Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
in solchen Zeiten, wenn alles so düster ist, heitern einen die kleinen Dinge zwischendurch auf. Ein Stück Rindfleisch, eine neue Lippenstiftfarbe, ein kleiner Whisky, eine Schachtel Zigaretten. Neue Strümpfe. Er ist ein Schatz.«
      »Was ist mit Billy Joe? Hat er dir noch mal Ärger gemacht?«
      »Nein, eigentlich nicht. Ich hab ihn letztens getroffen. Ich hatte den Eindruck, dass er sich insgeheim freute, dass Matt zurückgekommen ist und mir und Brad alles verdorben hat. Er hatte auch so einen Blick drauf, als ob er meinte, er könnte mich noch mal ins Bett kriegen. Ich glaube, es ist ihm scheißegal, wie es mir bei der ganzen Sache geht.«
      »Tja, sicher. Ich muss sagen, ich habe ihm nie richtig getraut. Er hat einen gehässigen, gewalttätigen Zug, weißt du?«
      »Billy Joe? Ach, ich komme mit ihm zurecht. Er ist eigentlich nur ein großes Kind.« Sie lehnte sich wieder gegen den Baum. »Aber du hast recht, er kann brutal sein. Das mag ich nicht an Männern.« Sie hielt inne und wandte den Blick ab. »Hör mal, Gwen, ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen soll, aber ich muss mit jemandem drüber sprechen. Ich hab Probleme mit Michael.«
      »Mit Michael. Du liebe Güte. Du willst doch nicht sagen, dass ...«
      »Red kein dummes Zeug, Gwen. Der Mann interessiert sich nur für Jungen. Je jünger, desto besser. Nein. Na, jetzt muss ich es dir wohl sagen, aber du darfst keinem was davon erzählen. Versprochen?«
      »Der Tag der Geständnisse. Gut, versprochen.«
      »Vielleicht hast du mitbekommen, dass ich im letzten Sommer und Herbst ziemlich oft in seinem Atelier war.«
      »Ja.«
      »Rat mal!«
      »Hat er dich gemalt?«
      »Ah! Du hast es erraten!«
      »Na, das war ja nicht schwer. Schließlich ist er Maler. Aber das ist ja toll, Gloria. Kann ich es sehen? Ist es fertig?«
      »Ja. Und es ist sehr gut geworden.«
      »Und wo ist dann das Problem?«
      »Es ist ein Aktbild.«
      Ich schluckte. »Du hast nackt für Michael Stanhope Modell gestanden?«
      Sie lachte. »Warum nicht? Die Gefahr war ja nicht sonderlich groß, dass er versuchen würde, mich anzupacken, oder? Aber es geht darum, dass ich gestern bei ihm vorbeigegangen bin und ihn angefleht habe, es nicht auszustellen, noch nicht mal privat zu verkaufen, solange Matthew noch lebt. Ich weiß, es sieht aus, als ob er wie ein Toter herumsitzt, wenn er nicht in den Pub geht und sich in den Schlaf trinkt, aber ich weiß einfach nicht, wie es auf ihn wirken würde. Und ob überhaupt. Die Sache ist, ich will es nicht riskieren. Du weißt ja, wie das Dorf ist. Matthews Zustand hängt schon jetzt an einem seidenen Faden. Wer weiß, ob es ihm nicht den Rest geben würde, wenn er ein Aktgemälde von seiner Frau sähe, das gemalt wurde, während er in einem japanischen Kriegsgefangenenlager litt.«
      »Das klingt einleuchtend«, bestätigte ich. »Was sagt Michael Stanhope dazu?«
      »Ach, am Ende war er einverstanden. Aber er findet es nicht gut. Er hält es für eins seiner besten Werke, blablabla, es öffnet ihm den Weg in eine neue Richtung und so weiter. Er meint, er bräuchte neuen Schwung für seine Arbeit und den bekäme er durch den Akt. Außerdem meint er, Matthew würde es eh nicht mitbekommen, und selbst wenn er es sähe, würde er nicht erkennen, wer darauf zu sehen ist. Wahrscheinlich hat er Recht. Ich stelle mich an.«
      »Aber er war einverstanden?«
      »Er hat sich in einem fort beklagt, aber ja, am Ende war er einverstanden. Er spielt gerne den bärbeißigen Spötter, aber tief im Innern ist er sehr anständig. Er hat ein gutes Herz.«
      Und das war alles. Wir gingen zurück nach Hobb's End, erfreuten uns am Gesäusel des Windes in den Blättern und von den Liedern der Vögel oben im Laubwerk.
      Ich sah Gloria erst einige Tage später wieder, am Nachmittag des 7. Mai, da war bereits bekannt, dass Deutschland kapituliert hatte. Der Krieg war vorbei, überall hängten die Leute Fahnen auf und schlossen die Geschäfte.
      Die letzte Party hatte begonnen.
     
    ***
     
    »Und? Wie war der Film?«, fragte Banks, als er Annie um neun Uhr vor dem Odeon am Leicester Square traf. Sie hatte sich das jüngste überteuerte, mit Spezialeffekten vollgestopfte Machwerk von einem der hoch gehandelten Regisseure angesehen, die früher nicht über Fernsehwerbung hinausgekommen waren.
      »Nicht besonders«, sagte Annie. »Es gab wohl ein paar gute Stellen.«
      »Welche?«
      »Das Ende,

Weitere Kostenlose Bücher