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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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schließlich war er ihre Sühne, und deshalb hätte sie ihn nie verlassen, deshalb war sie jetzt tot. Gloria wollte, dass ich das tat.
      Weitere Ausreden hatte ich nicht. Der Verdunkelungsstoff lag immer noch aufgerollt unter den Fenstern im Wohnzimmer, seit ich Gloria vor ein paar Monaten geholfen hatte, ihn abzunehmen. Ich trug ihn in die Küche und schob Gloria vorsichtig darauf, dann wickelte ich ihn fest um sie, wie ein Leichentuch. Bevor ich fertig war, beugte ich mich vor, küsste sie sanft auf die Stirn und sagte: »Auf Wiedersehen, süße Gloria. Auf Wiedersehen, mein Schatz.« Sie war noch warm.
      Wo konnte ich sie verstecken? Der einzige Ort, der mir einfiel, war der alte Schuppen, der nie benutzt wurde. Im Licht einer kleinen Öllampe begann ich, das Loch auszuheben. Ich wollte tiefer graben, aber ich schaffte nicht mehr als ungefähr einen Meter, bis ich erschöpft aufgab. Ich ging zurück ins Haus, Matthew hatte sich nicht von der Stelle bewegt, und irgendwie brachte ich die Kraft auf, die Rolle Verdunkelungsstoff nach draußen zu schleppen und in das Loch gleiten zu lassen. Es war niemand unterwegs. Das Cottage nebenan stand leer, hinter dem Haus war kein Licht zu sehen und kein Laut zu hören. Nur der schwarze Nachthimmel und die mitleidlosen Sterne.
      Die Tränen liefen mir die Wangen hinunter, während ich das Loch wieder zuschaufelte. Ein paar schwere Steinplatten standen gegen die Wand gelehnt. Ich hievte sie auf das behelfsmäßige Grab. Mehr konnte ich nicht tun.
      Blieb noch das Innere des Hauses. Zuerst fegte ich die Glasscherben, die verstreuten Teeblätter und das Kakaopulver zusammen und stellte die Dosen zurück in den Schrank. Wie schon gesagt, es war nicht viel Blut vorhanden, ich konnte die Flecken ohne Schwierigkeiten vom Boden schrubben. Vielleicht waren noch irgendwo Spuren vorhanden, aber niemand würde es als das erkennen, was es war. Wenn alles nach Plan verlief, würde nicht mal jemand danach suchen.
      Jetzt schreibe ich »Plan«, aber es war nur das, was ich mir ausdachte, während ich Gloria vergrub. Ich musste eine Erklärung für ihre Abwesenheit finden.
      Nachdem ich Matthew hatte nach oben führen, waschen und ausziehen können, brachte ich ihn ins Bett. Sein blutverschmiertes Hemd und die Hose steckte ich in einen kleinen Koffer und legte so viele von Glorias Lieblingskleidern dazu, wie hineinpassten. Dann suchte ich ihre persönlichen Habseligkeiten zusammen und tat sie ebenfalls in den Koffer.
      Nachdem ich die Küche noch einmal gründlich kontrolliert hatte, um sicherzugehen, dass ich alles Verdächtige fortgeschafft und so gut ich konnte aufgeräumt hatte, verfasste ich eine Nachricht auf dem Papier, das ich vorher für Matthew geholt hatte. Glorias kindliche Handschrift war einfach nachzuahmen. Danach trug ich den Koffer über den hinteren Weg zum Laden. Ich wollte Matthew nicht allein lassen, weiß Gott nicht, aber was sollte ich tun? Es musste alles mehr oder weniger normal aussehen. Ihm schien das Geschehene nicht bewusst zu sein, und ich hatte keine Ahnung, wie es ihm am nächsten Tag gehen würde, ob er sich erinnern würde, was er getan hatte, ob er Schuld oder Reue empfinden würde. Würde er überhaupt merken, dass sie nicht mehr da war?
      Früh am nächsten Morgen ging ich ins Bridge Cottage, Matthew lag noch im Bett, ich »fand« die Nachricht und erzählte dann allen, die ich kannte, auch Mutter, dass Gloria in der Nacht fortgelaufen war, weil sie das Leben mit Matthew nicht mehr ertragen konnte. Sie würde ihn lieben, für alle Zeiten, aber sie könne nicht für ihr Verhalten bürgen, wenn sie Bliebe. Dann zeigte ich ihnen den Zettel, auf dem genau das geschrieben war. Am Ende stand, wir sollten nicht nach ihr suchen, weil wir sie nie finden würden.
      Es gab keinen Grund, die Polizei zu rufen. Alle glaubten dem Zettel. Hatte mir Gloria nicht schon erzählt, sie hätte die Leute reden gehört, sie würde bei der erstbesten Gelegenheit mit einem Ami durchbrennen? Natürlich war sie nicht mit einem Ami durchgebrannt, und zumindest Brad würde das wissen, aber darum wollte ich mich kümmern, wenn es so weit war.
      Ich gab Bridge Cottage auf, verkaufte die Einrichtung, darunter die Musiktruhe und die Schallplatten, die Gloria so geliebt hatte, und holte Matthew zurück zu uns, wo er über dem Laden wohnte.
      Eines Abends, als Mutter bei Joyce Maddingley war, holte ich Matthews blutverschmierte Sachen und Glorias Kleider hervor

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