Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson

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Wolken und leichte Schauer. Über Mittag machte ich den Laden zu, Gloria kam vom Hof herunter. Am Nachmittag ließen wir Mutter und Matthew allein und radelten zu zweit nach Harkside, wo wir uns im Lyric eine Matinee von Das Phantom der Oper ansahen.
      Überall in Harkside hörten wir die Leute aufgeregt von Feiern und Tänzen sprechen; auf den Straßen hängten sie Papierschlangen auf und rollten die Fahnen aus. Überall läuteten die Kirchenglocken. Auf der Dorfwiese stießen wir auf Bekannte, die uns vorschlugen, abends zum Tanz ins Mechanics Institute zu kommen, auf den eine große Straßenparty folgen würde. Die Amerikaner aus Rowan Woods seien auch da, versicherte man uns. Wir antworteten, wir würden versuchen, so schnell wie möglich zu kommen, wir müssten nur vorher ein wenig in Hobb's End feiern.
      Nach dem Abendessen kam die Sonne durch die zerrissenen schwarzen Wolken und schickte ihre Strahlen in den Wald. Bald waren alle Wolken verschwunden, und es wurde ein wunderschöner, warmer Maiabend, wie man ihn sich nur wünschen konnte, das Gras grün und feucht vom Regen.
      Gloria schenkte mir ein Paar Seidenstrümpfe, das sie von PX bekommen hatte, und half mir beim Schminken. Zuerst verbrachten wir eine gute Stunde auf dem Straßenfest in Hobb's End. Man hatte kleine Tische herausgeholt und sie zu einer langen Reihe auf der High Street gruppiert. Aber es war langweilig, denn es lebten nur noch wenige im Dorf. Die Veranstaltung glich eher einer Totenwache als einer Siegesfeier.
      Mutter saß mit einer ihrer Freundinnen, Joyce Maddingley, an einem der Tische und mahnte uns, wir sollten uns ' benehmen, als wir mit Cynthia Garmen nach Harkside aufbrachen. Matthew hatte nicht aus dem Cottage kommen wollen; er rührte sich nicht von der Stelle. Mutter sagte, wir sollten uns keine Sorgen machen, sie würde von Zeit zu Zeit nach ihm sehen und darauf achten, dass es ihm gut ginge.
      Wir drei machten uns auf, wir nahmen den langen Weg über die Straße, damit wir vom Gras keine nassen Stöckelschuhe und Füße bekamen.
      In Harkside ging es viel ausgelassener zu als in Hobb's End. Die meisten Soldaten und Flieger der nahe gelegenen Stützpunkte waren gekommen, überall schwirrten Menschen in Uniformen herum. Von dem Augenblick an, als wir die Dorfwiese erreichten, wurden wir von dem verrückten Treiben mitgerissen. Gloria brauchte nicht lange, um Brad zu finden. Billy Joe war mit seiner neuen Freundin da und auch PX zockelte herum. Mit plötzlicher Heftigkeit vermisste ich Charlie, dann versuchte ich, das Hochgefühl des Sieges auszukosten.
      Zuerst gingen wir zum Tanz. Eine Bigband spielte Melodien von Glenn Miller, Duke Ellington und Benny Goodman und die Leute warfen immer wieder bunte Papierschlangen aufs Parkett.
      Draußen auf den Straßen hörte man Feuerwerk und vor Glück jauchzende Menschen. Als ich irgendwann mit Billy Joe Walzer tanzte und zu erklären versuchte, wie sehr uns Matthews Pflege in Beschlag nahm, bemerkte ich, wie sich Gloria und Brad verdrückten. Es dauerte über eine Stunde, bis ich sie das nächste Mal sah, Gloria hatte sich nachgeschminkt. Die Laufmasche in einem Strumpf konnte sie jedoch nicht verbergen. Ich beschloss, nichts zu sagen. Seit unserem Gespräch vor ein paar Tagen hatte ich viel über Gloria nachgedacht und was sie opferte, um Matthew zu pflegen, und war zu dem Entschluss gekommen, dass sie ihre kleinen Freuden verdient hatte, solange sie diskret damit umging.
      Die Band spielte noch immer, als wir uns auf die Straße schoben. Auf der Dorfwiese brannte ein gewaltiges Freudenfeuer, drum herum sangen und tanzten die Menschen und schossen Feuerwerkskörper ab, als wäre Guy Fawkes Night. Die Luft war erfüllt von beißendem Rauch, und der Himmel leuchtete in bunten Farben. Jemand hatte ein Bild von Hitler gemalt, das nun oben auf das Feuer gehoben wurde. Alle waren betrunken. Ich weiß nicht, wo Cynthia geblieben war. Ich stand bei einer Gruppe und konnte durch die Flammen sehen, dass sich Gloria und Brad stritten. Jedenfalls sah es so aus, als würden sie sich anschreien, aber bei dem Gesang und den Explosionen konnte ich nichts verstehen.
      Irgendwann gingen wir in ein Haus und tranken dort Whisky. Es war eine ausgelassene Party. Die Gäste standen wie Sardinen gedrängt, und als ich mich durch die Massen zur Toilette kämpfte, wurde ich am ganzen Körper angefasst. Das Haus war von Qualm erfüllt, er brannte mir in den Augen. Gloria tanzte,