anspielungen, zufällige Berührungen, solche Sachen. Meinetwegen kannst du sagen, ich sei naiv gewesen. Die drei machten ständig Anspielungen auf ein Aufnahmeritual, und ständig stießen sie sich an und zwinkerten sich zu, aber ich war betrunken und dachte mir nicht viel dabei, bis wir eine Zeit lang in der Wohnung waren und noch mehr getrunken hatten. Einer zog mich am Arm und fragte, ob ich mit ins Schlafzimmer käme, er meinte, er hätte gemerkt, dass ich es die ganze Zeit gewollt hätte. Ich lachte und schob ihn beiseite. Ich dachte, es wäre ein schlechter Witz. Er wurde sauer. Das Ganze geriet außer Kontrolle. Die anderen beiden hielten mich fest und drückten mich gegen die Rückenlehne der Couch, und er zog meinen Rock hoch, riss meine Unterhose herunter und vergewaltigte mich.«
      Banks bemerkte, dass Annie den Löffel fest mit der Faust umklammert hielt. Ihre Knöchel waren weiß. Sie atmete tief ein und fuhr fort: »Als er fertig war, tauschten sie ihre Positionen, und ich wusste, was kommen würde. Es war, als gäbe es in dem Zimmer keine Individuen mehr; sie waren von diesem blinden männlichen Trieb beherrscht und ich war das Objekt. Der Trieb war stärker als alles, als Gewissen und Anstand. Das ist schwer zu beschreiben. Ich hatte furchtbare Angst, aber in den paar Minuten war ich verdammt schnell nüchtern geworden. Sobald ich eine Gelegenheit sah, entwand ich mich ihrem Griff, trat dem, der mich vergewaltigt hatte, so fest ich konnte in die Eier und traf einen mit dem Ellenbogen am Kinn. Ich hab mal Kampfsport gemacht. Ich weiß nicht, wenn ich nicht betrunken

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